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Mein Blick haftet noch einen weiteren kurzen Moment auf ihm, doch ich wende mich schnell wieder dem Film zu. Ein sanfter Stoß in meine rechte Seite, lässt mich wieder aufblicken. Charlie nickt mit ihrem Kopf in Nathans Richtung, und ohne das sie etwas sagen muss, weis ich genau, was sie von mir möchte. Ich schüttle meinen Kopf, doch sie nickt nur wieder unauffällig. Ich atme kurz ein und nicke ebenfalls.

Sie hat ja recht, ich sollte mit ihm reden. Ich erhebe mich also und laufe auf den Flur zu, welcher zu den Treppen führt. In der Tür bleibe ich stehen und drehe mich wieder um. Alle blicken auf den Fernseher. Ich räuspere mich einmal leise und sofort liegt sein Blick bei mir. Die Anderen blicken immer noch auf das Geschehen in dem eckigen Kasten. Mit einer Kopfbewegung gebe ich ihm zu verstehen, dass er mir folgen soll. Ohne darauf zu warten, ob er meinen Wink versteht, betrete ich die  Eingangshalle und mache mich auf den Weg in den ersten Stock.

Nur anhand seiner Schritte kann ich vernehmen, dass er mir folgt. Sobald ich den ersten Stock erreicht habe, steuere ich das Zimmer an, in welchem ich die letzte Nacht verbracht habe und trete, ohne die Tür wieder zu schließen ein. An meinem Fensterbrett angekommen, blicke ich nach draußen und betrachte die Bäume, wie sie sich im leichten Wind, sachte hin und her bewegen.

Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür, reist mich von dem Anblick der wankenden Bäume los. Ich drehe mich um und lehne mich an die Fensterbank. Der Alpha steuert das Bett an und setzt sich an dessen Kopfende, mit Blick zu mir. Seine auf einmal ruhige und friedliche Art bringt mich aus dem Konzept. Ich schüttle einmal kurz den Kopf, um die richtigen Worte zu finden. Meine Füße setzen sich wie automatisch wieder in Bewegung und laufen im Zimmer auf und ab. Wie soll ich den ein Gespräch mit ihm anfangen? Er macht mich nervös.

Ich spüre, wie sein Blick auf mir liegt und mich bei jeder Bewegung beobachtet. Er spürt vermutlich meine Nervosität und setzt sich aufrechter hin und legt einen ernsteren Gesichtsausdruck auf.

"Wenn du nicht bald etwas sagst und stattdessen weiter auf und ab läufst, kann ich für nichts garantieren." durchbricht Nathan die Stille und augenblicklich bleibe ich stehen.

"Alles okay? Ich weis blöde frage, du bist hier, obwohl du eigentlich gar nicht hier sein willst..." harkt er nach, nachdem ich auch nach zwei Minuten immer noch nichts gesagt habe. Ein Lächeln schleicht sich für eine Sekunde auf mein Gesicht, verschwindet jedoch so schnell, wie es gekommen ist wieder. Immerhin hat er festgestellt, das ich gar nicht hier sein will. Ein Anfang.

"Schon ok. Du hast recht, ich wäre am liebsten zuhause bei meiner Familie, aber ich bin jetzt hier." beginne ich und blicke ihn dabei nicht an.

"Du bist mein Mate, das habe ich begriffen und ich weiß auch, dass du mich und ich dich vermutlich brauche. Aber das heißt nicht, dass ich darüber glücklich bin. Du hast meinen Bruder verletzt, zwei mal, wegen mir. Du hast deinen Bruder verletzt, wegen mir." fahre ich fort, mein Blick hebt sich, nur um zu sehen, das er mich weiterhin betrachtet, mit einem ernsten und gleichzeitig nachdenklichen Gesichtsausdruck. Ich lege eine kurze Pause ein und beobachte ihn. Seine Mimik bleibt gleich. Ich atme kurz ein und suche nach den richtigen Worten, um fortzufahren.

"Ich habe heute mit verschiedenen Personen gesprochen. Sie haben mir versucht zu erklären, was dich dazu gebracht hat, diese Dinge und vermutlich noch andere zu tun, von denen ich nichts weiß. Und Gott bewahre, ich will sie denke ich auch gerade nicht wissen. Aber dass ich jetzt eine gröbere Vorstellung davon habe, warum du so handelst, wie du es eben tust, ändert wenig an meinem Bild von dir. Das musst du schon selbst in die Hand nehmen, wenn ich dir wirklich wichtig bin." beende ich meinen Monolog und wende meinen Blick, von seinem immer noch nachdenklichen und ernsten Gesicht ab.

"Ich verstehe. Es gibt nur leider keine Worte, die meine Taten ungeschehen machen können. Ich möchte aber das du weist, dass ich nicht immer die Kontrolle über meinen Wolf beherrsche. Das soll jetzt keine Entschuldigung für mein Verhalten sein, aber ich möchte das du mich verstehst. Seit 3 Jahren bin ich auf der Suche nach dir. Mein Wolf hat mir jeden einzelnen Tag Feuer unterm Arsch gemacht. Es war und ist immer noch nicht einfach ihn zurück zu halten. Doch du musst mir glauben, dass ich es versuche und ich hoffe, dass es jetzt, da ich dich endlich gefunden habe, einfacher wird." offenbart er mir nach einer Minute des Schweigens in ernstem Ton. Ein seufzen ertönt.

WolfsmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt