Kapitel 17

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Kakashi war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war. Seine Knie schmerzten von dem Ausharren in der unbequemen Position, aber er wollte sich noch nicht von Itachi lösen. Sein Blick glitt unwillkürlich zu dem Nachttisch, auf dem noch immer die Medikamente standen. Der Kopf auf Itachis Schulter verharrend, fragte Kakashi zögerlich: »Was war da gestern Nacht eigentlich los?« Dabei strich er ihm einmal vorsichtig über den Rücken.

Itachi schwieg. Es verging eine Weile und Kakashi dachte schon, dass er nicht antworten würde, als er schließlich doch zurückhaltend sagte: »Ich habe eine ... Krankheit.« Seine Stimme war ganz nah an Kakashis Ohr. Sein warmer Atem strich über seinen Nacken.

Kakashi spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. »Was für eine Krankheit?«

Itachis Schultern spannten sich unter seinen Händen an. »Das ist nicht wichtig.« Er klang abweisend.

Kakashi hatte Angst, dass er sich wieder von ihm distanzieren würde, aber er konnte sich nicht zurückhalten. »Doch, für mich ist es das«, erwiderte er mit ruhiger Stimme und drückte Itachi kurz ermutigend. »Und ich verspreche, dass ich jedes deiner Geheimnisse mit in mein Grab nehmen werde.« Schon wieder ein verantwortungsloses Versprechen, das er allerdings ohne Zweifel halten würde.

Erneut herrschte eine Weile Schweigen. »Ich vertraue keinem Wort mehr als deinem«. Itachis Ton ließ keinen Zweifel an seinen Worten. Kakashi konnte gar nicht beschreiben, wie stolz sie ihn machten. Dennoch zögerte Itachi weiterzureden.

Kakashi spürte, wie er einmal schwer schluckte. »Ich weiß selbst nicht sehr viel von meiner Krankheit«, brachte er schließlich zögernd hervor. Dann schob er nach: »Sicher bin ich mir eigentlich nur bei zwei Sachen: Sie ist genetisch bedingt und nicht heilbar.«

Nicht heilbar. Die Worte hallten in Kakashis Kopf nach, während sich eine kalte Faust um sein Herz legte. Itachi redete einfach weiter: »Das erste Mal wirklich bemerkt, habe ich die Krankheit, kurze Zeit nachdem ich Akatsuki beigetreten bin. Als sie sich dann in einem rapiden Tempo verschlimmert hat, habe ich nebenbei nach einem Heilmittel gesucht, aber schließlich von der Unheilbarkeit und diesen Medikamenten erfahren. Sie zögern das Versagen der Organe heraus, aber sie haben auch starke Nebenwirkungen. Wenn ich sie eingenommen habe, kann ich unter anderem einige Tag das Mangekyou-Sharingan nicht wirkungsvoll einsetzten. Deswegen habe ich das Verhör hinaus gezögert. Wenn ich weiß, dass es zu einer Konfrontation kommen könnte, muss ich sie vorher absetzen. Dann kann allerdings auch das, was gestern passiert ist, geschehen.« Kurz verstummte er, während Kakashi Gesagtes verarbeitete. »Du bist der einzige, dem ich je davon erzählt habe.« Dabei klang er, als würde er sich selbst etwas darüber wundern, wirkte zugleich aber wieder etwas gefasster. Sein Herz pochte ruhig gegen Kakashis Brustkorb.

Dieser wusste nicht, wie er reagieren sollte. Schließlich flüsterte er er leise: »Ist das wahr?«

»Ja«, war die schlichte Antwort. Unwillkürlich drückte Kakashi ihn fester an sich heran, als könnte er ihn so vor dem herankriechenden Tod abschirmen, und auch Itachis Griff verstärkte sich. Nach einer Weile kam Kakashi ein Gedanke. Vorsichtig ließ er seine Hände zu Itachis Schultern wandern und drückte ihn sanft von sich weg, um in sein Gesicht blicken zu können.

Seine dunklen Augen blickten ihm offen entgegen und Kakashi versuchte, diesen Anblick für immer in seiner Erinnerung zu speichern. Dann ließ er seine Hände an Itachis Armen herabgleiten, woraufhin dieser leicht erschauderte. Er konnte die schlanken Muskeln unter seiner hellen Haut spüren. »Du zeigst mir dein Gesicht jetzt ganz offen. Ich danke dir dafür«, sagte Kakashi leise, seine Stimme bebte etwas. Es kostete ihm eine unglaubliche Überwindung, diese Worte auszusprechen. »Ich möchte dir auch meines zeigen.«

Itachis Augen weiteten sich ungläubig, während Kakashi mit zitternden Händen nach dem Stofftuch, das seine untere Gesichtshälfte verdeckte, griff. Wann hatte er das letzte Mal sein Gesicht vor einer anderen Person enthüllt? Er wusste es nicht mehr, aber, was er wusste, war, dass er es niemanden lieber als Itachi zeigen würde.

Unsicher ließ er die Finger unter den Stoff an seinem Hals gleiten. Seine Wunde ziepte dabei etwas. Dann spannte er das Tuch und zog es über seinen Kopf. Bevor es sich noch anders überlegen konnte, steckte er es in seine Hosentasche mit dem Messer. Einen Moment hielt er seine Augen noch verschlossen und versuchte die Situation zu verarbeiten. Er fühlte sich viel stärker entblößt als vorhin, als er aus dem Bad gekommen war. Nachdem seine Atmung sich wieder etwas normalisiert hatte, hob er schließlich seine Lider.

Itachi starrte ihn aus großen Augen an. Sein Mund war einen Spalt weit geöffnet, aber kein Ton drang heraus. Kakashi erwiderte den Blick unsicher. Was dachte er wohl?

Langsam löste Itachi eine Hand, die noch immer hinter Kakashis Rücken verschränkt gewesen war, und ließ sie über Schulter und Hals zu seiner Wange gleiten. Gedankenverloren strich er mit dem Daumen über die weiche Haut und Kakashi vergaß, wie man atmete. Dann zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf Itachis Gesicht ab. »Du solltest die Maske öfter ablegen.« Seine Stimme war jetzt ganz entspannt, als wäre eine große Last von ihm abgefallen.

Itachi war Kakashi so nahe, dass dieser seinen Atem auf seinen Wangen spüren konnte. Ein fragender Ausdruck lag in den dunklen Augen. Kakashi nickte leicht, woraufhin Itachi auch die andere Hand an seinen Kopf legte. Eine warme Welle durchflutete Kakashis Körper. Dann zog Itachi ihn vorsichtig zu sich heran und ihre Lippen legten sich zögerlich aufeinander.

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt