Kapitel 6

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Unter ihm befand sich eine riesige Militäranlage mit Waffen, Hubschraubern und Panzern aller Art. Daneben marschierten Soldaten in schwarzer Uniform mit zwei gekreuzten Schwertern, die von Flügeln umrahmt wurden. Sie alle hatten Flügel; nicht ausschließlich Drachenflügel, sondern auch gefederte Flügel.

Schließlich bogen sie ab und betraten eine Art Operationssaal. Überall war Blut und die Werkzeuge waren vollkommen verdreckt und verrostet. Der Stuhl fuhr unter die Lampen. „So, kommen wir zum Finale. Warum wollten wir wohl dich? Ganz einfach, aber lass mich zuerst zu Ende erzählen." Die Frau zog sich eine weiße Schlachterschürze an und fing an zu erzählen.

„Ich wuchs in Armut, am Rande der Gesellschaft auf. Niemanden kümmerte es, wer ich war, ob ich lebte oder tot war. Doch dann fand man mich. Die Black Wings hatten es satt, sich verstecken zu müssen. Und das nur, weil ihr Menschen so schwach wart. Ihr führt euch auf als seid ihr unsere Herrscher, selbst auf unserem Territorium. Und unsere Obersten waren zu feige und krochen euch in den Hintern, immer tiefer. Bis es uns reichte. Wir wollten nicht mehr und planten den Umsturz. Aber deine Eltern...sie waren mächtig und schreckten viele ab. Kaum hatten wir Unterstützer gewonnen, traten deine Eltern auf und verjagten sie alle, verstreuten uns in alle Winde oder zerrten uns vor Gericht.

Aber wir überlebten. Und dann verschwanden sie, einfach so. Alle dachten, dass sie irgendwer um die Ecke gebracht hätte, dass ein Fanatiker unsere Drecksarbeit gemacht hat. Aber es war uns egal, sie waren weg. Und wir wuchsen. Immer weiter. Und dann kam das Gerücht. Es kam das Gerücht, dass deine Eltern eine Beziehung und ein Kind hatten. Aber wo war das Kind? Wir suchten es überall, in jeder Stadt, in jeder Metropole, in jedem Slum, in jeder Gottverdammten Gosse! Wir fanden es nicht. Dann sahen wir eine Videoaufnahme. Deine Mutter in der Menschenwelt war vor deiner Geburt Diplomatin, nicht wahr?

Sie war mehr. Sie war die beste Bekannte deiner wahren Eltern, und sie nahm dich an. Sie versteckte dich unter den Augen der Öffentlichkeit, außerhalb unserer Reichweite. An einem Ort, an den wir nie hätten kommen können ohne den Krieg zu beginnen und uns zu enttarnen!" Die Frau wurde wütend und haute mit der Faust zu jedem Wort auf den Tisch neben ihr. Jason sah die Skalpelle und Spritzen tanzen.

„Wir hatten keine Beweise aber wir wusste, dass du das heimliche Kind warst. Aber wie konnten sie dich verstecken? Deine Kräfte hätten jeden in deiner Umgebung zu Staub zerfallen lassen. Sie haben deine Kräfte durch sich selbst in Schach gehalten. Ein komplizierter und gefährlicher Zauber, aber er hat gewirkt. Deine Kräfte schlummern in dir, verborgen unter dem Siegel und der Macht, die deine Eltern mit ihrem Leben haben bezahlen müssen. Für dich unerreichbar, außer man gibt dir einen kleinen Ruck. Aber das wollen wir ja verhindern."

Jason runzelte die Stirn. „Wieso? Wenn ich doch soviel Macht habe, sollten sie dann nicht eher versuchen mich zu manipulieren und zu benutzen?" Die Frau lachte. „Oh Kindchen, du hast ja keine Ahnung. Wir würden uns buchstäblich gegenseitig niedermetzeln, solltest du wirklich diese Macht haben. Aber du würdest uns weder jetzt, noch damals glauben, wieso es also versuchen. Nein, wir brauchen nur den Träger deiner Magie: dein Herz.

Und das können wir uns einfacher holen als dir eine Gehirnwäsche inklusive Indoktrinierung zu verpassen. Es macht vor allem so viel mehr Spaß dich schreien zu hören, findet du nicht auch?" Jason sah sie entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen an, als sie eine Spritze hob.

„Irgendwelche letzte Worte?",fragte sie. „Was ist, wenn ihr falsch liegt?", presste er zitternd hervor. „Was ist, wenn ich nicht der bin, für den ihr mich haltet, sondern ein ganz normaler Junge?" Die Frau grinste. „Einen Versuch war es immerhin wert", meinte sie und setzte erneut an. „Man wird mich vermissen", krächzte Jason hervor und konnte den Blick nicht von der Nadel abwenden, die sich seinem Unterarm näherte. „Man wird mich vermissen. Ich bin mit Freunden hier, meine Familie wird sich auch wundern, wenn ich nicht wiederkomme."

Soaring Skies - Wie hoch kannst du fliegen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt