9. - Brief

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12. Juli 2012
Haus der Familie Oikawa/ Miyagi-Präfektur
>POV: Tooru Oikawa<

Eine Wärme kitzelte mein Gesicht. Mein Bewusstsein kehrte zurück und der Schlaf wurde von meinem Körper vertrieben. Ich hob meine Hand, welche schwerer als Blei zu sein schien, mit der ich die Müdigkeit aus dem Gesicht wischte. Meine Lider schlugen auf und ich erkannte, wie die Morgensonne in mein Zimmer schien. Die Erinnerung an das letzte Tagen machten das Aufstehen heute wieder zu einer Herausforderung. Ich bin Single, denn meine Freundin verließ mich. Keine Träne verließ seit dem Tag mehr meine Tränendrüse. Das Einzige, was mich zerstörte, waren die Blicke, jedoch zeigten sie mir Mitleid und manche sogar Freude. Diesen Ausdruck bei anderen zu sehen widert mich an. Innerlich entschied ich mich für den Sport, weil Volleyball meine höchste Priorität ist. Gott, ich bin so ein Egoist, damit hat Iwa immer Recht gehabt. Mit einem schmerzenden Rücken richtete ich mich auf. Stimmt, gestern fiel ich unglücklich zu Boden, nach einer nochmals schlechten Vorlage. Aber jegliche Konzentration ist aus meinem Kopf verbannt wurden und das nur wegen ihrer Entscheidung. Am ersten Tag danach begutachtete sie mich nicht mal, doch nun ist es so, als würde sie mich dulden, aber nicht akzeptieren. Um sie scharen sich Menschen, denen sie problemlos die Wahrheit erzählt. Selbst ihr Lachen entwickelte sich neu. Kazumi hat losgelassen. Nein, ich bin schuld, schließlich verliere ich momentan alles. Wie kann ich noch immer so selbstsicher wirken? Es wird jeden Tag noch schwerer. Jeden Tag wird mir mehr bewusst, ich habe hier keine Chancen. Unsere Volleyballspiele gingen nie über Miyagi hinaus, somit war ich nie bei den Nationalen. Keine Talentsucher endeckten mich. Zwar gelte ich als der beste Zuspieler der Präfektur, aber das spiegelt die japanische Rangliste nicht wider. Wie soll ich ein guter Spieler werden, wenn hier keine Möglichkeiten auf mich warten? Na ja, die Frage habe ich mir schon länger gestellt, weshalb ich noch immer auf diesen einen Brief warte. Ich will international werden, was in diesem Land nicht möglich ist. Es ist mir nicht mal möglich eine Beziehung zu führen. Ich schnalzte mit meiner Zunge, ehe ich aus dem Bett stieg.

Fünf Uhr morgens, die Sonne geht auf und trotzdem schlafen die meisten Menschen noch an diesem Donnerstag, obwohl einige ihren Weg zur Schule oder Arbeit suchen sollten, wie ich auch. Zeit hätte ich noch übrig. Meine Hand fuhr durch meine verwüstete Frisur. Ich tapste mir ruhigen Schritten ins Bad. Bald werden die Ferien starten und ich bekomme meine kurzzeitige Ruhe, bevor ich wieder den 'perfekten Oberschüler' spielen muss. Wäre ich es wirklich, hätte ich es einfacher. In den letzten Tagen bekam ich immer weiche Knie, wenn ich sie erblickte oder jemand mich auf das Problem hinwies. Eigentlich kann ich es nicht als Problem bezeichnen, immerhin scheint es für sie geklärt zu sein und ich verspüre nicht diesen Liebeskummer, wie er in zahlreichen Filmen und Bücher ausgemalt wird, oder so ein Gefühl gibt es nicht, und wenn nur in einer anderen Ausführung. Meine 'Fans' machten es mir noch schwerer mit ihren Fragen und Unterhaltungen, dennoch muss ich nett bleiben. Manchmal wünsche ich mir Hajime zu sein, der ein normales Oberschulleben führt und keine Erwartungen hat. Er muss keine schöne Freundin suchen, keine Erfolge erzielen und sich um die Zukunft sorgen. Dennoch ist er eine Stütze, wenn ich ihn brauche, was eigentlich immer der Fall ist.

Mit einem kleinen Lächeln sah ich in den Spiegel. Er wird mich nie verlassen. Ich bin ihm so dankbar. Langsam fing ich an meine Zähne zu putzen, mein Hautbild zu pflegen, um danach meine tägliche Haarprozedur durchzuziehen. Mir wurde von klein aufgezeigt, wie man seine Erscheinung verbessern kann, denn das ist das Erste was andere erblicken. Es ist eine Maske, welche man nie abnehmen soll, aufgrund der hässlichen Realität dahinter, doch diese unausgesprochene Regel halte ich selten konstant ein. Oft bröckelte ich, zeigte mein wahre Absicht oder gab meiner kindischen, unbeholfenen Seite preis. Außeracht gelassen davon gebe ich mir Mühe. Ich muss gut aussehen, denn das wird erwartet. Viele können das vielleicht nicht verstehen, aber für mich ist es wichtig. Eine weitere Priorität in meinem Leben. „Ein weiterer Tag kann Beginen", murmelte ich, als ich mich von meinem Pyjama entledigte. Die Nächte fühlen sich so kalt und befremdlich an, dabei unterscheidet sich der darauffolgende Tag davon nicht. Die letzte Nacht, in der ich eine Wärme spürte, war die, in der er zu mir kam. Er stieß mich nicht von sich, als ich mich an ihn lehnte. Ich fühlte mich bei ihm sicher, genau das hat möglicherweise Kazumi gebraucht. Leider kann ich sowas nicht bieten, weil ich es selbst begehre. Mich selbst zu akzeptieren ist wohl eine weitere Herausforderung, jene ich bewältigen muss.

AdiósWo Geschichten leben. Entdecke jetzt