13. - Warten

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30.11.2012
Aobayama-Park/ Miyagi-Präfektur
>POV: Hajime Iwaizumi<

Wie sah das damalige Leben aus? Ich glaube, diese Frage habe ich als kleines Kind oft gestellt. Viele Stunden hatte ich hier verbracht, um diese Statur zu inspizieren. Ein legendärer Samurai sitzt auf seinem Pferd. Es sieht so lebendig aus, als würde gleich der Reiter die Gegend erkunden. Ich wollte immer ein Samurai sein, seltsamer Traum. Aber den Wunsch hatte ich mit sieben oder sogar noch jünger, nun bin ich achtzehn und trage andere Wünsche in mir. Das zeigt nur, dass die Zeit alles ändert. Damals kam ich mit Freude hier her, um zu spielen. Der Aobayama-Park in Sendai war mein Ruheort. Ich suchte nach Käfern oder erkundete die hintersten Ecken, immer ungestört. Doch nun, wenn ich herkomme, ist es anders. Aoba-Johsai ist um die Ecke, aber auch die alte Burganlage und das Museum, Ruhe herrscht in diesem Park nicht mehr. Schüler genießen in diesem öffentlichen Ort ihre Pause, Touristen entdecken die Kultur und ich stehe mitten drin und warte.
Ich warte.
Ich warte auf meinen besten Freund. Und wenn ich ehrlich bin, reicht mir diese Bezeichnung nicht mehr. Was für nicht mehr? Ich sollte aufhören mich zu belügen. Es hatte mir nie gereicht. Ich wollte schon immer mehr und dieser Schmerz in mir macht mich verrückt. Ich möchte sein Freund sein und nicht irgendwer, nicht irgendein bester Freund. Ich war lange Zeit so neidisch auf deren Beziehung, die gescheitert ist. So sollte ich eigentlich nicht fühlen. Ich müsste ihn unterstützten, freundschaftlich, aber es geht nun mal nicht. Immer wenn ich es versuche, kommen diese Gefühle auf und alles wird mir zu viel. Die Liebe mischt sich mit Wut und das bekommt er ab. Ich bin einfach so ein Bastard. Ich will mich selbst nicht mal akzeptieren. Nein, ich habe es schon akzeptiert. Ich liebe Tooru, doch ich weiß, er erwidert es nicht. Nachdem Kazumi Schluss gemacht hatte, dachte ich, es gebe Hoffnung, Illusion. Am Anfang des Monats hat er es mir doch bewiesen mit seiner Entscheidung. Ich bin noch immer so wütend.

Vielleicht will ich mich mit ihm heute hier treffen, damit er die Vorteile in Japan sieht. In unseren Städten lernt man die Geschichte kennen, überall Staturen, Feste, Schlösser und Legenden. Das Essen ist hier köstlich und die Menschen freundlich. Hier hat er Erinnerungen. Zusammen wuchsen wir hier auf und hier sind doch seine ganzen Freunde. Hier bin ich und warte auf ihn. Anscheinend bin ich nichts für ihn, wenn er so einfach Argentinien annehmen kann. Er hatte nie dieses Land erwähnt, gar über die Idee Auszuwandern gesprochen. Argentinien, das Land, mit der Sprache, welche er nicht wirklich kann. Argentinien, ein Land so weit weg von mir. Argentinien, das Land, was mir meine Liebe nimmt.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und bis biss mir auf die Unterlippe.
Wieso geht er? Wir haben doch ein Versprechen, das anscheinend nichts wert ist, wenn er es so einfach brechen kann. Ich verstehe es nicht?! Wir wollten uns nicht aus den Augen verlieren und in einem Team spielen, für immer. Wir waren unzertrennlich, das liebte ich. Ich liebe ihn! Und er sieht es nicht, obwohl ich so schlecht im Verbergen von Emotionen bin. Oder er weiß es und will deshalb weg. Ich will nicht das er geht. Ich will...

„Iwa-chan!"
Da war er. Sein roter Schal stach hervor. Seine Brille war leicht beschlagen durch seinen Atem kombiniert mit dem Schal. Ich liebe ihn so sehr. Der braune Mantel steht ihm gut. In dieser tristen Umgebung strahlen seine Augen hervor und sein Lachen schallt in meinem Kopf. „Kommst immer zu spät, Shittykawa!", brummte ich aufgebracht. Hoffentlich sieht er meine roten Augen nicht. „Stimmt gar nicht!" Seine Hände gingen hoch. Nein, das stimmt wirklich nicht, aber ich wusste nicht, wie ich auf dein Erscheinen reagieren sollte. Ich sagte nichts weiter. Oikawa legte sein Kopf schief und schaute mich an. Aus Nervosität vergrub ich weiter meine Hände in die Tasche meines Hoodies. Vor mir steht mein bester Freund und ich kann nichts sagen, obgleich ich mir Gedanken gemacht hab. Ich wollte nichts Falsches sagen, weil es die letzte Möglichkeit wäre, um ihn umzustimmen. Was denke ich da? Wenn Tooru Oikawa wirklich etwas will, zieht er es durch, da gibt es keine Überdenkungsmöglichkeit, leider. Er wird mich verlassen und das ist Fakt. Es wird kein 'uns' geben und das muss mein Ich begreifen. Mein Gehirn hat es verarbeitet, trotzdem prügelt sich mein Herz mit den Gefühlen. Wieso ist die erste Liebe so schwer?
„Willst du mit mir wieder den Park erkunden, Iwalein? Oder wieso wolltest du dich treffen?"

AdiósWo Geschichten leben. Entdecke jetzt