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Als wir nach einer Doppelstunde Geschichte und einer Doppelstunde Englisch endlich auf dem Weg zur Mensa sind, kann sich Elena ihre Frage nicht mehr verkneifen.

"Ihr nennt Kyle ernsthaft, nach all den Jahren immer noch Vogelschreck, nur weil er, als er klein war Angst vor Vögeln hatte?! Er war doch noch ein Kind, in diesem Alter hatte doch jeder vor irgendetwas Angst. Warum zieht ihr euch nicht damit auf?" verteidigt Elena ihren Mate.

"Tun wir ja. Glaub mir, das machen wir seeehhr oft... Aber keiner hatte solch eine große Angst, wie Kyle gehabt. Deswegen fällt es einfacher Witze darüber zu machen..." versucht Noah es ihr zu erklären.

"Ich finde es trotzdem nicht richtig." schießt Elena zurück, während wir die Mensa betreten, und verschränkt ihre Arme vor ihrem Körper. Ich zucke nur mit meinen Schultern und mache mich auf den Weg zu unserem Stammtisch, an welchem bereits Julien und die anderen Jungs sitzen und sich unterhalten.

"Es ist irgendwie unfair nach all den Jahren..." beginnt Elena wieder, während sie auf Kyle zu läuft, welcher sich nun von seinem Gespräch abwendet und fragend zu seiner Mate aufblickt.

"Was ist los Schatz?" fragt er nun besorgt, was auf irgendeine Art knuffig ist, aber eine perfekte Überleitung zu unserem Anliegen darbietet. Als Elena gerade ihren Mund aufmacht, um ihm zu antworten, unterbreche ich die beiden schnell.

"Was los ist, sollten wir dich wohl eher fragen! Warum sagst du Elena darf nicht mit uns in die Stadt gehen?!" haue ich unser Anliegen raus und blicke von Oben auf Kyle herab. Während Elena auf seiner rechten Seite steht, stelle ich mich hinter ihn und Lia auf seine Linke, wir alle mit verschränkten Armen. Mit Hoch gezogener Augenbraue blickt Kyle von einem zum anderen, während die anderen Jungs die Situation belustigt beobachten.

"Weil es einfach zu gefährlich ist, alleine in die Stadt zu gehen. Da kann ja alles passieren." gibt er Schulterzuckend wieder, und greift nach seinem Wasser, welches auf dem Tisch steht. Doch da hat er nicht mit Lia gerechnet, die ihre Hand, kurz bevor er sein Wasser erreicht, auf den Tisch knallt und ihm somit den Griff zum Wasser versperrt. Erschrocken zuckt er mit seiner Hand zurück.

"Glaubst du ehrlich, das wir uns nicht selbst verteidigen könnten, im aller größten Notfall, wenn irgendwas passieren sollte?!" giftet Lia.

"Was? Nein das meine ich gar nicht...", versucht sich Kyle raus zu reden und blickt hilfesuchend zu seinen Freunden, welche ihn nur Kopfschüttelnd betrachten. Ihre Blicke sagen so viel wie: 'Tja Kumpel, da hast du dich schön in die Scheiße geritten... Viel Spaß beim raus kommen.'

Ein bisschen Mitleid mit dem zukünftigen Beta würde ich normalerweise ja schon haben, aber nur, wenn es uns nicht wirklich wichtig wäre.


"Ich meine nur, dass vieles passieren kann, was euch überraschen könnte und ihr Hilfe gebrauchen könntet.... Ich möchte einfach nicht, das meine Mate alleine in der Stadt rum läuft. Okay. Und da diskutiere ich auch nicht weiter." stellt Kyle klar und blickt uns alle drei ernst an.

Ich werfe Lia und Elena einen besonderen Blick zu. Es ist wie als würden wir ohne Worte kommunizieren. Wir müssen eine Stufe höher gehen. Ich nicke den beiden andern, mit einem deutlichen Nicker zu, dass sie es starten sollen, auch Lia gibt mit einem kurzen Nicker das Start Signal, woraufhin Elena tief einatmet.

"Kyle, mein Schatz..." beginnt Elena und berührt mit ihrer linken Hand seine rechte Schulter. Augenblicklich liegt seine Aufmerksamkeit bei ihr. Sie lässt sich seitlich auf seinem Schoß nieder und beginnt mit ihrer rechen Hand kleine Kreise auf seinen linken Arm zu malen, während ihre rechte Hand von seiner Schulter zu seinem Hals wandert. Ein leises zufriedenes Brummen entfährt ihm.

"... Ich weiß du möchtest ja nur, das mir nichts passiert. Ich würde ja vorschlagen, dass du mitkommen kannst, aber wir wollten den ganzen Tag unterwegs sein und dabei würdest du dich doch nur tierisch langweilen... Außerdem hast du doch sowieso noch Football bis 17 Uhr, vorher könnten wir gar nicht los gehen und da sind dann aber schon die besten Sachen weg..." fährt sie fort, während sie weiterhin kleine Kreise mit ihren Fingern auf seinem Arm malt und anfängt seinen Nacken mit der anderen Hand zu kraulen. Was Kyle dazu bringt seine Augen genüsslich zu schießen und zu schnurren. Es scheint als würde unser Plan B funktionieren.


Mit einem kurzen Blick zu den anderen am Tisch kann ich erkennen, dass sie das Geschehnis immer noch gespannt beobachten. Mein Bruder will Kyle jedoch wieder zu sich bringen und öffnet seinen Mund, doch Lia, die das auch mitbekommen hat, handelt blitzartig, ohne nachzudenken und hält ihm mit ihren Händen den Mund zu. Dies bringt jedoch Julien dazu Lia auf seinen Schoß zu ziehen. Mit einem kleinen Augenroller nimmt sie es hin, Hauptsache er ruiniert es uns nicht.

"Sieh mal, wir gehen direkt nach der Schule los und lassen uns eh nicht aus den Augen. Außerdem ist Rose doch im Box-Team und kann uns so zur Not auch verteidigen. Danach würden wir alle bei Lia schlafen und du siehst mich dann morgen hier wieder. Versprochen!" mit einer ruhigen, einfühlsamen Stimme fährt Elena fort. Kaum hat sie geendet unterbricht sie dir Bewegungen mit ihren Fingern und blickt Kyle direkt in seine Augen, welche sich wieder öffnen.

"Na schön. Dann geht ruhig. Aber Wehe euch ihr Meldet euch nicht Augenblicklich, wenn irgendetwas passiert!" Stimmt Kyle nach kurzem Zögern und einem kurzen Blick zu seinen Freunden zu. Dankbar drückt Elena ihm einen Kuss auf die Wange und schmiegt sich an ihn.

Zufrieden stiefel ich zu dem einzigen freien Platz an unserem Tisch, zwischen Alex und Theo und lasse mich erleichtert seufzend zwischen ihnen nieder. "Das war ja mal eine schwere Geburt" flüstere ich leise, jedoch noch laut genug, das meine beiden Sitznachbarn es hören können und leise beginnen zu lachen.

"Ich hab noch nicht vergessen, dass ich noch etwas gut bei dir habe, sweetie." flüstert mir Alex, immer noch leicht lachend in mein Ohr. Ich werfe ihm einen 'Ich hasse dich dafür'-Blick zu, ehe ich aus dem Augenwinkel eine verzweifelte Lia erkenne, welche vergeblich versucht sich von Juliens Schoß weg zu bewegen.

"Julien lass mich los, bitte!" versucht meine beste Freundin, meinen Bruder zu überreden sie aus seiner Umarmung frei zu lassen.

"Nein, das ist gemütlich! Außerdem wo willst du denn hin? es ist doch eh kein anderer Stuhl an diesem Tisch mehr frei!" schießt Julien zurück und schlingt seine Arme noch fester um Lia's Bauch.

"Bitte" seufzt Lia genervt, doch mein liebenswerter Zwilling ignoriert ihre Worte und beginnt sich mit Mac zu unterhalten, welcher direkt neben ihm sitzt und das ganze Grinsend beobachtet hat.

WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt