Vor Zehn JahrenDie Sonne scheint auf mich herab, das Wasser plätschert und geniesserisch schliesse ich meine Augen, um den Moment voll auszukosten. Auf meinem Badetuch liegend, erhole ich mich für diesen Moment von dem Alltagsstress. Es gibt nicht viele freie Stunden in meinem Leben, aber wenn ich mal in den Genuss komme, versuche ich, mich so viel wie möglich zu entspannen.
Früher war ich jede freie Minute am Trent River und habe das Leben genossen, aber zurzeit setzt mir mein Studium mehr zu, als ich es zugeben möchte. Mein Kunststudium mit dem Nebenfach Marketing hat es wirklich in sich. Eigentlich bin ich nur noch in der Bibliothek oder in meinem Zimmer und lerne für die Klausuren, aber heute habe ich mir gedacht, dass ich mal wieder eine kleine Auszeit benötige.
Nicht einmal in den Semesterferien kann ich mich zurücklehnen, da ich zusätzlich an einer Kochakademie Unterricht nehme, um meine Backkünste zu verbessern. Meine Eltern machen sich seit Monaten Sorgen um mich, deswegen waren sie auch froh, als sie gesehen haben, wie ich meine Strandtasche gepackt habe und zum Fluss aufgebrochen bin.
Immer wieder versuchen sie mir einzureden, dass ich einen Gang runterschalten und mich nicht verausgaben soll. Aber es macht mir Spass an diesem Kurs teilzunehmen und Neues zu lernen. Backen ist meine Leidenschaft, die mir niemand wegnehmen kann. Nicht einmal mein Studium.
Faith und ich haben uns zusammengerauft und beschlossen, uns in unserem Studium aufzuteilen. Da sie besser mit Zahlen umgehen kann, hat sie sich für die Buchhaltung entschieden, dass wenn wir einmal unser eigenes Café eröffnen, wir unsere Bereiche bereits aufgeteilt hätten. Meine Stärke ist die Kreativität, somit ist es logisch, dass ich mein Hauptfach in Kunst absolviere.
Ein Ball fliegt auf mich zu und um Haaresbreite hätte er mich am Kopf getroffen, wenn ich mich nicht rechtzeitig geduckt hätte.
"Pass auf, Zimtschnecke."
Verwirrt runzle ich meine Stirn und schaue auf die Gruppe Jungs, die mir fröhlich zu winken. Genervt verdrehe ich die Augen, da ich unter ihnen den charmanten Hunter James erblicke. Einer der beliebtesten Männer in unserer Stadt. Gutaussehend, muskulös, wahnsinnig charmant und unglaublich nervig.
Diese Begriffe beschreiben ihn ziemlich genau.
Seit er vor Jahren eine meiner Zimtschnecken probiert hat, versucht er mich jedes Mal zu überzeugen, für ihn zu backen. Sie haben ihm so gut geschmeckt, dass er mir seitdem diesen bescheuerten Kosenamen verpasst hat.
Die ganze Gruppe kommt auf mich zu und grinst verschwörerisch. Skeptisch ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und warte ab, was sie sich dieses Mal ausgedacht haben. Hunter setzt sich hinter mich, schlingt seine Arme um mich und zieht mich an sich ran.
Ach, das habe ich total vergessen.
Seit diesen Zimtschnecken, flirtet er jede mögliche Sekunde mit mir. Es setzt seinem Ego mehr zu, als er zugeben möchte, da ich ihn immer wieder abblitzen lasse.
"Hast du wieder gebacken, Zimtschnecke?", raunt er in mein Ohr und hinterlässt eine Gänsehaut auf meinem Körper. Auch wenn ich versuche meinem Verstand auszureden, diesem Mann zu verfallen, reagiert mein Körper von allein.
"Tut mir leid, dass ich dich fast getroffen habe", entschuldigt sich John mit einem verschmitzten Lächeln bei mir. Die Reue kann man ihm gar nicht ansehen und ich vermute, dass es geplant war. Immerhin war er einer der besten Spieler in unserem Footballteam der Schule.
"Ja, du mich auch", grinse ich ihn an, was uns alle zum Lachen bringt. "Um auf deine Frage zurückzukehren, ja ich habe wieder gebacken", wende ich mich Hunter zu und lächle ihn zuckersüss an.
Seine Miene hellt sich auf und auch seine Augen beginnen zu funkeln. Es ist immer wieder erstaunlich, wie simpel man die Jungs glücklich machen kann. Einfach einen Teller mit diversen Köstlichkeiten servieren und schon sind sie zufrieden.
"Kommst du auch zu Dylans Hausparty?", erkundigt sich Lewis.
Kurz lasse ich mir diesen Vorschlag durch den Kopf gehen und seufze auf. Ich habe für diese Aktivitäten schlicht weg keine Zeit.
"Nein", sage ich knapp und hole Erdnussbuttercookies aus meiner Tasche.
Alle von ihnen greifen zu und ich kann das Schmatzen von jedem Einzelnen hören.
"Wieso nicht?", will John wissen.
"Ich muss noch eine Arbeit schreiben, die ich nach den Semesterferien abgeben muss und ich hab noch nicht mal angefangen." Verblüfft starren mich alle an.
"Du willst uns doch nicht erzählen, dass du an einem Samstagabend eine Hausarbeit schreibst?", hakt Hunter nochmals nach.
Doch, das habe ich gerade getan.
Mir ist es wichtig, mein Studium mit Bestnote abzuschliessen. Deswegen kommt im Moment mein eigenes Vergnügen an hinterer Stelle.
"Das glaube ich jetzt nicht. Du musst mitkommen", versucht Lewis mich zu überreden. Auch die anderen beiden nicken zustimmend und schauen mich mit grossen Augen an. Sie haben sogar ihre Unterlippen vorgeschoben und bringen mich damit zum Lachen. Ich kann sie gar nicht ansehen, da sie diesen Schmollmund perfekt beherrschen und sich sicher bewusst sind, wie er auf andere Menschen wirkt.
"Hört auf, mich so anzusehen", rufe ich laut aus und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
"Komm schon, Zimtschnecke. Ich verspreche dir, dass wir Spass haben werden", zwinkert mir Hunter zu. Die Zweideutigkeit ist niemandem von uns entgangen und schockiert schaue ich auf. Eine leichte Röte ziert meine Wangen und entsetzt schüttle ich meinen Kopf.
"Nicht diese Art von Spass, auch wenn ich nicht abgeneigt wäre, falls du doch Lust hättest", zieht er mich auf und macht es nicht besser damit. Am liebsten würde ich ihm für diese Aussage eine reinhauen. Aber im Moment muss ich mich mit einem Klaps auf dem Arm zufriedenstellen.
"Du bist ein Idiot, Hunter James."
"Ich weiss, Zimtschnecke. Also was sagst du, kommst du mit?"
Schweigend sehen uns Lewis und John bei unserer Unterhaltung zu und verspeisen noch einen Cookie. Dass sie schnell weg sind, habe ich mir bereits gedacht, als ich sie ausgepackt habe. Resigniert seufze ich auf, was Hunter als seinen Sieg verbucht und mit John einschlägt.
"Okay, ich komme mit", gebe ich nach.
Ich hoffe, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen werde. Meine Aufregung hält sich noch in Grenzen und ich bin noch ziemlich skeptisch. Vielleicht bleibe ich auch Zuhause und sie merken nicht einmal, dass ich nicht aufgetaucht bin. Das ist wohl die bessere Entscheidung und ich kann mich voll auf den Aufsatz konzentrieren.
"Gut. Ich hol dich um halb Acht ab. Zieh dir was Schönes an, Zimtschnecke."
Den letzten Satz flüstert er mir leise ins Ohr, damit es niemand anderes hören kann und haucht mir danach einen Kuss auf den Nacken.
"Ich freu mich auf dich."
Was habe ich mir bloss wieder dabei gedacht?
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| H E A R T B A T T L E | ✔
Romansa[𝗪𝗔𝗧𝗧𝗬𝗦 𝗪𝗜𝗡𝗡𝗘𝗥 𝟮𝟬𝟮𝟮] Nach seinem langjährigen Einsatz im Sudan kommt Hunter James wieder nach Hause. Über die ganzen Jahren hat ihn nur ein Gedanke am Leben erhalten. Der Gedanke, die Frau wieder in den Armen zu halten, die er zurück...