10. Story

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Die Sonne ist bereits am untergehen und taucht das Schulgelände in ein düsteres Licht. Schwarze Schatten dringen aus den Inneren, das hieß wohl das der Unterricht bereits vorbei war, denkt sich Olivia und späht vorsichtig in eines der unteren Fenster, hinter dem sich wie sie vermutet eine Art Chemieraum befindet. Zögernd blickt sie sich um, irgendwie musste sie da rein, von außen war man kaum in der Lage etwas zu sehen da die Sonne ihr entgegen blendet.

Noch ehe sie sich versah starrt sie ungläubisch durch die spröde Mauer vor sich in der nun ihr halber Arm versenkt war, den sie eben noch gegen das Mauerwerk gelehnt hatte. Sie konnte einfach hindurch gleiten, wie praktisch, denkt sie und setzt durch das kühle Mauerwerk hinweg. Auf der anderen Seite durchgeswitcht sieht sie sich suchend um und gleitet durch die Gänge. Grübelnd sieht sie sich um und versucht verzweifelt irgendeine Erinnerung hervor zu rufen doch sie war nicht in der Lage das Gesehene ihrer Visionen zu speichern. Sie konnte sich nur wage an diese Schule erinnern und wäre froh hier irgendetwas zu finden dass ihr weiter helfen könnte.

Langsam schob sie sich durch eine Tür hinter der sie ein Büro vermutete und tatsächlich schien sie geradewegs in das Lehrerzimmer geraten zu sein. Es war ein unkreativ eigerichteter Raum mit einigen Regalen an den Wänden und ein paar Copmutern an der Seite. In der Mitte des Raumes befand sich ein Tisch auf dem unzählige Unterlagen ausgebreitet waren. Wenn sie hier irgendwelche Schüleranmeldungen finden könnte, denkt sie und überfliegt die Namen einiger Klassenlisten, vielleicht würde sie ja ihren Namen finden und ihre Adresse, dann könnte sie das Haus ausfindig machen was zumindest schoneinmal einen Ansatz ihres Vorhabens ausmachen könnte.

Doch die Blätter auf dem Tisch waren nur korrigierte Arbeiten die sie nicht sonderlich interessierten, also versuchte sie es bei den Ordnern in einem der Regale. Gerade als ihr ein Ordner mit der Aufschrift: Schülerverwaltung ins Auge fiel und sie danach greifen wollte, glitt sie wie auch durch das Mauerwerk einfach durch das Material. Sie konnte nichts materiell festes mehr bewegen oder in ihrer Umgebung eingreifen. "Verdammt" :zischt sie und wendet sich von dem Regal ab, das erschwert es natürlich. Aber noch will sie nicht aufgeben.

"Sicher gibt es Schüleraushänge, Klassenfotos irgendetwas."

Und so streift sie noch eine Weile durch die Schulflure bis die Sonne bereits den Horizont küsste und die tieffallenden Schatten die Räumlichkeiten in tiefe Dunkelheit tauchen. Obwohl die Finsternis ihr nichts ausmachte, so spürte sie doch wie viel Zeit sie bereits für ihre vergebliche Suche in Anspruch nahm und sie überlegte wie sie sonst noch an Informtionen käme.

In ihrer geisterhaften Erscheinung, völlig unsichtbar für das menschliche Auge, schwebte sie in ihren Gedanken versunken durch den Schulkomplex und bemerkt die schwarze lungernde Gestalt ebenso wenig die wartend in einer der Ecken hockt. Erst als sich dieser aus ihrer Position erhob wurde Olivia auf diese aufmerksam doch sie erschreckte sich keines Wegs. Warum sollte sie Angst haben ? Jetzt konnte ihr nichts mehr etwas anhaben von daher war Furcht überflüssig. Neugierig blickt sie den Flur entlang und beobachtet die Gestalt die den Eindruck machte sich hier nur unerlaubter Weise aufzuhalten. Leicht geduckt schlich sie durch die immer dunkler werdenden Flure entlang bis sie sich zur vollen Größe erhob und vor eine Tür tratt. Ihr Gang war so besitzergreifend und voller Energie das Olivia sich kaum etwas darauf einbilden mochte, doch sie kannte diese Gestalt.

Sie kannte die hellgrauen Augen die stets gerötet leuchteten, sie kannte das viel zu schmale Gesicht das immer von den dunklen Haarsträhnen umrahmt wurde, damit man nicht auf ihre eingefallenen Augenhöhlen achtete und all die anderen Anzeichen des fehlenden Schlafes. Sie erkannte die eingefallenen Wangen, die schmalen ausdruckslosen Lippen und doch war dies eine völlig andere Person als jene, die sie einst zu kennen glaubte.

Olivia stand sich selbst gegenüber. Es ist ihr Körper der dort vor ihr steht, der dort atmete durch dessen Adern ihr Blut strömte und doch spürte sie wie eine andere Macht bereits Besitz von all dem Leben genommen hatte. Doch derensch könnte sie nicht sehen, wie auch all die anderen Wesen. Sie, als totes Individuum, als Geist konnte sich den Anblick ihres lebenden wandelnden Körpers nicht erklären. Sie musste an das Reh denken, das nach seinem Tod ebenfalls zum Geist wurde, jedoch blieb dessen Körper leblos und kalt am Boden liegen.

Ghost story - Wispern des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt