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„Ich muss wohl eingeschlafen sein." ich rieb mir nur leicht über die Augen, denn ich wollte nicht dass meine Maskara oder mein Make Up verschmiert.
Ich blinzelte darauf einige male schnell hintereinander um das ganze glaubwürdiger rüberzubringen.
„Nun Miss Smith. Ich würde vorschlagen dass Sie sich in ihrem Gemeinschaftsraum begeben, bevor sie hier noch krank werden." kam es trocken aus Snape's Mund.
Ich nickte ihm zustimmend zu.
„Ich muss eh zu Geroge um mich bei ihm zu entschuldigen. Schönen Tag noch die Herren."
Ich rutschte vom Fensterbrett hinunter und inhalierte beim vorbei gehen noch einmal den Geruch von Professor Lupin.

Ich bog um einige Ecken ging gerade aus den Gang entlang dann Links, einmal Rechts und schon müsste ich eigentlich dort sein...aber der Gemeinschaftsraum war nicht hier. Ich war in einem volkommen fremden Gang.
Verdammt. Ich habe mich verlaufen.
Verzweifelt drehte ich mich einigemale umher und versuchte nach irgendetwas bekanntem Ausschau zu halten. Nichts, wirklich nichts kam mir hier bekannt vor. Ich fing das Lachen an, nicht weil ich es lustig fand, dass ist eher meine Art mit etwas beängstigenden fertig zu werden.

Es waren weit und breit keine Schüler zu sehen, ich hatte keine Ahnung wie ich wieder zurück finden würde oder wie mir jemand helfen konnte.
Dann viel mir etwas ein. Der Patronus Zauber!
Jedoch verschwand meine anfängliche Freude darüber einen Ausweg gefunden zu haben schnell wieder.

Mir wurde schon früh dieser Zauber beigebracht, bereits als kleines Kind konnte ich meinem Patronus in Form einer kräftigen Tigerin aus meinem Zauberstab beschwören. Doch seit einem Vorfall in meiner Familie der jetzt schon zwei Jahre zurückliegt, bin ich nicht mehr in der Lage einen Patronus zu erzeugen. Ebensowenig wie mein kleiner Bruder Jack.
Wir hatten damals hölzerne Pferde, echte Pferde hätte uns unser Vater niemals erlaubt. Zu groß wäre das Risiko gewesen, dass wir von ihnen hinunter geschmissen worden wären. Da wir uns aber unbedingt ein Pferd gewünscht hatten und mein Vater es nicht ertragen konnte uns unglücklich zu sehen, ließ er zwei hölzerne Pferde anfertigen. Mit einem Zauber bewegten sie sich sogar auf der selben Stelle vor und zurück und gaben ab und zu, einige von Pferden typische Laute von sich. So verbrachten mein Bruder und ich fast jeden Tag auf den Rücken der hölzernen Pferde, bis zu diesem schrecklichen Tag...

Eine kleine Träne machte sich den Weg aus meinem Auge hinunter über meine Wange und tropfte dann schließlich vor mir, auf den kalten, steinernen Boden.
Ich wollte und konnte nicht mehr darüber nachdenken, zu lange gab ich mir die Schuld dafür, zu lange hasste ich mich selbst dafür nichts getan und nur zugesehen zu haben.

Um die ganzen Gedanken loszuwerden konzentriert ich mich darauf wieder zu meinem Gemeinschaftsraum zufinden.
Also versuchte ich einfach den Weg, den ich gegangen war wieder zurück zu gehen. Nach einiger Zeit, es waren bestimmt schon 10 Minuten vergangen, ging ich immer noch orientierungslos in den Gängen von Hogwarts umher. Zu meinem Glück hörte ich irgenwann Schritte. Es war mir egal wer es war oder ob mir eine Strafe drohen würde, ich wollte einfach nur zurück zu meinen Freunden. Also ging ich auf die immer lauter und klarer werden Schritte zu, als sich endlich eine Silhouette eines großgewachsenen Mannes mit breiten Schultern und einem locker sitzenden Jäckchen zu erkennen gab und der Geruch von Minze, Aftershave und Schokolade immer intensiver wurde, wusste ich wer diese Silhouette war.

Es bildete sich sofort ein breites Lächeln auf meinen Lippen.
Das Gefühl von Geborgen-und Sicherheit kam in mir hoch und ließ all diese dunklen Gedanken verschwinden.
„Wollten Sie nicht eigentlich in ihrem Gemeinschaftsraum zurückkehren?" er kam vor mir zum stehen, sah zu mir herab und ließ ein kleines schüchternes Lächeln raus.
„Ja wollte ich, nur habe ich mich dann irgendwie verlaufen."
„Sie haben deshalb doch nicht etwa geweint?"
„Nein, nein habe ich nicht. Wie kommen Sie darauf?"
„Ihre Augen sind erötet und ganz glasig..." er machte anstalten mit seiner Hand über meine Wange streicheln zu wollen, doch irgendwas hielt ihm kurz davor ab. „...kommen Sie, ich bringe Sie zu ihrem Gemeinschaftsraum, bevor Sie mir hier noch die Nacht verbringen müssen." verlegen sah er mich an und nickte anschließend mit seinem Kopf in die wohl richtige Richtung. Ich blieb dabei hinter ihm um seinem extrem anziehenden Geruch noch länger riechen zu können.

Mein Gedächtnis ließ mich die Unterhaltung zwischen Snape und Lupin die vorher stattgefunden hatte, erneut durchleben.
Professor Lupin's Stimmer war voll mit Bedauern und Erkenntniss. Irgendwie lag darin auch ein Hauch von Sehnsucht.

Sehnsucht nach mir?
Natürlich! Professor Snape's Worte würden sonst keinen Sinn ergeben. Wir beide fühlten das selbe füreinander! Er wusste was ich für ihm empfand und wie ich immer noch für ihm empfinde, ob er mir das ganze glaubt ist eine andere Sache aber er weiß es wenigstens. Ich muss etwas unternehmen.

„Ich empfinde immer noch gleich für Sie." Shit. NEIN. Das habe ich bitte nicht gerade wirklich gesagt. Innerlich fing ich gerade unkontrolliert das weinen an.
Professor Lupin blieb sofort stehen und drehte sich zu mir um.
Mein Herz würde mir jede Sekunde aus der Brust springen und mich, wenn ich Glück hatte sofort tot umfallen lassen.
Ich blickte nur kurz in sein Gesicht und erkannte darin tiefe Traurigkeit.
„Was hast du gesagt?"
Er duzt mich? Okay ist das gut? Nein das ist schlecht! Oder?! Shit! Ich musste improvisieren das ganze war eine richtig beschissene Idee!
„Ich habe gesagt dass ich den restlichen weg ohne Sie finde..." ich unterdrückte den Schmerz und das verlangen tief in mir drinnen, ihm die Wahrheit zu sagen. „...Vielen dank für ihre Hilfe Professor."
Ich sah ihm dabei kein einziges mal mehr an und nachdem ich meinen Satz beendet hatte, ging ich eiskalt an ihm vorbei um den restlichen Weg alleine zu meinem Gemeinschaftsraum zu gehen. Die ganze Zeit über habe ich mich nicht, einmal nach ihm umgedreht.
Wie dumm konnte ich nur sein, ich habe in Snape's Worten warscheinlich etwas komplett falsches interpretiert! Warum habe ich das nur getan!
Erst als ich spürte wie mir etwas warmes über die Wangen lief bemerkte ich wie sehr mir das ganze wirklich weh tat.
Warum musste ich ausgerechnet Gefühle für meinen Professor entwickeln. War es denn zu viel verlangt die Liebe von jemanden nur einmal zurück zu bekommen? Warum muss ich immer die jenigen sein die enttäuscht wird und immer mehr Liebe gibt als sie schlussendlich bekommt. Nur einmal, nur ein einziges verdammtes mal, will ich aus vollstem Herzen geliebt werden.

Vielleicht hatte ich das ganze mit der Liebe nicht verdient?
Vielleicht bleibt es mir verwehrt.
Vielleicht war es mir so vorbestimmt die zu sein, die nicht geliebt werden kann.

Schwachsinn! Jeder hat es verdient! Ich muss unbedingt etwas unternehmen, das ganze zieht mich mehr runter als es mir lieb ist. Ich ging deshalb in den Gemeinschaftsraum in der Hoffnung dort meine Freunde anzutreffen. Natürlich saßen alle vor dem warmen Kamin und unterhielten sich. Harry, Ron, Fred, Hermine und Neville alles saßen zusammen, bis auf George. Er war nicht dabei.
Ich ging auf die fünf zu und begrüßte sie. Neville schenkte mir natürlich sofort ein aufrechtes lächeln genau so wie Hermine.

„Wo ist Geroge?" fragte ich in die Runde, doch bevor mir jemand eine Antwort geben konnte fing Fred mit dem reden an.
„Du kannst nicht länger so mit ihm umgehen Anna. Ich weiß nicht ob dir das ganze Spaß macht oder du einfach nur blind bist..." er lachte ironisch auf und schüttelte dabei seinen Kopf.  „...aufjedenfall tut es George verdammt weh und du weißt wie wichtig mir meine Familie und deren Wohlergehen ist. Also entweder du regelst das und verletzt ihn nie wieder oder wir beide haben zukünftig ein rießiges Problem! Und du brauchst nicht denken, dass du dann noch Spaß am Leben hast!"
„Ich denke das reicht jetzt Fred!" Es war Geroge der nach meinen Arm griff und mich schützend hinter sich stellte.
Denn Fed hatte sich während der Rede bedrohlich von seinem Sitzplatz erhoben und ist mir immer näher gekommen. Im Blickwinkel hatte ich bemerkte wie Ron überlegte ob er eingreifen sollte, doch da kam ihm George zuvor.

Ich wusste nicht wie lange George schon im selben Raum war und wie viel er von dem ganzen mitbekam, deshalb hielt ich meinen Mund.
„Du rennst ihr hinterher wie ein kleines Hündchen! Du lässt alles über dich ergehen! Warum lässt du dich so behandeln!!"
Der komplette Gemeinschaftsraum verstummt und George's Griff an meinem Arm wurde immer fester. Beide starrten sich wütend in die Augen.
„Du weißt es ganz genau warum ich das alles zulasse!"
„Ach ja, weiß ich das George, weiß ich das wirklich Geroge! Du bist ein Feigling! Kein Wunder dass sie so mit dir umgeht und du es dir auch noch gefallen lässt!!"
„Hört a..." Ich wollte einschreiten doch ich kam nicht dazu.
„Weil ich sie liebe! Deshalb lass ich mir das alles gefallen und du weißt das!" George ließ mich los und stürzte wütend aus dem Raum in Richtung seines Schlafzimmers.

Geschockt stand ich noch immer an der selben stelle mit offenem Mund da. Fred sah seinen Zwillingsbruder wütend hinterher.

Lupin~Die Liebe Nachder Ich Mich SehneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt