Horror Leuchtturm

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Es war eigentlich nur einer dieser dummen Mutproben, die jeder in unserer Gang einmal bestehen musste. Ein Leuchtturm bei Nacht. Hochsteigen und das alte funzelige Licht anschalten. Mehr nicht. Mit den Worten "Du schaffst das schon man!" , oder "Alter so schwer ist das nicht Rick!" Hatten mich Jason, Nick, Dustin und Max alleine gelassen und  sich schleunigst mit dem Boot entfernt.
Jetzt stand ich also, am Fuße des alten Turms, der seinen mächtigen Schatten auf das Wasser warf. Der helle Vollmond erhellte das tiefschwarz des Ozeans und ließ die scharfkantigen Felsen der winzigen Insel wie klaffende Mäuler aussehen. Ein bisschen Schiss hatte ich ja schon, allein in dieser Nacht. Das hätte ich aber niemals zugegeben, die Jungs hätten mich eher dafür augelacht. Noch einmal tief durchatmen, dann trat ich durch die Türzarge, dessen rostige Tür einige Meter weiter entfernt lag.
Innen war es noch dunkler und ich musste meine Taschenlampe anschalten. Der Lichtkegel offenbarte mir schwenkend,  allerlei Müll, drahtteile und auch eine halb zerrissene Möwe. Bei ihrem Anblick wurde mir ganz schlecht und ich musste mich abwenden, um nicht zu würgen. An der Innenwand führte eine steile Wendeltreppe in die Höhe und verlor sich im tiefen schwarz der Nacht. Die Dunkelheit wirkte unheilvoll, fast schon unrealistisch. Einen zaghaften Schritt vor den anderen erklomm ich das Steile Geländer, immer darauf bedacht auf möglichst stabile Teile der Treppe zu treten. Das Licht meiner Taschenlampe flackerte, ganz so, als ob sie selbst vor Angst zittern würde. Dann gab sie endgültig ihren Geist auf und Dunkelheit umhüllte mich. Jetzt bloß keine Panik schieben, Rick! ermahnte ich mich selbst, merkte jedoch wie meine Beine anfingen, sich wie Wackelpudding zu benehmen. Die schlimmsten Szenen schossen mir durch den Kopf, welche, die mein Herz in der Stille bis zum Anschlag hämmern ließ.  Pock, Pock, Pock, Nein, das war nicht mein Herz! Das war etwas anderes! Etwas... nicht natürliches! Und da war noch ein leises Scharren, es schien von weit oben zu kommen; fast schon wie ein kläglicher Ruf.

Langsam ging ich weiter. Wenn dort wirklich jemand sein sollte, dann würde ich mich ihm mit meiner manneskraft stellen. Nicht umsonst gehörte ich zu einer der beliebtesten Gangs unserer Schule! Plötzlich stoppte ich. Das fahle mondlicht drang durch die alten Ritzen des windschiefen Leuchtturms und erhellte mir ein wenig den Weg. Vor mir aber, breitete sich eine zähflüssige Spur aus, bei Nacht sah sie recht grau aus. Als mir dann jedoch der eisenhaltige Geruch in die Nase stieg, wurde mir auch klar, was ich da vor mir hatte. Eine Blutlache! Ich fing an zu zittern und es wurde merklich kühler im großem Turm. Und da war wieder dieses Knistern und Scharren, diesmal so dicht an meinem Ohr, dass es mir eiskalt den Rücken hinab lief.  Was geht hier nur vor sich! Ängstlich wich ich zurück, doch antsatt hinter mir freies Feld vorzufinden, fasste ich an eine eisige Metallwand, die ganz gleich der  Außenwand war. Jetzt hatte ich auch noch die Orientierung verloren! Aber auch als ich einen Schritt weiter nach vorne machen wollte, lief ich geradewegs in eine weitere Wand. Rund um mich herum befand sich ein undurchlässiger Käfig! Gerade mal zwei Quadratmeter blieben mir zum stehen.

Es knirschte noch einmal, diesmal unter mir und mit einem Mal fiel der Boden unter meinen Füßen weg. Instinktiv griff ich an die Wände, doch sie waren zu glatt, als das ich mich hätte festkrallen können. Mit einem lauten Schrei fiel ich und schlug nach weniger als zwei Sekunden hart auf. In meinem Knöchel knackte es heftig und ein brennender Schmerz breitete sich in der Beingegend aus. Wimmernd hockte ich hier zwischen Müll und Dreck, und wünschte einfach ich wäre niemals hierhergekommen.
Plötzlich vernahm ich wieder dieses Scharren und Knister; es schien sich direkt auf mich zuzubewegen. Schnell robbte ich Rückwärts, in der Hoffnung in meiner geistigen Verwirrung doch noch zur Tür zu finden. Dann... schoss etwas aus der Dunkelheit hervor und krallte sich in die feuchte Erde neben mir. Ich sah direkt in ein Horrorfilmreifes Gesicht, vernarbt und mit Blutspuren überzogen. Es hatte Ähnlichkeit mit einem Wolf, aber dennoch Menschliche Züge. Du bist das nächste Opfer! Ich wollte schreien, doch da hatten sich schon rasiermesserscharfe Zähne in meine Brust gebort...

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