Kapitel 1

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Kakashi ließ den Blick über die Seiten seines Buches gleiten, während er aus dem Augenwinkel sein Umfeld beobachtete. Er war auf dem Heimweg von einer geheimen Einzelmission. Die gegnerischen Ninja waren zwar nicht sehr stark gewesen, dennoch hatten sie ihn durch ihre große zahlenmäßige Überlegenheit etwas in Bedrängnis bringen können.

Er unterdrückte ein erschöpftes Gähnen und stellte sich vor, die Rolle der Hauptperson seines Buches zu übernehmen. Das tat er häufig, wenn ihm nichts Besseres einfiel. In Gedanken versunken lief er so einige Zeit weiter, als er plötzlich spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Reflexartig griff er nach seinem Kunai und inspizierte die Umgebung. Alles schien friedlich zu sein. Die warmen Sonnenstrahlen schienen durch das dichte Blätterwerk der großen Bäume und die Vögel sangen ihre fröhlichen Melodien. Dennoch hatte Kakashi früh gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen.

Er steckte sein Buch in die Tasche seiner Hose und erschuf einen Schattendoppelgänger. Dieser holte sein eigenes Buch wieder hervor und setzte den Weg normal fort, während der echte Kakashi ihm durch die Bäume folgte. Er hoffte sehr, dass er nur übervorsichtig war und nicht wirklich auf eine feindliche Bedrohung treffen würde. Seine von Haus aus nicht sehr große Chakramenge war durch den vorangegangen Kampf noch stark limitiert. Einen ernstzunehmenden Gegner würde er so nicht besiegen können.

Einige Zeit passierte nichts und Kakashi wollte seinen Schattendoppelgänger schon fast wieder auflösen, als er eine gut gelaunte Stimme hörte: »Ich glaube, wir haben ihn gefunden.«

Kakashi wusste sofort, dass er den Sprechenden bereits getroffen hatte, konnte sich aber nicht sofort erinnern. Sein Schattendoppelgänger schlug das Buch langsam zu und ließ es in seine Tasche gleiten, während er misstrauisch seine Umgebung beäugte. Auch der echte Kakashi versuchte den Ursprung der Worte auszumachen.

Plötzlich materialisierten sich zwei Gestalten in langen schwarzen Umhängen und versperrten dem Doppelgänger den Weg. Die bekannte Stimme fügte hinzu: »Nicht wahr, Itachi-san?«

Kakashi erstarrte und umklammerte den Ast, auf dem er hockte. Uchiha Itachi? Sie haben vor Jahren gemeinsam in der ANBU - der dunklen Abteilung - von Konoha gedient und Kakashi hatte ihn stets als Kameraden geschätzt. Schon in seinen jungen Jahren war er überaus intelligent gewesen. Kakashi hatte immer gedacht, dass er ihn nach zwei Jahren gut kannte, doch dann hatte Itachi den Mord an seinem gesamten Clan begangen und Konoha daraufhin verlassen. Seitdem war Kakashi nur ein weiteres Mal auf ihn getroffen. Er erinnerte sich daran, wie er zweiundsiebzig Stunden lang in seinem Genjutsu gefangen gewesen war und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter.

Blitzschnell heftete er den Blick auf Itachis Begleiter, um nicht erneut von dem mächtigen Sharingan überwältigt zu werden. Währenddessen schob er sein Stirnband nach oben, um sein eigenes Sharingan notfalls einsetzten zu können.

»Es war anstrengender als gedacht, den Sohn des berüchtigten weißen Reißzahns aufzuspüren«, plapperte Itachis Begleiter - Kisame, einer der sieben Nebel-Ninjas, wie sich Kakashi nun erinnerte - gut gelaunt weiter. Er hob sein riesiges Schwert und sagte an Itachi gewandt: »Wenn es dich nicht stört, würde ich mich gerne um ihn kümmern.«

Dieser blickte nur stumm auf Kakashis Kopie. Dann hob er den Blick und ließ ihn suchend durch die Bäume streifen. »Ich werte das mal als ein Ja«, führte Kisame seinen Monolog weiter und stürmte ihm nächsten Moment schon auf Kakashis Doppelgänger zu, welcher daraufhin gekonnt auswich.

Kakashi wusste, dass Itachi seinen Schattendoppelgänger bereits als solchen erkannt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er auf dem Baum entdeckt werden würde. In seinem bereits erschöpften Zustand konnte er sich keine Chancen auf einen Sieg gegen zwei Mitglieder der Akatsuki zurechnen. Er erhob sich leise und sprang weiter durch die Bäume, versuchte sich möglichst schnell von seinen Feinden zu entfernen. Dabei stellte er sich die Frage, was sie von ihm wollen könnten. Er erinnerte sich, dass Kisame ihn als »Sohn des weißen Reißzahns« bezeichnet hatte, weshalb er darauf schloss, dass das Ganze etwas mit seinem Vater zu tun haben musste.

Ein Knacken hinter ihm, ließ Kakashi herumfahren. Uchiha Itachi stand nur wenige Meter entfernt auf einem Ast. Kakashi achtete darauf, den Blick nicht direkt auf ihn zu richten, während er die Lage analysierte und nach Umweltfaktoren, die ihm in einem Kampf helfen könnten, suchte. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie der Umhang seines Gegners im Wind wehte. Der Wind war zwar keines seiner Chakraelemente, aber er besaß die Fähigkeit sein Feuer-Jutsu zu verstärken. Im Notfall könnte er einen Angriff mit einem solchen versuchen, auch wenn er nicht glaubte, dass es für diesen Gegner ausreichen würde.

Plötzlich spürte er einen warmen Atem in seinem Nacken. Eine Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper. »Du warst so damit beschäftigt, nicht in meine Augen zu blicken, dass du nicht einmal darauf geachtet hast, was du vor dir hast«, hörte er Itachis tiefe Stimme.

Überrascht schoss Kakashis Blick nach oben. Mit seinem Sharingan erkannte er, dass vor ihm lediglich ein Schattendoppelgänger seines Feindes stand. Ehe er auf die neue Situation reagieren konnte, wurde die Welt um ihn herum schwarz. 

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt