Meine Augen brannten unangenehm und ich schlug sie zitternd auf um meine Umgebung zu inspizieren. Meine Kommode lag it aufgerissenen Schüben vor mir, deren Inhalt sich über meinen gesamten Zimmerboden zog. Ich schlucke mir die Trockenheit aus der Kehle und richtete mich auf. Warme Sonnenstrahlen streifen über mein Gesicht und wärmen mich wohltuend doch da war noch etwas. Plötzlich überkam mich ein heftiges Jucken und ich streife suchend über meine Arme bis ich die unzähligen Moskitostiche ertasten konnte. Kein Wunder solang das Fliegennetz an der Küchentür fehlte...
Müde und fortwährend kratzend tratt ich vor den Spiegel in unerem Bad und musterte die blasse Gestalt vor mir, über deren Gesicht sich eine gerötete Spur von Stichen ausbreitete. Ich könnte es überschminken wie jedes normale Mädchen in meinem Alter es jeden Morgen zu tun pflegt, dachte ich mir und wendete mich von meiner fast leblosen Spiegelgestalt ab, jedoch besitze ich keine gebräuchliche Schminke geschweige den andere Kosmetikartikel.
Ich spülte mein Gesicht mit klarem Wasser und trocknete mich in den kratzigen Stoff des himmelblauen Handtuchs, in dem Masy als Baby immer gewickelt wurde. Angewidert von der Erinnerung ließ ich es aus meiner Hand gleiten und tratt aus dem kleinen, vergilbten Badezimmer. Klamotten habe ich seit Monaten keine neuen mehr gesehen, weshalb mein Lieblings-Shirt wohl desöfteren unter der Woche herhalten musste. Dazu trug ich die ausgebleichte Jeans die ich mir vor zwei Jahren an meinem 14. Geburtstag gekauft hatte und sie war mir mein liebstes Stück in meinem ganzen Kleiderschrank. Blau-grauer Stoff mit feinen Blumenmustern aus zierlichen Röschen, ich hatte mich sofort in den enganliegenden Stoff verliebt.
Mode war ein Thema das mich äußerst interessierte den ich verfolgte eine große Leidenschaft für Näharbeiten und auch Häckeln, etwas mit dem ich gemeinsam mit meiner Grandma oftmals Stunden verbrachte. Sie war es die mir meine erste und einzige Nähmaschine schenkte mit der ich schon das ein oder andere Hemd vor dem Auseinanderfallen bewahren konnte. Doch Dad hatte sie letzten Monat für ein paar Dollar an einen ehemaligen Arbeitskollegen verkauft.
Kraftos schleppte ich mich die knarzende Treppe entlang und bemüte mich darum so lautlos wie möglich dabei zu sein. Dad konnte nach einem Besuch im Pub am nächsten Morgen unaustehlich sein vorallem was Lärmempfindlichkeit anging. Und ehrlich gesagt wollte ich nicht mit noch einer gerröteten Stelle auf meinem Körper zur Schule gehen. Nachdenklich schob ich mich durch die enge Kochnische bis vor den Lebensmittelschrank dessen Klappe beim Öffnen leise quietschte, jedoch war der Anblick im Inneren relativ ernüchternt: nichts.
Wie leergefegt liegt das Innere vor mir. Weder Brot noch Marmelade noch Obst oder sonst irgendetwas essbares. Seufzend ließ ich den Kopf hängen, wie konnte es auch anders zu erwarten sein. Sanft schloss ich die kleine Klappe wieder und tratt in unser Wohnzimmer um mich auf die abgewetzte Couch zu setzen. Mit einem nachdenklichen Blick auf die immernoch ramponierte Küchentür gerichtet überlegte ich, wie Dad nach einer von Insekten geplagten Nacht wohl drauf seien würde.
Vielleicht hat's ihm mal endlich die Augen geöffnet ? Mit einem hysterischen Lachen schwank ich mich wieder auf und schritt an die kleine Kommode im Flur aus der ich eine Rolle Klebeband hervorholte. Danach ging ich in den Garten um nach dem Netz zu suchen das erstaunlich wenig Schaden von dem gestrigen Vorfall abbekommen hatte.Mit ein paar geschickten Handgriffen fixsierte ich die gerissenen Teile wieder zusammen und befestigte das ganze mit noch mehr Klebestreifen wieder an seinen ursprünglichen Platz wo es hoffentlich auch bleiben würde.
Ich wusste das wir nur wenig besaßen, aber wie konnte man nur so zerstörrerisch mit diesem wenigen umgehen ? War es wirklich soweit gekommen das man jetzt nicht nur leicht zu ersetzende materielle Dinge wegwarf, sondern auch gleich alle geliebten Menschen um einem herum, seine eigene Familie und letzten Endes auch sich selbst? Die Antwort würde ich vielleicht heutze Nachmittag in meinem Refugium erhalten, in dem kleinen Wäldchen was in letzter Zeit eine Art zweites zuhause für mich wurde.
Doch davor stand mir ein elendig langer Schultag bevor.
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Ghost story - Wispern des Todes
Mystery / ThrillerOlivia ist 16 und leidet an Depressionen. Eines Tages begeht sie Selbstmord doch wie durch ein wunder steht sie kurze Zeit nach ihrem Tod völlig lebendig auf den Beinen. Was passierte an diese Tag ? fragt sich Olivia, die als Geist auf die Erde gesa...