Ghost story - Wispern des Todes

14. Story

"Ich bin Olivia." :spricht sie mit fester Stimme, wenn auch eher kraftlos doch sehr bestimmt: "Und ich will Antworten.

Der junge Geist blickt sie durchdringlich an, was ihm bei ihrer blassen Erscheinung wohl einfach fallen dürfte, denkt sie bei sich. Der Geist schwebte einige Meter zu ihr, niemand hatte sich auch nur einen Zentimeter bewegt. Er hob das Buch auf, um das ihn die fremde Olivia gebeten hatten, um ihn abzulenken. Sorgfältig, ja beinahe liebevoll nimmt er sich dem Buch an und mustert den Buchrücken nach Beschädigungen. Mit vor Staunem großen Augen beobachtet ihm dabei Olivia: "Wie...wie kannst du es berühren ?"

Er schwieg. Grübelnd blickt er erst über die gelbichen Seiten des Buches bevor er ihr einen wissenden Blick zu wirft. Seine blauen Augen leuchten beinahe wie Saphire und ein Glitzern aus silbernen Sprenkeln durchzieht seine weiße Pupillen. Sein Gesicht wirkt jugendlich und der feine Bartansatz hatte es allem Anschein nach bis ins Jenseits geschafft, doch so menschlich und er auch wirkte, so viel Geist spiegelt sich in seinem Anblitz. Auch seiner Stimme wohnte etwas geisterhaftes bei und so hallen seine Worte durch die verstaubten Räumlichkeiten des Schhulgebäudes: "Ich weiß wer du bist. Es verwundert mich nur, das du." Er blickt forschend an ihr herab: "So als Geist vor mir wandelst während dein Körper ohne weiteres atmen, laufen und existieren kann. Aber dank deiner Informationen wird mir einiges klar."

Olivia versteht nicht ganz, doch ihr Verdacht, dass der Geist doch einige Antworten und Erklärungen parat hatte wurde mit dieser Aussage nur bestätigt.

"Du wunderst dich sicherlich selbst wie es denn so überhaupt gekommen sein kann nicht wahr ?" :meint er und deutet auf ein Buch aus dem Regal und bedeutet ihr es herraus zu nehmen. Mit sichtlicher Überwindung bewegt sich Olivia zögerlich vor das Buch und tastet danach, doch ihre Finger gleiten einfach hindurch. Etwas zerknirscht blickt sie auf den Geist der sie genau musterte und sich mit der Darbietung anscheinend zufrieden gab. Seine grübelnde Miene hellte kurz auf: "Deine Geschichte scheint zu stimmen." Danach griff er selbst nach dem Lexikon und legte es aufgeschlagen vor ihnen auf den Tisch ab. "Du stellst keine Gefahr für mich da, zumindest noch nicht. ": fügte er mit bissigem Unterton hinzu und beäugt sie abwartend. Olivia wurde mulmig, doch sie tritt vorsichtig an seine Seite und wirft ihm einen neugierigen Blick über seine Schulter um Einblick auf die Seite zu bekommen. Darin befand sich eine abstrakte Zeichnung einer Art Spinne. Mit wilden unsymetrischen Strichen, vermutlich mit Feder und Tusche gezeichnet, ragen die kantigen Beine hervor und Olivia packt erneut ein schmerzliches Ziehen als sie an die langen Stäbe dachte die ihr einst solch höllische Schmerzen bereiteten.

Während sie die Zeichnung eingehend studiert blickt ihr der Geist aufmerksam in die silbernen Augen: "Die Tatsache das du noch nicht in der Lage bist Gegenstände zu berühren, zeigt mir, das dein Tod wenige Tage zurück liegen muss. Somit wäre deine Aussage bestätigt."

Olivia zuckt merklich zusammen als er von ihrem Tod sprach, auch wenn ihr längst bewusst war, das sie gestorben seien musste, so schockierte es sie doch immer wieder aufs neue.

"Diese Gestalt die du mir beschrieben hast." :erklärt er weiter und deutet belehrend auf die Zeichnung: "Ist ein Dämon. Ich selbst hatte nicht sonderlich viel mit ihm zutun, bis vor kurzem."

Olivia überkamen die Kampfszenarien die sich ihr boten und wendet sich von ihm ab. Die Itensität, diese Kräfte und diese Gier nach Auslöschung waren zwar ihr bekannte menschliche Wesenszüge, doch wenn man sie als Geist, als völlig neugeborenes Individuum miterleben musste so ist Gewalt doch eines der schrecklichsten Züge der Menscheit und sei dies nur aus Notwehr wie in diesem Fall.

"Er trägt viele Namen. Spinnenherr, Marjonettenspieler, Galgenwächter um nur ein paar zu nennen. Er ist eine Art, sadistische Gottheit. Sein Attribut ist die Spinne und all deren nachgesagten Fähigkeiten. Als Dämon verschreiben sich die Kräfte oft den eines Tieres meist sind die boshafte, teuflische Tiere wie Katzen, Schlangen oder Wölfe aber keiner der abgründigen Dämonen ist so gerissen und besessen wie Mortemin ex Mortuus, Herrscher der Spinnen und Weber aller Schicksale."

Olivia schluckt trocken bei dem Klang seines Namens. Ehrfurchtsvoll weicht sie etwas abseits doch der Geist drängt sie unwillkürlich näher an das aufgeschlagenen Buch sodass sie kaum den Blick abwenden konnte: "Er ist ein Untergebener, ein Verräter aber auch ein ernstzunehmender Feind. In seiner Dämonengestalt ist er gefährlich und beinahe unbesiegbar, doch gefangen im Wald, wo du ihm begegnet bist hatte er kaum Reserven seiner damaligen Kräfte. Du musst wissen, dass er nicht von hier stammt. Ureinwohner Südamerikars fürchteten den Spinnengott, damals vor vielen Jahrhunderten war er für seine Grausamkeiten bekannt. Er saugte den Menschen das Leben aus und trieb mit ihnen Handel. Vielen schenkte er Ewige Jugend doch der Schein trügte. Er mumifizierte ihren jugendlichen Körper oder erschuf neue lebendige Glieder aus seinen Fäden. Doch so einfach ließ er seine neugewonnene Brut nicht gehen. Er saugte ihnen, wie einer gefangenen Fliege im Spinnennetz das Leben aus, näherte sich von ihren negativen Gefühlen und ihrer Seele. Die Menschen der alten Stämme hütteten sich vor ihm und seiner Gerissenheit. Doch damals streiften die Pioniere das Land und beuteten es aus. Die Ureinwohner sahen ihre Chance den Spinnengott zu vertreiben und konnten ihn bändigen und ihn ähnlich wie ein Flaschengeist vorübergehend in einer Samenkapsel einschließen. Diese übergaben sie den Europäern die ihn mitnahmen und einpflanzten. Doch in dem unscheinbaren Setzling wucherte das pure Böse."

Seine Stimme bebet vor Aufregung während er erzählt: "Sein Körper ist wie der Baum, aus dem er heranwuchs, gebunden an die Umgebung. Deshalb ist die Gegend auch so tot und vertrocknet, er saugt allem dort das Leben aus, alles was diesen Boden berührt fällt ihm zum Opfer. Man merkt dies natürlich nicht sofort aber kehrt man immer wieder dorthin zurück merkt man wie einem die Kräfte und der Lebenswille schwindet."