Jetzt mal eine Kurgeschichte

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Im Einkaufszentrum bemerkte ich sie zum ersten Mal. Kleine bucklige Wesen, die zwischen den Beinen der Menschen wuselten und ihnen die Geldbörsen aus den Taschen zogen. Gerade beim Schuhe anprobieren passierte es. Munter hüpfte eines der Wesen durch die langen Reihen von neuen Waren und versuchte hier und da, anderen Leuten den Tag mit seinen albernen Späßen zu vermiesen. Mal ließ es einen Schuh zwischen einigen Kartons verschwinden, an anderer Stelle verknotete es alle Schnürsenkel der Herrenschuhe miteinander, nur um darauf zu warten, dass die anwesenden Kinder von der alten griesgrämigen Ladenbesitzerin verschimpft wurden.

Seit ein paar Wochen ging das nun so. Tag-ein,Tag-aus liefen mir diese kleinen Plagegeister über den Weg und machten noch nicht einmal anstalten auf meine mahnenden Worte zu reagieren. Stets fröhlich hüpften sie über die Straße und beachteten auch nicht meine warnenden Rufe, bevor sie fast von herandonnernden LKWs überrollt wurden. Immer öfter schauten mich Menschen misstrauisch, gar abschätzig an, wenn ich mal wieder einem der Wesen etwas hinterherrief, und schüttelten nur im Vorbeigehen den Kopf. Selbst meine beste Freundin riet mir allmählich einen Psychiater aufzusuchen, denn normal seien meinen Einbildungen wohl nicht.

Nun stand ich also, völlig bedröppelt, im Wartezimmer des mir empfohlenen Dr. Martins und horchte auf das gleichmäßige Brummen der Aquariumpumpe. Mit den Zehenspitzen wippend beobachtete ich meine sogenannaten Einbildungen , wie sie sich an den Stuhllehnen alter Damen hochhangelten und mit einem Satz auf einer anderen landeten.

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