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Meine Pfoten trommeln auf dem mit Laub bedeckten Waldboden, als ich mit Höchstgeschwindigkeit durch den von der Nacht verdunkelten Wald jage. Äste und Dornen reißen an meinem schnee-weißen Fell, als ich mich durch eine lange Buschreihe drücke und hinterlassen Schnitte auf meiner Haut. Nur noch circa 800 Meter Strecke liegen zwischen mir und den ersten Häusern unserer Stadt, welche mir Rettung und Sicherheit versprechen. Mit dem Ziel vor meinen strahlend blauen Augen, sammle ich meine letzten Reste an Energie zusammen, die ich noch übrig habe und presche die letzten Meter in Richtung zuhause.

Meine Gedanken sind ein reinstes Wirrwarr. Vor grade mal 10 Minuten habe ich noch versucht ein Eichhörnchen zu fangen, ich war gerade dabei zu springen, als auf einmal etwas grau-braunes, großes sich auf mich stürzte und sich in meinem Fell verbeißt. Sofort habe ich versucht das etwas abzuschütteln und flitzte los, als ich es geschafft hatte. Doch mein Angreifer nahm sofort die Verfolgung auf und sprintete mir mit Mords Geschwindigkeit hinterher.

Seit ungefähr 2 Minuten habe ich meinen Angreifer nicht mehr hinter mir gehört, doch ich traute mich nicht langsamer zu werden, aus angst das es mich gleich wieder einholen könnte.

Auf einmal springt ein riesiger, grau-brauner Wolf mit grün-leuchtenden Augen aus dem Gebüsch kurz vor mir und stürzt sich mit einem lauten Knurren auf mich. Augenblicklich gehe ich zu Boden und werde unter der schweren Last, des Wolfes zerquetscht, welcher sich mit seinem gesamten Gewicht auf mich drauf legt und mich zu Boden drückt. Ich versuche mich unter meinem Verfolger frei zu winden, jedoch erfolglos, denn der Graue drückt mich mit seiner ganzen Kraft nach unten. Mit meiner rechten Hinterpfote versuche ich ihn irgendwie zu erwischen, sodass er von mir runter geht und ich die Möglichkeit habe mich anständig zur Wehr zu setzen. So einfach lasse ich mich nämlich nicht fertig machen.

Tatsächlich erwische ich ihn mit meiner Pfote an seinem linken Hinterbein und überrasche ihn damit so, dass er sich nicht mehr darauf konzentriert mich nach unten zu drücken, sondern um festzustellen, was ihn da erwischt hat. Die Zeit seiner Unaufmerksamkeit nutze ich geschickt aus und drücke ihn mit meinen Vorderpfoten so stark ich kann von mir herunter und bringe schnell ein paar Meter zwischen uns.

Der Wolf knurrt mich unzufrieden und mit angelegten Ohren an und fängt an mich knurrend zu umkreisen. Auch ich knurre jetzt gefährlich und setzte mich ebenfalls in Bewegung. Wenn er denkt, er kann sich einfach so mit mir anlegen und mich dann auch noch besiegen, hat er falsch gedacht. Ich bin die Erste die reagiert und springe ihn mit einem großen Satz an. Damit hat er jedoch schon gerechnet und weicht mir geschickt aus, um sich dann auf mich zu stürzen. Er holt mit seiner Tatze aus und verpasst mir einen schmerzhaften Pfotenhieb an meine linke Flanke. Voller schmerz Jaule ich laut auf. Doch ich habe keine Zeit mich auf den Schmerz zu konzentrieren.

Als er zum nächsten Pfotenhieb ansetzt, ducke ich mich schnell unter der fliegenden Tatze hinweg und stürze mich auf seine Vorderpfoten. Doch auch wenn er nicht damit gerechnet hat, reagiert er augenblicklich, er drückt sich vom Boden ab und springt ein Stück in die Höhe. Wie ein zu groß geratener Flummi kommt er wieder herunter gesaust und landet auf meinem Rücken, was mich komplett aus dem Konzept bringt. Durch die plötzliche Kraft auf mir rutschen mir meine Pfoten weg und er drückt mich abermals auf den dreckigen Waldboden. Diesmal drückt er mit seinen Hinterpfoten meine Hinterläufe auf den Boden und mit seinen Vorderpfoten meine Schultern. ich habe also keine Möglichkeit mehr mich zu befreien.

"Ahhh! Du Fettsack, geh von mir runter! Und verdammt was sollte das?! Du hast mich zu Tode erschreckt!" knurre ich ihn an und winde mich so gut es geht unter ihm.

"Nicht so frech, Schwesterchen. Immerhin redest du hier mit deinem zukünftigen Alpha!" bekomme ich nur als Antwort zurück gefaucht und mutiere im nächsten Moment zu einer Scheibe Salami, da er sich noch schwerer macht, wenn dies überhaupt noch möglich ist. Auf meine Frage geht er jedoch nicht weiter ein.

"Geh gefälligst von mir runter du dicke Kartoffel, dank dir wird mein schönes weißes Fell ganz dreckig!" knurre ich meinen Zwillings-Bruder wieder an und versuche mich unter ihm zu befreien.

"Rose! Hab gefälligst Respekt vor deinem großen Bruder und entschuldige dich jetzt bei mir!" knurrt er gefährlich zurück, was mich zusammen zucken lässt. Er hat zwar noch nicht die Alpha-Stimme unseres Vaters, jedoch geht seine schon gut in die richtige Richtung und zieht einen schwachen Befehl mit sich. Jedoch hat mich seine Alpha stimme bis jetzt nur zum zusammen zucken gebracht. Für mehr hat er es einfach noch nicht drauf.

"Oh verzeih, du ach so großer Zukunfts-Alpha. Ich wollte Sie doch nie als fette Kartoffel bezeichnen... übergewichtiger Kürbis passt nämlich viel besser." Erwidere ich höhnend. Aufgebracht knurrt mein großer Bruder über mir empört und verpasst mir einen Schlag, mit eingezogenen Krallen. Seiner Pfote trifft hart auf meinen Kopf und mit seiner anderen Pfote bohrt er mir seine Krallen in die Schulter, woraufhin ich nochmals schmerzhaft aufjaule und leise anfange zu fiepen, da er nicht den Ansatz macht seine Krallen aus meiner Schulter zu ziehen.

"Julien Ryan Grayson! Zieh gefälligst deine Krallen aus deiner Schwester!" höre ich plötzlich die wütende Stimme meiner Mutter. Augenblicklich verschwinden die Krallen aus meiner Schulter und die Last, welche mich bis eben noch auf den Boden gedrückt hat, verschwindet, wodurch ich mich langsam aufrappeln kann. Durch unsere Streiterei haben wir beiden das Rascheln der Büsche und das Knacken der Zweige anscheinend nicht bemerkt, welches durch unsere Mutter unsere zwei kleinen Brüder, und zwei Rudelmitgliedern, welche gerade auf Patrolie waren ausgelöst wurde.

Mein kleinster Bruder Louie kommt sofort auf mich zu gelaufen und blickt mich bzw. meine Wunden besorgt an. Zur Beruhigung lecke ich dem Sechsjährigen einmal kurz übers Gesicht und blicke ihn aus meinen freundlichen Wolfsaugen an. Die paar Wunden, welche mein Bruder mir zugefügt hat fingen bereits an zu heilen. Das ist das gute am Wolf sein, die Wunden heilen viel schneller.

"Ihh Rose! Das ist widerlich!" lacht Louie und wischt sich mit seinem kleinen Arm meinen Sabber vom Gesicht. Ich liebe es mit meinem kleinsten Bruder zu spielen, da ist einfach immer super lustig. Ich drücke meinen großen Wolfskopf an den kleinen und reibe mich an ihm, bis er mich lachend weg drückt und zu Cole, unserem anderen Bruder, rennt und sich hinter ihm versteckt. Ich will ihm gerade hinterherlaufen, weiche jedoch, als ich den Blick meiner Mutter sehe, einen Schritt zurück und setze mich neben meinen Zwilling, der uns schmunzelnd beobachtet hat.

"Ja lach du nur, mit dir hab ich noch ne Rechnung offen!" meckere ich ihn über Mindlink an, was er nur mit einem schnauben quittiert.

"Wenn du meinst Prinzessin." bekam ich noch als Antwort, ehe meine Mutter uns schon unterbrach.

"Also wirklich ihr Beiden, das musste doch nun wirklich nicht sein. Solch ein unverantwortliches Verhalten gehört sich nicht für die Kinder eines Alphas und erst recht nicht für den zukünftigen Alpha! Wenn euer Vater davon erfährt, wird er absolut nicht begeistert sein!" Schimpft unsere Mutter und blickt uns mit einem Blick an, der Enttäuschung und Wut widerspiegelt.

WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt