Kapitel 16

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Jason musste grinsen. Bels Nervosität war nicht zu übersehen. Nach dem Gespräch mit der Direktorin vor zwei Monaten hat Bel fast zwei Tage durchgeschlafen. Jason hatte sich so lange um ihn gekümmert und geholfen, den Stoff nachzuholen. Er hatte gemerkt, dass sich Bel in seiner Nähe komisch verhält, sich anfangs aber nix dabei gedacht.

Wer würde bitte auf einen Typen wie ihn, einen verbotenen Mischling, stehen? Dennoch musste er mit Henry und Miranda reden. Er war ja ein Mischling, er hatte also beides in sich: Engels- und Dämonenblut. Und seine Dämonenseite war noch nicht aufgebrochen. Luna hatte in der letzten Zeit mehrfach seine Siegel untersucht, aber nur die oberste Ebene der 7 Siegel hatte sich gelöst, alle anderen sechs Siegel waren noch stabil. Ob er wohl auch auf den Blutmond reagieren würde?

Bels Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Jason, was auch immer heute Abend passiert: bitte gehe nicht drauf ein. Schließ mich bitte in meinem Zimmer ein." Seine Stimme war leise, sein Kopf zum Boden gerichtet, seine Wangen knallrot. Jason wurde neugierig.

Er sah ja, dass einige der Dämonen sich gegenseitig an den Lippen hingen, aber die waren alle gebunden und hatten ihre zweite Hälfte. Bel hatte sie noch nicht gefunden, was würde bei ihm also passieren? Er ahnte jedoch, wenn Bel ihn so um etwas bittet, dann war es für ihn weder lustig noch angenehm und ganz bestimmt sollten andere nicht davon Wind bekommen.

Vorsichtig legte er seine Flügel um die beiden, sodass keiner sie sehen konnte. „Keine Sorge, ich passe auf dich auf", flüsterte er in Bels Ohr, der nur schwer schluckte und nickte.

„Na, was haben wir denn da? Hat unser Sexbiest sich ein neues Opfer gesucht?" Malcoms Stimme zerriss die Ruhe und seine Hände schoben Jasons Flügel auseinander. Er grinste hämisch und blickte auf Bel hinab. Seine Suspendierung wurde auf drei Wochen verkürzt und seit er wieder auf der Akademie war, hatte immer ein Lehrer ein Auge auf ihn, was es ihm praktisch unmöglich machte, sich an Bel oder Jason zu rächen, besser gesagt Bel aus dem Weg zu schaffen.

Nicht, dass er seine Sidekicks losgeschickt hätte, aber die waren entweder zu feige oder zu blöd, um auch nur ansatzweise etwas richtig zu machen. „Wenn du willig genug bist, kann ich ja mal vorbeikommen und dir zeigen, was ich von Sexmonstern wie dir halte"; flüsterte er in Bels Ohr, jedoch laut genug, dass auch Jason es mitbekam.

Malcom legte seine Hand zwischen die Flügelansätze von Bel und übte leichten Druck aus, ehe der kurz aufwimmerte und Malcom in schallendes Lachen ausbrach und ihn von sich stieß. „So eine Dämonenbrut wie dich würde ich noch nicht mal anpacken, wenn du meine zweite Hälfte wärst", spuckte er Bel entgegen, der den Kopf unter seinen Flügeln versteckte und vergeblich versuchte Tränen zu unterdrücken. Dass er Jason aber schon gerne hätte, dachte sich Malcom nur innerlich. Niemals würde er das aussprechen.

Jason platzte vor Wut. „Was ist eigentlich dein Problem Malcom? Warum musst du immer auf anderen rumhacken?!", fuhr er den noch immer grinsenden Blondschopf an, der seinen Blick nun auf Jason richtete. Seine grünen Augen funkelten wie Gift. „Was geht dich das an? Misch dich nicht ein! Oder magst du ihn etwa?", fragte er hämisch und wartete auf eine Reaktion.

Jason schluckte. Wenn er ja sagen würde, würden sie beide Probleme bekommen und nie mehr eine ruhige Minute haben, aber wenn er verneint würde er Bels Herz brechen. Plötzlich fiel ihm was ein, wie er aus der Misere sauber raus kam.

„Weißt du Malcom, es ist ja schon lustig: du führst dich auf, als würden dir alle zu Füßen liegen. Aber keiner würde dich hier freiwillig anpacken, wenn dein Daddy nicht so viel Kohle hätte und deine ,Freunde' bezahlen würde." Jason sprach extra laut genug und setzte das gleich dämlich grinsen auf, wie Malcom es noch vor ein paar Sekunden hatte.

Soaring Skies - Wie hoch kannst du fliegen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt