Am Steuer saß eine abgehetzte Victoria, während Phoebe auf dem Rücksitz versuchte, ihren Koffer am Explodieren zu hindern und sich beherzt drauf warf. „Sorry, ich hab' total verschlafen!", rief Victoria durch das heruntergelassene Fenster. Sam stieg aus dem Wagen und sah sich hektisch nach dem nächsten Klo um, er sah etwas...grünlich-bleich aus. Leider mussten die Büsche in diesem Fall herhalten.
Auch die anderen sahen nicht besser aus. „Victoria ist wie eine Irre gefahren. Sie hat drei rote Ampeln und ein paar Schilder mitgenommen", meinte Ian und zeigte ein verwackeltes Video, das einer Selbstmordfahrt glich. Das erklärte auch die Dellen an den Kotflügeln und den Spiegeln. „Wir sind ja alle da und haben noch ein paar Minuten Zeit, bevor wir weitermüssen", versuchte Valkry die Situation zu beruhigen, während Sam den Busch weiter...düngte.
Die Schlange vor der Fähre war gigantisch. Gottseidank waren sie früh genug da gewesen und sind auf eine der zweiten Fähren des Tages mitgekommen. Die Zeit verstrich und während das Ufer und der Leuchtturm, der mit seinem Signalfeuer weit in den Himmel reichte, schon lange verschwunden waren, erhob sich vor ihnen eine Vulkaninsel aus dem Nebel.
Die Fähre wurde langsamer und passierte zwei monströse Engelsstatuen, die den Hafen bewachten. Wer versuchen würde, den Hafen ohne Erlaubnis zu betreten oder zu verlassen, würde von diesen Statuen zerquetscht oder aufgespießt werden. „Und bitte denken Sie daran: der Begriff „Engel" ist in diesen Gebieten ein Faux Pas. Sollten Sie Personen mit Flügeln anreden, verwenden Sie bitte die offiziellen Ausdrücke! Das Anreden als Engel wird beleidigend wahrgenommen", ertönte eine Stimme durch die Lautsprecher des Schiffes.
„Na, was denkt ihr?", meinte Jackson, „eine Woche Sommer, Sonne, wunderschönes Wasser und vielleicht sogar die ein oder andere schöne Bekanntschaft?" Alex grinste zu Jackson, während Phoebe den Kopf schüttelte. „Ihr beiden Ochsen denkt auch nur das eine! Wie habt ihr eigentlich die Prüfungen bestanden?! Wenn ihr unbedingt einen One-Night-Stand haben wollt, sucht euch Menschen dafür, aber bei Winged Ones ist das anderes. Die nehmen solche Sachen ernster. Und wenn ihr beiden Vollidioten dann nach einer Woche abhaut, ist das der Untergang für die. Also haltet euch im Griff!", schimpfte Phoebe drohend, „oder ich helfe nach."
Das letzte brachte sie so kalt und mit einer mordlustigen Stimme herüber, dass Alex und Jackson es sich lieber zwei Mal überlegen würde, ehe sie es wirklich in die Tat umsetzen würden und versuchen, sich einen Engel zu angeln.
Phoebe war bekannt, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Ein Idiot aus ihrer Stufen, Brian, hatte mal die wahnsinnige Idee, ihr auf den Hintern zu grapschen, obwohl sie ihm mehrfach einen Korb gegeben hatte. Böse Idee. Der Typ ist 4 Stunden später mit einer doppelt gebrochenen Nase, Jochbeinbruch und ein paar geprellten Rippen wieder unter den Augen der Ärzte und der Polizei aufgewacht.
Das Schiff legte an. Eine frische Brise wehte der Gruppe um die Nase, ein Hauch von tropischem Regenwald gemischt mit trockener Vulkanluft. Sie verließen den Hafenort mit seinen Attraktionen und knallbunten Fassaden auf einer kurvigen Küstenstraße und fuhren zu ihrem Hotel, entlang von schroffen Felsen, durch natürlichen Lavatunneln und entlang einer stellenweise unbarmherzigen aber wunderschönen azurblauen Küste, an der sich das Waser unnachgiebig in den schwarzen Stein fraß.
Das Hotel lag auf der anderen Seite der Insel in Richtung des großen Hafens von Angelheaven. Zwar konnte man ihn nicht klar ausmachen, aber Jason meinte, durch den Nebel und die Ferne die große geflügelte Statue erkennen zu können, die die Welt der „Winged Ones" markierte und jeden Besucher das Fürchten lehrte. Valkry war auf der Rückbank eingeschlafen.
Das Hotel war frisch renoviert worden, der Garten war frisch angelegt und gut gepflegt; der Duft der Blumen schwängerte die ganze Luft und ließ alle Besucher auf Wolke sieben schweben. Die Bungalows waren offen gestaltet und ziemlich modern.
Alex und Jackson schlossen gleich die erste Wette ab, wer am schnellsten eine neue Flamme haben würde. Unglücklicherweise mischten nun auch noch Sam, Ian und Victoria mit, während Phoebe schon einmal die Messer schärfte und die Knöchel knacken ließ. Dass sie Kampfsport machte und ein scharfes Gehör hatte, war nicht zum Vorteil der anderen.
Jason hatte schon mal Fotos und Videoaufnahmen von Winged Ones gesehen, aber noch nie welche in echt gesehen. Ihre Flügel waren komplett unterschiedlich, doch sie strahlten immer eines aus: Macht. Einige strahlten in einem hellen weiß, andere waren so schwarz, dass sie alles Licht schluckten. Doch hier war irgendwas komisch. Ihre Flügel waren kraftlos, die Augen teilweise leer und trüb, als würde ein Schleier vor ihnen liegen.
Doch bevor Jason seine Gedanken maussprechen konnte, tippte Valkry ihm auf die Schulter. „Ihre Kräfte werden durch Tattoos gegen sie gerichtet", raunte sie und zeigte auf die Schulter eines Mädchens. Ein schlankes Tattoo schien sich bis auf den Rücken zu ziehen, wurde jedoch durch ein Kleid und die Flügel verdeckt. Jason nickte, runzelte aber die Stirn. „Sind solche Tattoos aber nicht eigentlich verboten? Meine Mutter meinte, dass sie den Winged Ones nicht nur die Kräfte blockieren, sondern auch ihre Seele, ihr Wesen an sich, zerstören." Valkry nickte. „Tattoos an sich sind explizit verboten, andere Hilfsmittel aber nicht. Aber wer soll das hier kontrollieren? Niemand will auf einer beliebten Touristeninsel den Bösen spielen. Es ist schmerzhaft das zu sehen."
Jason konnte den Anblick der leeren Augen und der stumpfen Flügel nicht vergessen. Damit sie auf dieser Insel Urlaub machen konnten, mussten andere das unterdrücken, was sie sind. „Erde an Jason! Bist du noch da?" Ian schnipste vor seinem Gesicht und versuchte, eine Reaktion zu bekommen. „Sam meinte gerade, dass es am Strand noch eine coole Grotte gibt. Lust auf einen kleinen Nachtausflug?"
Jason sah in die Runde, anscheinend hatten alle schon zugestimmt. „Klar, wieso nicht", meinte er und zuckte mit den Schultern. „Wir müssen nur vor Mitternacht wieder auf den Zimmern sein, sonst kommen wir nicht mehr ins Hotel." Alle nickten.
Keiner wollte die Nacht auf einer unbekannten Insel draußen verbringen.
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So, leider das letzte Kapitel, in dem es ruhig zugeht, jdenfalls für eine gewisse Zeit.
Passt die Kapitellänge?
Was denkt ihr, wie dieser Urlaub für die Gruppe ausgehen wird?
Habt ihr ein paar Wünsche?
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Soaring Skies - Wie hoch kannst du fliegen?
Novela JuvenilMenschen, Engel und Dämonen: eigentlich ist ihnen der Kontakt verboten, gemeinsame Kinder erst recht. Dieser Frieden aufgrund der Trennung ist wackelig, hat jedoch immer gehalten. Bis jetzt... Jason ist ein normaler Teenager, er hat seinen Abschlus...