Kapitel 8

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Kakashi wurde von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Schläfrig öffnete er sein rechtes Auge. Offensichtlich war er in den frühen Morgenstunden doch noch eingedöst. Die Vögel sangen bereits munter ihre fröhlichen Lieder. Er blinzelte und ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Auch Kisame schien vor Kurzem erst erwacht zu sein und setzte sich gerade auf. Itachis Platz hingegen war bereits verlassen, die Decke lag ordentlich zusammengerollt im Gras. Kakashi suchte die Lichtung nach ihm ab und entdeckte ihn schließlich etwas abseits an einen Baum gelehnt.

»Hast du schon Frühstück besorgt?«, fragte Kisame seinen Gefährten gut gelaunt.

»Es ist nicht mehr weit bis zum Versteck. Wir können dort essen«, war die schlichte Antwort. Kakashi war nicht sehr begeistert von dieser Aussicht. Er hatte bereits wieder schrecklichen Hunger.

»Du scheinst es eilig zu haben«, stellte Kisame fest, während er erst Itachis ordentliche Decke in seiner Tasche verstaute und dann seine eigene hinterher stopfte. Itachi antwortete nicht. Er stieß sich leicht von dem Baumstamm ab und machte sich stattdessen auf den Weg zu Kakashi. Dabei vermied er es allerdings, ihn direkt anzusehen.

Kisame unterbrach ihn, während er sein Schwert sowie die Tasche auf dem Rücken befestigte: »Du hast ihn bereits gestern die ganze Zeit geschleppt. Heute übernehme ich.« Er lächelte wieder so gruselig.

Itachi zögerte einen kurzen Moment, dann nickte er und wandte sich ab. Kisame schlenderte zu Kakashi und begann das dicke Seil, das seinen Oberkörper an den Baum band, zu lösen. Erneut verpestete sein fischiger Geruch das Umfeld. Plötzlich hielt er in der Bewegung inne und schien geistesabwesend. Itachi erweckte einen ähnlichen Eindruck. Auch wenn Kakashi nicht sehr viel Ahnung von Telepathie besaß, so erkannte er es doch, wenn zu jemandem geistiger Kontakt aufgenommen wurde.

Einige Zeit verstrich. Dann lösten sich die Akatsuki aus ihrer Starre. Kakashi spürte, wie eine kalte Klinge durch den Stoff an seine Kehle schnitt und erstarrte. Es handelte sich um eines von den Kunais, die ihm abgenommen worden waren.

»Wieso ersparen wir uns nicht einfach den Ärger?«, fragte Kisame leise. »Ich habe keine Lust mehr, unsere Zeit mit dir zu verschwenden. Das ist deine letzte Chance, uns zu sagen, wo das Gestein steckt.«

Kakashi hatte nicht mit diesem Ausbruch gerechnet. Er hielt die Luft an, damit das Messer nicht so tief in seine Haut schnitt und schloss die Augen. Eine unerwartete Ruhe legte sich über ihn.

Er nahm wahr, wie sich der Druck auf der Klinge verstärkte und etwas Warmes den Stoff an seinem Hals tränkte. »Wo ist es?«, Kisame betonte jedes einzelne Wort.

»Das genügt.« Itachis Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Wenn wir im Versteck angekommen sind, werde ich mich um ihn kümmern.«

»Tatsächlich?«, fragte der Nebelninja fordernd. Diesen spitzen Ton hörte Kakashi zum ersten Mal. Er vermutete, dass Kisame vom Inhalt der telepathischen Kontaktaufnahme so gereizt worden war. »Woher der plötzliche Sinneswandel, Itachi-san?« Das Kunai hielt er unverändert fest.

»Es gibt keinen Grund für einen Streit.« Die Worte waren wie immer ruhig. »Mein Sharingan hat etwas Erholungszeit gebraucht, ist nun aber wieder einsatzbereit.«

Einen Moment blieb Kisame wie versteinert. Dann nahm er schließlich die Klinge von Kakashis Hals und löste das Seil um seinem Körper. Kakashi fing langsam wieder an zu atmen. Ihm war bewusst, dass das gerade mehr als knapp gewesen war. Er öffnete die Augen und sein Blick glitt unwillkürlich zu Itachi. Dieser starrte unbestimmt in den Wald hinein.

Kisame unterdessen schlang das Seil um Kakashis verwundeten Hals und zog es fest. Dann stand er auf und zog herablassend daran. »Na los, komm schon.«

Kakashi versuchte die demütigende Geste zu ignorieren und stand auf. Sein Sichtfeld verschwamm wieder etwas, während sie sich in Bewegung setzten. Wie bereits angenommen, waren seine Klamotten noch immer ziemlich feucht. Er blickte an sich herab, um die Menge des neuen Blutverlustes abzuschätzen. Soweit er es beurteilen konnte, hielt sich dieser in Grenzen. Kisame hatte anscheinend keine größeren Gefäße erwischt. Vermutlich würde der Blutfluss bald versiegen.

»Machst du dir Sorgen wegen dem Kratzer?«, fragte Kisame, der seinem Blick gefolgt war. Er war ganz offensichtlich auf Konfrontation aus.

Der Jounin aus Konoha setzte sein verlegenes Lächeln auf und antwortete: »Ein wenig. Doch glücklicherweise scheinst du nicht sehr gut mit Messern umgehen zu können.«

Kisame erstarrte und drehte sich zu ihm um. »Du wagst es ...« Seine Hand, die das Seil festhielt, spannte sich an.

»Wir sind nicht mehr an der Akademie«. unterbrach Itachi sie, heftete die Augen aber nur auf seinen Partner. »Ihr verhaltet euch wie Kinder.«

Kisame wirkte verärgert und setzte zu einem Protest an, aber Itachi hatte sich bereits wieder abgewendet. Der Nebelninja zögerte, dann warf er Kakashi noch einen gruseligen Seitenblick zu und zog ihn wieder hinter sich her.

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt