"Papa ...?" :stammelte ich ungläubisch doch sofort stieß mir die Watte in den Mund und dämpfte meine Worte.
Ja, in der Tat. Kennst du deinen Vater etwa nicht ? Ich meine deinen richtigen Vater ? die Stimme erklang dicht neben mir und so spähte ich sorgenvoll zwischen die Weben und Fäden hindurch: "We... wer bist du, woher weißt du das alles ?" Meine Stimme trug ein leichtes Zittern mit sich vor lauter unbehagen und Skepsis. Was passierte hier ?! Ich meine das ist doch nicht mehr real.
"Ganz ruhig Olivia. Haben dir die Erinnerungen etwa nicht gefallen ? Haben sie dich nicht mit solch einer Freude erfüllt, eine Freude die du nie wieder verlieren willst ? Ich verspreche dir, du wirst nie wieder solch ein Leid erfahren wie du es bis jetzt musstest aber nur wenn du mir vertraust ?"
Ich geriet ins Grübeln. Meine Familie war kaputt, eigentlich war es schon längst keine Familie mehr. Familie war ein Ort ein Teil im Leben eines Menschen der einem immer mit Liebe und Glück empfängt doch meine Familie... sie macht mich fertig, sie schlägt mich oder sieht weg wenn ich leide wie alle anderen Menschen auch. Sie sehen nur das Lächeln, die schönen Seiten im Leben und würdigen dem Leid und der Trauer der anderen keines Blickes, da dieser selbst von Tränen erfüllt ist. Nur die Reichen, die Sorglosen wischen sich diesen Augen mit all ihrem Geld trocken und sehen nur das oberflächliche was jedem auf dem ersten Blick glücklich und zufrieden stimmt. Alle Menschen waren so gesehen gleich, auch ich bin niht anders, dachte ich und zuckte unschlüssig mit den Schultern: "Was würde passieren wenn ich dir vertraue ?"
Noch blieb ich vorsichtig. Obwohl mir dieser Ort ausgesprochen gut tat, hieß das nicht das es das beste für mich wäre einfach hier zu bleiben: "Sag mir erst wer du bist und wie du hierher kommst."
Mein Gegenüber schien in Verlegenheit zugeraten und schwieg, bedacht darauf nur die nötigsten Worte über seine Lippen zu lassen: "Man nannte mich Mortemin ex Mortuus, das dürfte dir wenig sagen, doch ich war einst ein stolzer und hochangesehener junger Mann. Dieser Kokon." :erklärte er mit sanfter Stimme und ein Rascheln ertönt als er sich in der weichen Watte bewegte, wahrscheinlich um in eine angenehmere Position zu wechseln: "Ich will Menschen glücklich machen. Ich spinne diesen Kokon für Menschen in denen mehr steckt, aus denen mehr werden kann. Sie kommen herein als traurige armselige Gestalten ohne Sinn auf dieser Erde zu existieren und metaphosieren in dieser geschützten Umgebung wie ein Schmetterling, um als völlig neuer Mensch die Welt zu betretten."
Er sprach dabei so klar, offen und eindringlich so klangvoll und sehensüchtig als würde er keine andere Ansicht dahinter hegen. Und ich war so dumm ihm zu glauben. Doch noch blieb ich unvoreingenommen, traute ihm nicht. Es war... zu perfekt. Er sprach mir förmlich aus der Seele, sprach die Worte wie ich sie hören wollte in diesem Moment und ich wurde regelrecht benebelt von dem sanften Klang der in diesen Worten mitschwang.
Ich musste nicht antworten, der Kokon ließ meine Gedanken hörbar werden:
Was muss ich tuen ?
Ich fühle mich so scheiße, wie sollte ich das ändern ?
Kann ich ihm trauen ?
Ein leises heißeres Lachen entfährt ihm: "Glaub mir, ich bin jemand dem man blind über den Weg trauen kann." Damit reichte er mir erneut seinen Arm durch die Wattewand zwischen uns und ich blicke nur nachdenklich darauf. Einen Moment zögerte ich noch, dann ergriff ich seine Hand und wurde weiter in Innere gezogen. Völlige Dunkelheit umhüllte mich und ich fühlte mich blind. Meine Gedanken verblassten hinter mir, sie wurden so tief in der Watte gänzlich abgedämpft sodass selbst ein Schrei nicht nach außen dringen würde. Angst überkam mich und ich bewege mich hektisch in dem verworrenen Knäul doch mit jeder Bewegung zogen sich die dünnen Fäden enger um mich und hielten mich am Ende in völliger Unbeweglichkeit.
Hier, tief drinnen im Kokon, der bis gerade eben noch wohlig und warm erschien, wirkte alles kalt und beklemmend. Die Luft, die ich ohnhin nicht richtig einatmen konnte, da die Wolle meine Atemwege fast komplett zuschnürte, war zum Schneiden dick und wurde von Augenblick zu Augeblick kälter. Die Fäden schnitten sich wie heiße Nadeln in meine Haut und Tränen rannen mir über das Gesicht und vermischten sich mit dem austrettenden Blut aus den kleinen Wunden wobei mich in schmerzliches Zucken durchfuhr.
Plötzlich erklingt ein Geräusch dicht neben mir und die Stimme erklingt von neuem: "Du bist so dumm Olivia Scrott, so unfassbar dumm."
Ein dumpfes Stöhnen entfährt mir doch er reagiert kaum auf mein Schmerzempfinden: "Du fragst dich sicher was ich mit dir vor haben ? Aber das erfährst du noch früh genug, du musst wissen, dass was du hier siehst... ist nicht gerade irdischen Ursprungs wenn du das verstehst du zurückgebliebenes Miststück."
Hyperventilierend vor Lachen fährt er fort:
"Brechen wir dein Gewissen Olivia Scrott. Brechen wir dieses kleine dumme Mädchen in dir das glaubte es wüsste was es bedeutet glücklich zu sein. Sieh es doch ein, das Leben ist sinnlos, besonders deines. Was vollbringst du schon großartig in diesen nie endenwollenden Teufelskreis aus Leid und dem Verständis das du dafür aufbringst um alles irgendwie zu verstehen und auszuhalten. Was treibt dich schon großartig an jeden Tag dasselbe Leid zu erfahren und glaubst du ernsthaft, dass das was dir gerade am eigenen Leib passiert nicht nur ein Schnurrhaar dieser Bestier ist die dein Dasein zur Hölle macht. Töten wir diese Bestie die in dir wohnt, töten wir diesen wiederstrebssamen Teil in dir und alles wird gut !"
Noch immer kämpfte ich mit den Tränen doch mein Schluchzen beruhigte sich. Die Angst die ich noch eben verspürt hatte war mit einem mal verflogen und die Kälte drang immer weiter in mich und meine starren Glieder ein. Die Stimme fährt unberührt fort:
"Du könntest geauso leben wie alle anderen, wie alle anderen mit reichen arbeitenden Eltern, die ihren Kindern jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Du könntest genauso in einem großen schönen Haus leben genauso schöne Kleider tragen wie all die anderen Mädchen und selbst du hässliches Geschöpf könntest eines Tages einen Mann abbekommen der dich liebt.... "
In einem fortwährenden Wechsel aus Lockmitteln und Beleidigungen drang er immer tiefer in Olivia ein bis er schließlich auf ihr immer langsamer schlagenden Herz traf und es mit seiner Kälte umfasste: "Das Herz ist eigentlich das schwierigste Glied eines Menschen den man so einfach übernehmen kann wie deines, du musst wahrlich eine geschundene Seele sein. Aber glaub mir, das ändert sich schneller als du denkst, ab hier kann es nur noch besser werden."
Mit diesen Worten schießt die Kälte mit einem Mal ruckartig durch ihre Kehle sodas ihr glatt der Atem weg blieb. Wie die Wurzeln eines Baumes sproßen kleine Eiskristalle in ihren Schädel und die Blutgfäße barsten unter diesen Bedienungen. Der Schmerz, der fehlende Sauerstoff und das vor Kälte erstarrte Herz hielt der zarte Körper nicht mehr aus und so verabschiedete sich Olivia innerlichst schon von jenem was sie auf dieser Welt erfahren durfte...
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Ghost story - Wispern des Todes
Mystery / ThrillerOlivia ist 16 und leidet an Depressionen. Eines Tages begeht sie Selbstmord doch wie durch ein wunder steht sie kurze Zeit nach ihrem Tod völlig lebendig auf den Beinen. Was passierte an diese Tag ? fragt sich Olivia, die als Geist auf die Erde gesa...