Kapitel 5

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Grelles Sonnenlicht schlug Kakashi entgegen, als sie den Ausgang erreichten. Das Versteck war scheinbar in einen Berg eingelassen worden. Er kniff die Augen zusammen und genoss das warme Gefühl, das die Sonnenstrahlen auf seiner kalten Haut hinterließen. Eine frische Brise zerzauste Kakashis schmutzige Haare noch mehr und trug einen Hauch ihrer Feuchtigkeit davon. Nach der langen Zeit in der muffigen Zelle fühlte er sich, als ob er endlich wieder atmen konnte.

»Du hast dir Zeit gelassen, Itachi-san«, hörte Kakashi die schleimige Stimme von Kisame. Er öffnete sein rechtes Auge einen Spalt breit. Kisame taxierte ihn aus seinen gruseligen Fischaugen. Auf seinem Rücken befand sich neben dem großen Schwert eine unscheinbare Tasche. »Hältst du es nicht für nötig, ihn zu fesseln?«

»Das würde es nur erschweren, ihn zu tragen«, antwortete Itachi und lief an seinem Partner vorbei, Kakashi mit sich ziehend.

Auch Kisame setzte sich in Bewegung, bis er auf gleicher Höhe mit ihnen war. Der Geruch von muffigem Fisch begleitete ihn und Kakashis leerer Magen zog sich zusammen. »Dafür, dass wir ihn zwei Wochen in Ruhe gelassen haben, sieht er noch ziemlich angekratzt aus«, stellte er belustigt fest. »Ich hätte gedacht, dass Konoha-Ninjas aus härterem Stahl gemacht sind.« Zwei Wochen. So lange war Kakashi also in der feuchten Zelle gewesen.

Eine Weile gingen sie schweigend weiter. Dann erhob Kisame wieder seine Stimme: »Hast du eigentlich dafür gesorgt, dass er eine neue Versorgerin bekommt, nachdem ich die unfähige Alte beseitigt habe?« Kakashi hielt einen Moment die Luft an. Dann ließ er sie wieder kontrolliert aus seinen Lungen entweichen. Sie hatten sie also umgebracht. Sein Plan hatte nichts genutzt.

Der Arm, den Itachi um seine Taille gelegt hatte, schien ihn ein wenig fester an sich zu ziehen. Ansonsten stellte Kakashi keine Veränderung an ihm fest, als er antwortete: »Nein.«

Erneut trat eine kurze Stille ein. Dann lachte Kisame auf. »Das erklärt, wieso er so mitgenommen aussieht. Wir haben vergessen, ihn zu füttern.«

Am Liebsten hätte Kakashi irgendetwas getan, um sein grausiges Lachen, dass sich wie das eines Ertrinkenden anhörte, zum Schweigen zu bringen, aber er wusste nicht wie. Itachi überging Kisames Hohn und richtete sich an Kakashi: »Bitte verzeih, dass uns dieser Fehler unterlaufen ist. Wir werden bald unser Lager aufschlagen, dann geben wir dir zu essen.« Kakashis Blick schoss überrascht zu ihm, aber er starrte nur ausdruckslos geradeaus.

Kisame verdrehte seine Fischaugen. »Er ist unser Gefangener, Itachi-san. Du solltest es mit deiner Höflichkeit nicht übertreiben. Sonst vergisst er noch seinen Standpunkt.«

Niemand beachtete ihn. Kakashi fragte sich, ob Itachi wohl genauso genervt von ihrem Gefährten war, wie er selbst. Aber es war unmöglich, irgendwelche Empfindungen von seinem Gesicht abzulesen. Kakashi wunderte sich, ob er solche überhaupt besaß. Wie sonst hätte er seine ganze Familie ermorden können? 

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt