Soaring Skies - Wie hoch kannst du fliegen?

Kapitel 10

Brian kam wirklich am nächsten Tag um vier. Er brachte den Anzug vorbei. Die Erwachsenen redeten bis in die späten Abendstunden. Henry und Jason versuchten zu lauschen, doch ihre Eltern hatten eine Geräuschblase erzeugt: kein Wort kam hinein oder heraus.

Jason lag schon im Bett und betrachtete seinen Anzug. Morgen ist der große Tag und er würde zum ersten Mal einen Fuß auf die höheren Stockwerke der Stadt setzen und sogar in die Akademie können. Es klopfte leise am Fenster und Jason sah hinaus. Miranda klopfte und Henry flog hinter ihr Schmiere. „Na los, zieh deine Sachen an, wir wollen dir noch was zeigen", raunte Miranda Jason zu. Er zog sich schnell Hose und Schuhe an und zog seinen Mantel über, ehe er das Fenster öffnete und über das Fenstersims in die Luft glitt.

„Also was nun?", fragte er und Henry flog vor. Miranda und Jason folgten ihm zu einem hell erleuchteten Teil der Stadt. Vor ihnen erstreckte sich ein Parkourkäfig. „Das müssen wir machen", meinte Henry und landete vor dem Eingang. Er nickte dem Wärter zu und dieser stellte ihm Tickets aus. Zu dritt gingen sie in das Gebäude. An der rechten Seite hing eine Rekordtafel. Jason las sich die Namen und Zeiten durch, ehe er kurz stockte. „Henry, du hast Platz 5?", fragte Jason erstaunt. „Ja, war ein hartes Stück Arbeit. Außerdem ist das eine Sache, in der mich meine kleine Schwester nicht schlagen kann", meinte Henry und grinste Miranda an.

„Und heute bist du dran", meinte er zu Jason und zeigte auf den Käfig. Mittlerweile war kaum noch einer da und Jason wäre direkt dran. „Ich habe sowas noch nie gemacht!", entgegnete er, „ich breche mir alle Knochen dabei!" „Unsinn, wir haben in den letzten Tagen gut geübt. Fliegen ist kein Problem, das Entscheiden wird hierbei trainiert." Er zeigte auf die Hindernisse. „Du kannst auf Kommando ausweichen, tauchen, steigen, rollen und den ganzen Spaß, aber im echten Leben musst du selbst entscheiden, was du machst. Und genau das trainieren wir hier. Der nächste bist du."

Jason zögerte, doch Henry ließ sich nicht bitten: er nahm Jason wie einen Sack Mehl über die Schulter und stellte ihn direkt vor dem Eingang ab. „Hals- und Beinbruch!", rief er, ehe das Startsignal ertönte und die Tür aufschwang. Jason betrat die Startplattform und betrachtete die Anzeige. Henry hatte einen Parcours des mittleren Schwierigkeitsgrades ausgewählt, ein Einsteigerlevel. Jason musste das schaffen, wie wollte er sonst auf der Academy bestehen. Der Countdown zählte runter. Jason streckte seine Flügel. Der Startschuss ertönte und Jason war in der Luft.

„Puh, nicht schlecht für einen Rookie", meinte Henry und klopfte Jason auf die Schulter. Er hatte sich nichts gebrochen und war nur einmal im Parcours hängen geblieben. Eine Rekordzeit war es trotzdem nicht. „Keine Sorge", meinte Miranda, „die anderen werden auch nicht viel schneller sein. Du wirst dich aber anstrengen müssen, um Schritt halten zu können."

Jason nickte und blickte hoch. Oben in den Wolken hing die Academy, uneinnehmbar wie eine schwebende Festung in den Wolken. Morgen würde er zum ersten Mal dort hochfliegen. „Wir sollten uns beeilen, sonst merken Mom und Dad noch, dass wir weg gewesen sind." Henry nickte Jason zu und sie flogen nach Hause. Jason hatte gottseidank eine Luftmurmel in das Fenster gelegt, er konnte es so schnell aufschieben und ins Bett schlüpfen, bevor Luna und Chry die Tür öffneten um zu kontrollieren, ob alle im Bett waren.

Das Büro thronte hoch über der Akademie, man konnte sowohl die Sterne, als auch die Lichter der Stadt durch die dünne Wolkendecke sehen. Zwei Lichtermeere. „Und ihr seid euch sicher, dass er es ist?" Die Direktorin stand am Fenster und sah hinaus. Irgendwo dort unten saß ihr Gesprächspartner. „Ich weiß, dass du ihre beste Freundin gewesen bist, ich war mit euch in einer Klasse. Aber dennoch müssen wir absolut sicher sein, dass...Ich verstehe. Ja, das ändert alles. Und es kann keinen anderen Grund geben? Okay, ich werde alles nötige in die Wege leiten. Ich kann ihm jedoch keine Extrabehandlung zuteil werden lassen, sonst fällt er noch auf. Ich weiß nicht, wem ich hier trauen kann."