Kapitel 2

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Kakashi hörte eine gedämpfte Stimme sprechen, konnte die gesprochenen Worte jedoch nicht ausmachen. Er fühlte sich, als wäre er unter Wasser, ohne an die Oberfläche schwimmen zu können. Ein brennender Schmerz durchzuckte seine Handgelenke und seinen Kopf. Sein nebliger Verstand klärte sich etwas und erlaubte ihm, sein rechtes Auge einen Spalt zu öffnen. Er konnte nur die schwachen Umrisse seiner Beine erkennen. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass es an dem Ort, an dem er sich befand, ziemlich dunkel sein musste. Vorsichtig hob er den Kopf etwas an und erkannte zwei Männer, die sich im zierlichen Schein einer Fackel unterhielten.

»Es scheint, als wäre der berühmte Kopier-Ninja endlich erwacht«, höhnte einer der Männer, der sich zu Kakashi umgewandt hatte. Kisame. »Nun, dann kannst du ja mit deinem Verhör beginnen, Itachi-san.« Seine schmierige Stimme hallte von den feuchten Wänden wider.

Kakashi konnte den Blick des Uchihas auf sich ruhen spüren, erkannte jedoch selbst nur eine Silhouette im schwachen Fackellicht. Mit den verstreichenden Sekunden fühlte er sich zunehmend unwohler. Er veränderte leicht seine Position, wodurch die Stille vom Klappern metallener Ketten erfüllt wurde.

»Ich habe mein Sharingan auf der Jinchuriki-Jagd in letzter Zeit überansprucht«, antwortete Itachi schließlich distanziert. »Bitte übernehme du das Verhör für mich.« Mit diesen Worten wandte er sich einfach ab und verschwand in einem dunklen Gang.

Kisame starrte ihm einen Moment stumm hinterher, dann schüttelte er den Kopf. »Wieso hat er dann überhaupt gewartet, bis der Gefangene aufwacht? Er ist ja immer so schrecklich unnahbar.« Ein schauriges Lächeln zog sich über sein fischartiges Gesicht und entblößte zwei Reihen rasiermesserscharfer Zähne. »Aber wir können ja auch zu Zweit Spaß haben, nicht wahr?«

Kakashi lief es eiskalt den Rücken hinunter und er beeilte sich, seine Umgebung zu inspizieren. Er befand sich in einer kleinen fensterlosen Zelle, die durch eine solide Gitterwand begrenzt wurde, und war mit den nackten Armen an die eiskalte Wand gekettet, die ihm bereits merklich Wärme entzog. Aufgrund des geringen Spielraums, den die Ketten boten, würde er keine Handzeichen machen können. Außerdem waren ihm scheinbar alle Waffen, seine grüne Weste sowie das Konoha-Stirnband abgenommen worden und - wie Kakashi mit großem Bedauern feststellte - auch sein Buch.

»Wieso habt ihr mich hierher gebracht?«, erhob Kakashi zum ersten Mal seine Stimme.

»Ah«, machte Kisame, »du sprichst also. Das ist eine gute Voraussetzung für unsere Zusammenarbeit.« Er ging zu der Tür von Kakashis Zelle und legte eine Hand auf das Schloss. Kakashi konnte die Umrisse seines Chakras erkennen, dann ertönte ein Klacken und die Tür schwang auf.

»Das ist ein spezielles Chakraschloss. Es öffnet sich nur, wenn ein bereits hinterlegtes Chakra zugeführt wird«, erklärte der Nebelninja, ohne dass Kakashi gefragt hätte. »Nun will ich dir aber erzählen, weshalb du hier bist. Wenn du kooperierst, werden wir eventuell Nachsicht zeigen.« Daran zweifelte Kakashi bei einem Blick auf sein irres Grinsen.

»Ich weiß nicht, wie lange du schon wach warst und unser Gespräch belauscht hast, deswegen fange ich von vorne an.« Kisame baute sich bedrohlich vor Kakashi auf, sodass dieser fast vollständig von einem Schatten bedeckt wurde. Der Geruch von muffigen Fisch schlug ihm entgegen. »Wir brauchen Auskunft über eine Mission, die du mit deinem Vater Hatake Sakumo, dem weißen Reißzahn von Konoha, durchgeführt hast. Ihr hattet den Auftrag ein besonders seltenes Gestein zu verstecken. Erinnerst du dich an diese Mission?«

Kakashi biss unwillkürlich die Zähne zusammen. Natürlich erinnerte er sich an diese Mission. Es war die einzige gewesen, die er je mit seinem Vater zusammen ausgeführt hatte.

Kisame lächelte. »Ich sehe, du weißt, wovon ich spreche. Nun denn, alles was ich wissen möchte ist Folgendes: Wo habt ihr das Gestein versteckt?«

»Was wollt ihr damit?«, entgegnete Kakashi mit fester Stimme.

Sein Feind nickte. »Es war mir klar, dass du diese Frage stellen würdest. Ich will ehrlich sein. Unser Grund ist ziemlich simpel. Zu Pulver gemahlen und mit einigen weiteren Zutaten vermischt, hat es die Fähigkeit die Siegel der Bijuu-Geister in ihren Jinchuriki zu lösen. Das würde uns den Prozess des Herauslösens enorm vereinfachen und Kraft sparen, verstehst du?« Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. »Natürlich würde es auch ohne das Gestein funktionieren. Es ist rein eine Sache der Bequemlichkeit.«

Kakashi fixierte mit dem rechten Auge die Schatten, die die tanzenden Flammen der Fackel an die Wand warfen. »Dann werdet ihr wohl den ungemütlichen Weg nehmen müssen.«

Kisame seufzte übertrieben. »Ihr Konoha-Ninjas seid ja alle so unglaublich stur.« An seiner Stimmlage konnte Kakashi erkennen, dass er auf diese Antwort gehofft hatte. Ein irrer Ausdruck überschattete seine Augen. »Zum Glück kann ich ziemlich überzeugend sein. Du kannst jederzeit Bescheid geben, falls du deine Meinung ändern solltest.«

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt