6. - Adler

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04. Juli 2012
Sendai-City-Sporthalle der Oberschulturniere
>POV: Tooru Oikawa<

Ich... bin... ein... Idiot! Wieso kriege ich das einfach nicht hin?! Ich mach doch schon alles. Ich trainiere durchgehend. Warum bin ich noch immer so schlecht? Mein Körper zittert vor Erschöpfung. Meine Kehle brennt. „Oikawa, du hast dein Bestes gegeben", sprach eine sanfte Stimme auf mich ein. Nein, das war nicht das Beste! Ich hätte mehr tun müssen. Hätte ich den letzten Ball zu Mattsun gespielt, wäre es anders gelaufen. Hätte ich den Ball davor sauber angenommen, wären wir länger im Spiel. Ich habe den Lauf zerstört, in dem ich eine Finte machte. Das war mein Fehler. Wegen mir haben wir gegen die Shiratorizawa verloren! Ich raufte mir die Haare. Es ist meine Schuld! „Hey, alles gut. Das nächste Mal schaffen wir es schon", sagte der nächste. Es ist unser letztes Jahr, wodurch wir nur eine Chance haben, ehe es vorbei ist. Wieso können wir nicht gewinnen?! „Ich verstehe dich zwar, ab-..." Ich schlug Makkis Hand weg und starrte mein Team, sowie meine Freundin wutentbrannt an. Die verstehen es nicht! „Ihr versteht mich nicht! Ich wollte ihn besiegen! Es war unsere letztes Oberschulturnier, vor den Frühlingsturnier-Spielen, und ich habe alles falsch gemacht als Zuspieler. Redet mich nicht gut, wenn ich es nicht bin! Hört auf mit dem Scheiß. Keiner von euch versteht mich. Niemand! Ich gehe", brüllte ich sie an und schnappte mir beim Vorbeisausen meine Tasche, bevor ich die Halle verließ. Niemand versteht mich!

Die frische Abendluft traf auf meine verschwitzte Haut. Ich habe wieder gegen Ushijima verloren. Den Sieg schaffe ich seit Jahren nicht und ich weiß nicht warum. Ich gebe alles und es recht nicht. Es hat nie gereicht. „Oikawa-san!" Mein hochroter Kopf schnellte in die Richtung woher diese hohen Stimmen herkamen und sah einige Mädchen in der Uniform der Aoba-Johsai-Oberschule. Tz, Fangirls. „Yaho, sorry, Mädels, ich muss aber jetzt schnell los", redete ich mich raus. Diese Weiber gehen mir auf den Sack. Ich schmiss mir meine Sporttasche über die Schulter und fing an zu joggen in Richtung meines Hauses. Eigentlich würden wir mit dem Bus zurückfahren. Aber ich muss weitertrainieren. Meine Ausdauer stärken und mich weiter anspornen. Das nächste Mal gewinne ich! Egal, was ich tue oder wie ich etwas mache, es geht schief. Meine Bemühungen waren nutzlos. Ich muss nach Hause und mir das Spiel nochmal ansehen. Die Fehler aufzeichnen und studieren. Immer und immer wieder. Nur so kann ich Ushijima besiegen. Nur so kann ich besser werden! Ich verschnellerte meinen Lauf. Ich darf nicht stehen bleiben. Mein Problem ist meine Faulheit. Viel zu viele lenken mich ab. Wenn ich die Trainingszeiten verlängere und neue Strategien verwende schaffen wir es gegen die Adler, immerhin besiegte ich meinen zuckersüßen Zögling. Sein Blick bei der Niederlage war so berauschend, doch besser wäre es, wenn Ushijima derjenige wäre, der unter meinem Talent zerbricht. Er wird vor Ehrfurcht winseln!

Meine Beine wurden immer langsamer, ehe ich komplett stehen blieb. Langsam nahm ich meine Umgebung wieder wahr und realisierte in welchem Bezirk ich gelandet bin. Nur noch bisschen. Meine Hand wanderte zu meiner Hosentasche, woraus ich mein Handy zog. Unglaublich viele Nachrichten, jedoch interessierte mich nur ein Chat. Hajimes. Nur er kann ansatzweise meinen Frust verstehen, immerhin durchlaufen wir dieselben Probleme, doch er ist nicht gefangen in einer Beziehung. Kazumi hält mich auf, wegen ihr verschwende ich kostbare Zeit, doch sie ist genauso wichtig. Ich tippte nun auf den Anruf von Hajime. „Hey, ich bin in Tagajo, also nicht so weit entfernt. Es tut mir leid, aber ich war einfach durch. Kannst du das bitte Kazumi berichten. Ich brauch kurz Abstand", gestand ich keuchend. Hajime konnte ich immer vertrauen. Er kennte mich am besten und er weiß, wie ich zu allem stehe. „DEIN ERNST?! Ich rede mit ihr, okay, aber du gehst jetzt sofort nach Hause und ich komme nach", brüllte er mit voller Kraft, weshalb ich mein Handy kurz weghielt. Normale Leute, die ihn nicht kennen, würden nun eingeschüchtert sein, jedoch bereitete es mir ein Schmunzeln. Ich hätte nichts anderes von ihm erwartet. „Ach, Iwa-chan, du bist immer so laut! Okay, bis später", säuselte ich, ehe ich auflegte. Iwa-chan, ein Spitzname den ich ihm in der Mittelstufe gab. Na ja, zuerst nannte ihn so ein Mädchen, welche er mochte, deshalb übernahm ich es, doch als sie ihn korbte, fand er es nur noch nervig. Ja, er hatte nie Glück, aber was soll ich bitte sagen? Mich umzingeln tagtäglich etliche, obwohl ich eine Freundin habe, aber so gut läuft es auch nicht. Nichts läuft so wie es sein sollte. Ich bin doch der beste Zuspieler in der Präfektur, dennoch verliere ich ständig! Ich werde nie meine Ziele erreichen können. Plötzlich vibrierte mein Handy nochmals, weshalb ich mein Fokus daraufsetzte. „Wenn du dich jetzt nicht los machst bist du Geschichte", las ich Iwas Nachricht vor. Was würde ich nur ohne dich tun? Ein kleines Lächeln huschte auf mein Gesicht und joggte los. Ich will Iwalein nicht warten lassen!

Ich riss meine Tür keuchend auf und erblickte schon den Stachelkopf auf meinem Bett liegend. Der hat sich echt hier eingenistet. Okay, das macht er schon lange, jedoch stört es mich nicht. Wir sind ja beste Freunde. Es ist aber unglaublich ungewohnt, ihn so ruhig zu sehen. Er schweigt oft und dann explodiert ein Vulkan in ihm, dieser Umschwung wird jedes Mal noch amüsanter. „Ich bring dich für dein Grinsen um, Shittykawa", knurrte er mir zu. Huch, da wurde ich wohl erwischt. „Sei nicht so mürrisch, Iwa-chan!" Mit einem strahlen in meinem Gesicht ließ ich mich auf der Bettkante nieder. Ich bin froh, dass er bei mir ist, wenn ich nicht weiterweiß. Seine Anwesenheit erinnert mich daran, wer ich wirklich bin und für was ich trainiere. Ich holte wie benommen mein Handy aus der Tasche und suchte direkt das Spiel von heute, welches ich natürlich fand, sowie anschaltete. Mein Einstiegsaufschlag war zu lasch. Hätte ich mehr auf Ushijima statt auf den Zweitklässler gezielt, wäre er vielleicht nicht angenommen wurden. Er ist zwar stark, aber seine Annahmen sind nicht die besten. Das erste Zuspiel der Gegner galt dem 'Guess Monster', der jedoch geblockt wurde. Der erste Satz verlief ganz gut, aber dann machte ich zu viele Fehler. „Über was denkst du nach?" Sein Atem streifte meinen Nacken, wodurch sich die Härchen aufstellten. „Meine Annahme war hier ziemlich wackelig", ich deutete auf die eine Stelle im Clip. Wäre ich mehr mitgegangen, wäre es für Yahaba leichter den Ball weiterzuspielen. „Die Annahme war stark, wie die, die du beim Training perfektioniert hast", versicherte er mir. Nein, diese Annahme kann man nicht perfekt nennen, das war Amateurhaft. „Scheiße, mein Aufschlag ist ja da ins Aus geflogen", zischte ich frustriert. Das Problem habe ich fast verdrängt! Morgen muss ich wieder daran arbeiten, denn es war peinlich, wie plötzlich jeder still war, ehe das Anfeuern der Shiratorizawa begann. Niemand hatte dieses Fauxpas von mir erwartet. „Das passiert jeden Mal." Nein, jeder Aufschlag von den anderen kam rein. Ja, einige wurden angenommen, aber sie flogen nie ins Aus! „Heute war ein Drecks Tag! Das war das schlimmste Zuspiel, welches ich dir gegeben hab", fluchte ich, als ich meine letzte Vorlage erblickte. Das ist grottig! Und ich nenne mich Zuspieler, der Beste aus Miyagi?! „Assikawa, hör auf dich nieder zu machen und verleugne dein Talent nicht! Das war eine der besten Vorlagen, die du mir geben konntest! Es war nicht dein Fehler, ich habe ihn nicht reinbekommen. Wenn du sagst, du hättest verloren, dann ziehst du das Team runter. Wir spielen zusammen und nicht du allein. Hör auf damit! Du bist stärker als alle anderen, also lass es!", brüllte er mich an. Seine Hände lagen an meinen Schläfen und seine Augen bohrten sich in meine. „Oi, Hajime, seit wann gibst du mal so viele Komplimente", kam es von mir. Ich weiß, in so einer Situation hält man die Fresse oder bedankt sich, allerdings konnte ich diesen Kommentar nicht unterdrücken. „Seit du angefangen hast dein Ego umzubringen!" Okay, das kam echt unerwartet. Vielleicht benehme ich mich mehr daneben, weil es unser letztes Jahr ist und ich nicht verkacken will, doch dieses Oberschulturnier ist nun für uns gestrichen, wegen mir. Fuck...

„Du hast irgendwas mit Mord heute", stellte ich fest, als ich mich von ihm löste. Wieso machte mich gerade seine Nähe, der Kontakt, so nervös? Vielleicht weil ich Iwa selten so nett und wütend zugleich sah. „Liegt vielleicht daran, dass deine Freundin mich fast geköpft hat. Sie war echt aufgebracht, weil du einfach abgehauen bist. Dazu, dass du ihre Nachrichten oder Anrufe nicht beachtetest. Du musst das irgendwie wieder gut machen." Der braunhaarige kratzte sich genervt am Nacken und lehnte sich an der Wand an. Kazumi ist angepisst auf mich? Ich war einfach am Ende wegen der Niederlage, das sollte sie doch wissen? Volleyball ist nun mal alles und ich brauchet ein kühler Kopf, ehe ich etwas mit ihr unternommen hätte. „Mach ich", murmelte ich zur Antwort.

„Tooru", mein Blick wanderte zu meinem besten Freund „Du hast klasse gespielt."
„Nein, wir haben klasse gespielt."

(Wörteranzahl: 1499)

AdiósWo Geschichten leben. Entdecke jetzt