Kampf

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Lisa

Ich starrte den Arzt vor mir an und wartete darauf, dass er endlich anfing zu reden.
„Ich wollte ihnen nur mitteilen, dass es einige Komplikationen gibt und die OP bestimmt noch einige Stunden dauern wird." 

Ich schluchzte auf.
„Wird er es schaffen?", fragte Justin neben mir und drückte meine Hand noch etwas fester.

„Ich kann ihnen im Moment leider noch nichts genaueres sagen. Meine Kollegen geben alles was sie können.", antwortete der Arzt.

„Darf ich mich um ihre Verletzungen kümmern.", wandte er sich nun an mich. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte hier bleiben und warten bis es Nick besser geht.
„Na komm Lisa . Du kannst jetzt nichts tun. Außerdem bringt Nick mich um, wenn er aufwacht und du immer noch nicht versorgt wurdest." Ein Kurzes Lächeln schlich sich auf meine Lippe , er würde ausrasten wenn er mich sehen würde, aber das Lächeln erlosch gleich wieder.
Wenn er überhaupt aufwachen und mich nochmal sehen würde.

Ich nickte dem Arzt stumm zu und folgte ihm zusammen mit Justin den Gang entlang in eines der Behandlungszimmer.
Ich war sehr froh, das Justin für mich da war. Ich wollte jetzt wirklich nicht alleine sein.

Der Arzt untersuchte mich und runzelte immer wieder die Stirn, als er meine Verletzungen betrachtete. Er merkte bestimmt, dass die Verletzungen nicht frisch waren sondern schon vor einiger Zeit passiert waren. Aber er war so taktvoll und stellte keine Fragen.
Am schlimmsten war immer noch meine Rippe, die leider wirklich angeknackst war, was der Arzt nach dem Röntgen feststellte. Aber zum Glück war mein Knöchel nicht gebrochen, sondern nur etwas gezerrt. Der Arzt machte mir eine Schiene um den Knöchel und eine Bandage um den Brustkorb, die mich jetzt schon aufregte. Außerdem versorgte er einige Wunden in meinem Gesicht. Er reinigte sie und über meiner Augenbraue und an meiner Lippe verschloss er die Wunden mit einem Tape.
Er verschrieb mir noch ein Schmerzmittel, hab mir aber auch gleich eine Packung mit, damit ich gleich eines nehmen konnte, was ich auch direkt tat. Auch wenn ich mich langsam an den stechenden Schmerz in meinem Brustkorb gewöhnt hatte, wäre ich sehr froh, wenn dieser etwas nachlassen würde.

Schweigend machten Justin und ich uns wieder auf den Weg zu den anderen.

„Wie konnte Jack dir das nur alles antun?", murmelte Justin auf einmal wütend, nachdem wir um die Ecke gebogen waren.
„Mir geht es gut. Und Jack hat dafür bezahlt.", antwortete ich und musste wieder diesen Kloß im Hals runterschlucken... ich hatte ihn einfach umgebracht... hatte er Familie gehabt? Leute die ihn vermissen würden?

„Hey, hör auf dich so fertig zu machen. Du hast Nick und wahrscheinlich uns alle gerettet." Justin nahm mich in den Arm und tröstete mich, als mir schon wieder die Tränen kamen.
„Du hast uns gerettet. Jack hätte uns umgebracht. Er war ein kranker Psychopath. Bitte mach dir keine Gedanken über ihn." Ich nickte kurz, mit meinem Gesicht an Justins Brust gedrückt, woraufhin er mir mit der Hand über meine Haare strich und mich noch fester an sich drückte.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, gingen wir zurück in das Wartezimmer, in dem die anderen warteten. Die Ärzte hatten uns aus dem Gang verscheucht und uns in das Wartezimmer geschickt. Aber die Atmosphäre in dem Wartezimmer machte mich fertig.

Ich rutschte auf dem ungemütlichen Plastikstuhl hin und her und wartete darauf, dass es endlich Neuigkeiten gab. Mittlerweile war eine weitere Stunde vergangen, seit Justin und ich vom Arzt zurück gekommen waren. Mir war richtig schlecht, da ich soviel Angst um Nick hatte und das Warten machte es nur noch schlimmer. In dem Raum war es mucksmäuschenstill, keiner der anwesenden traute sich etwas zu sagen. Jeder starrte nur mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck in die Luft. Neben mir wühlte eine Dame seit 10 Minuten in ihrer Handtasche herum und ich würde ihr am liebsten meine Hilfe anbieten, da mir das Geraschel so langsam wirklich auf die Nerven ging. Auf der anderen Seite des Wartezimmer saß eine ältere Dame, die die Ganze Zeit husten musste, neben ihr saß ihr Mann, der hilflos ihre Hand hielt und ihr mit einem mitfühlendem Blick über den Rücken streichelte. Die Liebe die in seinem Blick lag, rührte etwas in mir und ich musste an Nicks Lächeln denken. An unseren ersten Kuss im Urlaub...

Nein, ich durfte jetzt nicht darüber nachdenken. Das werden nicht die letzten gemeinsamen Erinnerungen sein.

"Lisa", meinte Justin und deutete zur Tür, in der der Arzt von vorhin stand und zu uns sah. Wir standen alle auf einen Schlag auf, weswegen sich einige der anderen Leute kurz erschreckten und zusammenzuckten, und liefen nach draußen zu dem Arzt.

"Die Operation ist vorbei. Nick liegt jetzt in einem Zimmer auf der Intensivstation. Jetzt müssen wir warten bis er aufwacht."

"Können wir zu ihm?", flüsterte ich. Natürlich durften wir nicht alle zu ihm, aber wir konnten den Arzt dazu überreden, dass Justin und ich zu ihm durften. Die anderen sind gegangen und klärten einige Sachen wegen Jack... Damit wir da keine Probleme bekommen würden. Ich wusste nicht genau was sie vor hatten, aber das wollte ich auch eigentlich gar nicht wissen.

Nick lag in einem weißen Krankenhausbett in einem sterilen Zimmer und war an einem Monitor angeschlossen, der seinen ruhigen Herzschlag aufzeichnete. Ein weiteres Kabel beatmete ihn, was ganz normal sei, nach so einer großen OP, hatte der Arzt auf meine Fragen geantwortet.

Justin setzte sich auf den Stuhl am Fenster, ich zog mir den zweiten Stuhl an Nicks Bett und griff nach seiner unverletzten Hand. Vorsichtig strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nicks Gesicht war mit ein paar Blutergüssen übersehen. Seine linke Hand wurde eingegipst und unter dem lockeren Krankenhaushemd, sah ich einen dicken Verband um seinen Bauch hervorstechen.

"Wurden eigentlich seine Eltern verständigt?", fragte ich Justin nach einer Weile.

"Sein Vater ist gerade auf irgendeiner Firmenreise und  ich will seine Mutter und seine Schwester erst verständigen wenn... wenn er aufwacht...
Sie könnten eh erst morgen früh kommen.  Also können wir sie auch erst morgen früh anrufen, wenn wir mehr wissen." Er wollte Nicks Mutter nicht beunruhigen. Er wusste wie viel Nick seine Mutter und seine Schwester bedeuten.

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Der Kampf gegen den Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt