Kapitel 13

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Vor der Tür überlegte Kakashi einen Moment, ob er klopfen sollte, war sich aber nicht sicher, ob Itachi noch schlief. Mit dem Ellenbogen versuchte er, die Klinke herunterzudrücken. Nur sein langjähriges Ninja-Training verhinderte, dass ihm dabei alles herunterfiel.

Als er in das Zimmer trat, wanderte sein Blick unwillkürlich direkt zu Itachi und ihre Augen begegneten sich. Itachis waren voller Überraschung. Er hatte seine Emotionen noch nie so offen gezeigt. Sie ließen ihn schrecklich verletzlich wirken. Kakashi verspürte plötzlich den starken Drang, ihn zu beschützen. Irgendetwas hatte sich nach dieser Nacht zwischen ihnen verändert. Das spürte er sofort. Ob Itachi es auch spürte?

»Du bist noch hier?«, fragte er ungläubig und setzte sich auf. Seine Haare waren vom Schlaf zerzaust. In der Hand hielt er das noch feuchte Tuch, das auf seiner Stirn gelegen hatte. Seine Wangen wirkten im Morgenlicht leicht gerötet. Er sah herzzerreißend aus.

Kakashi schob mit der Ferse die Tür wieder zu und blieb unsicher an Ort und Stelle stehen. »Ich habe dir Frühstück gemacht.«

Itachis Augen schienen sich noch etwas mehr zu weiten und er starrte Kakashi verständnislos an. Etwas Zeit verstrich, während er ihn musterte. Schließlich sagte er: »Ich verstehe dich einfach nicht.«

Das tat Kakashi selbst auch nicht und deswegen beschloss er, die Anmerkung einfach zu übergehen. Zögerlich schritt er zu Itachi. Er stellte den Topf auf dem Boden ab und reichte ihm anschließend die Schüssel mit den Essstäbchen. Diese wurden wortlos entgegengenommen.

Kakashi spürte Itachis Blick auf sich ruhen, als ihm auffiel, dass er keinen Schöpflöffel mitgenommen hatte. Eine Sekunde dachte er nach, dann nahm er Itachi die Schale wieder ab und stellte sie auf den Boden. Nachdem er etwas von dem Inhalt des Topfes hinüber geschüttet hatte, hielt er sie Itachi erneut hin. Dieser hatte ihn die ganze Zeit fast amüsiert beobachtet. Jetzt betrachtete er das Essen nachdenklich. »Was ist das?«

»Reissuppe«, antwortete Kakashi.

Itachis Mundwinkel zuckten ein wenig, dann bedachte er Kakashi mit einem nahezu warmen Blick. Dessen Lungen vergaßen für einen Moment, wie man atmete. »Hast du zum ersten Mal gekocht?« War das so offensichtlich?

»Entschuldige«, murmelte Kakashi und schaute zur Seite. Es tat ihm irgendwie leid, dass er nichts Besseres hatte zubereiten können.

Itachi streckte eine Hand nach ihm aus, rang einen Moment mit sich und ließ sie dann wieder sinken. »Der Geschmack ist bestimmt nicht so schlimm.« Als wollte er seine Worte unterstreichen, nahm er die Essstäbchen in die Hand und legte sich ein wenig von der Reis-Gemüse-Masse in den Mund. Er kaute eine Weile, dann schluckte er. Kakashi schaute ihn abwartend an. Plötzlich lachte er leise.

Sein sonst eingefrorenes Gesicht schien aufzuleuchten und für einen Moment wirkte er glücklich. Kakashi hätte sich keinen schöneren Anblick vorstellen können. Er starrte ihn gebannt an, wollte keinen Augenblick von diesem Zauber verpassen. »Es schmeckt grauenhaft«, verkündete Itachi schließlich, als er sich wieder beruhigt hatte. Das war viel zu schnell geschehen.

Kakashi war noch immer überrumpelt, wollte es sich allerdings nicht anmerken lassen. Entschieden griff er nach der Schale und den Essstäbchen. Dann drehte er ihm den Rücken zu und zögerte einen Moment. Für gewöhnlich teilte man sich Essstäbchen nur mit sehr vertrauten Menschen. Er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und nahm auch einen Bissen von seiner Suppe in den Mund. Ein paar Sekunden kaute er darauf herum, dann lachte auch er los. Es schmeckte tatsächlich grauenhaft. Er hatte auf jeden Fall die Gewürze vergessen, aber das konnte wohl nicht der einzige Mängel sein.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Schlagartig verstummte sein Lachen und er wandte den Kopf um. Itachis Gesicht war nur knapp von seinem eigenen entfernt. »Ich gehe in die Küche und versuche deine »Reissuppe« ein wenig ... abzuwandeln. Du kannst währenddessen hier bleiben und dich ausruhen. Du wirkst, als hättest du nicht sonderlich viel geschlafen.« Um seine Mundwinkel lag noch immer ein leichtes Lächeln und seine Stimme war warm. Kakashi hatte das Gefühl, er müsste auf der Stelle dahinschmelzen. Das Messer, das er von der Küche mitgenommen hatte, drückte vorwurfsvoll gegen sein Bein.

Während er versuchte, sein schlechtes Gewissen zu verdrängen, hob er unwillkürlich eine Hand und legte sie an Itachis Schläfe. Dieser zuckte überrascht zusammen, wich aber nicht zurück. »Du hast noch immer Fieber«, stellte Kakashi fest. Seine Stimme klang viel ruhiger, als er in Wirklichkeit war.

Einige Sekunden vergingen, während sie sich anschauten. Dann zog Itachi plötzlich ruckartig seinen Kopf zurück und Kakashis Hand fiel nach unten. Er wirkte etwas verwirrt. Schließlich antwortete er: »Ich kenne mich mit dem Wirkungsverlauf der Medikamente aus.« Eine gewisse Verlegenheit klang in seiner Stimme mit und er starrte an die Wand. Vermutlich war es ihm unangenehm. »Die Treppe hinunter und wieder hoch sollte ich schaffen.« Es hörte sich fast an, als würde er versuchen zu scherzen, aber Kakashi traute seinen Ohren nicht ganz über den Weg.

Bevor er noch etwas erwidern konnte, hatte Itachi sich schon den Topf geschnappt und das Zimmer verlassen. Kakashi fiel auf, dass sie kein Wort bezüglich des eigentlichen Grundes ihres hierigen Aufenthalts verloren hatten.

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt