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Anna's Sicht:

Mitten in der Nacht wurde ich plötzlich wach, mir war viel zu warm und der Schweiß ran mir die Stirn hinunter. Ich hatte noch immer mein Ballkleid an und so wie meine Augen brannten, musste ich ebenfalls noch meinem Make Up tragen.
Ich blitzelte einm paar mal mit meinen Augen um eine klarere Sicht zu bekommen. Als ich neben mir in meinem Bett eine Gestalt erkannte, erschrack ich mich so sehr dass ich aus meinem Bett fiel. Durch das dumpfe Geräusch welches entstand als ich nähere Bekanntschaft mit dem Boden machte, wachte die Gestalt auf.
„Anna?!" schreckte die Person auf und steckte ihren Kopf über meine Bettkante.
„Hermine? Was machst du in meinem Bett?" ich rieb mir meinen Ellenbogen und setzte mich aufrecht auf dem Boden auf.
„Die Frage ist wohl eher was machst du auf dem Boden?" verschlafen sah sie mich an und rieb sich die Augen.
„Ich habe mich erschrocken als ich etwas neben mir liegen sah, ich konnte ja nicht wissen dass es du bist." ich stützte mich vom Boden ab und setzte mich wieder in mein Bett.
„Also was suchst du hier? Hast du etwa schlecht geschlafen?" verwundert sah ich sie an und wartete auf eine Antwort.
„Du kannst dich nicht mehr daran errinern?"
„An was sollte ich mich errinern?"
„Die Wirkung des Trankes ist wohl noch nicht vorbei..." murmelte Hermine leise vor sich hin.
„Was für ein Trank?" sie sah mich mit einem Blick an als wüsste sie nicht was sie jetzt sagen sollte.
Nach einigen Sekunden brachte sie schließlich etwas raus.
„Madame Pomfrey hat dir einen Trank gegeben als Geroge nach Hilfe geschickt hat, du musst panisch geschrieen und nicht mehr mit dem weinen aufgehört haben. Sie gab dir dann einen Trank der dir für einige Zeit die Errinerungen an das nahm, was dich so zusammenbrechen lassen hat." sprach sie ganz vorsichtig und beobachtete genau meine Reaktion.
Als sie es mir das erzählte, kamen die schmerzlichen Errinerungen von früher langsam wieder.
„Deine Erinnerung sind also noch nicht wieder da?" fragte sie nochmal ganz vorsichtig nach.
„Nein, ich kann mich noch nicht daran errinern." ich wusste sie würde mir fragen stellen.
Fragen nach meiner Vergangenheit.
Fragen die ich nicht beantworten wollte.
Fragen die mir damals so oft gestellt worden sind, dass ich es leid war sie wieder mal beantworten zu müssen.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mir schnell einen Pyjama anziehen, mein Ballkleid ist zwar wunderschönen aber gerade bequem zum schlafen ist es nicht."
„Warte ich hilf dir schnell es auszuziehen." Hermine kroch aus meinem Bett und half mir mich aus meinem Kleid zu befreien, ich hielt es vorne fest da ich nichts bis einen Slip darunter anhatte.
Nicht dass es sie stören würde mich so zu sehen aber wenn ich so einer Situation aus dem Weg gehen kann, dann tut ich das auch.
Nachdem sie sich wieder in mein Bett kuschelte, kramte ich mir einen Pyjama aus meinem Kleiderschrank, ging in mein Bad und zog mich um. Da ich schonmal hier bin schminkte ich mich noch schnell ab, wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser und ging danach wieder zurück in mein Bett.
„Wenn deine Errinerungen zurück kommen und es dir zu viel wird, weck mich!" sprach Hermine im Halbschlaf während sie mit ihrem Kissen kuschelte.
„Ja, ich weck dich." es dauerte nicht lange da war sie auch schon wieder eingeschlafen.
Ich blieb noch wach und sortierte meine Gedanken.
Mit jeder Minute in der ich an die Decke starrte, wurden meine Erinnerungen klarer und auch der Schmerz kam mit ihnen zurück. Meine Familie wurde verraten und eiskalt hintergangen, was der Grund dafür war weiß ich bis heute nicht.

Mein kleiner Bruder und ich waren draußen wie so ziemlich jeden Tag und spielten. Wir ritten auf unseren Holzpferden, kämpften gegen Monster und stellten uns ganz wilde Abenteuer vor. Von dem einen auf dem andern Moment kam meine Mutter zu uns gerannt, ihr Gesicht war von Angst gezeichnet. Wir wussten nicht was los war, erst als wir unseren Vater und unsere restliche Familie, gegen andere Menschen und unter anderem grässliche Gestalten kämpfen sahen, wurde uns klar dass sie uns in Sicherheit bringen wollte. Wir rannten in Richtung unseres Hauses, doch bevor wir dort ankamen wurde unsere Mutter verwundet. Jack fing schrecklich zu weinen an, sie schrei mir zu uns in Sicherheit zu bringen. Ich griff nach der Hand meines Bruders und zerrte ihn mit mir mit, er war viel kleiner als ich und konnte daher kaum mit mir mithalten. Aufeinmal schrei er schrecklich auf und ließ sich auf den Boden fallen, ich wusste nicht was mit ihm los war. Als ich sah wie sich rote Striche auf seinem T-Shirt und seiner Hose bildeten und nach wenigen Sekunden auch an seinem Hals ein dicker roter strich zu sehen war, stieg die Panik in mir.
Es war Blut, einige Meter von mir entfernt schrie die Schwester meiner Mutter um Hilfe, sie sah mich verzweifelt an, ihr Gesicht war blutverschmiert und von Schnittwunden übersäht.
Ich hielt meine Hand auf die tiefe Wunde an seinem Hals und versuchte die Blutung zu stoppen. Ich durfte meinen Bruder nicht verlieren! Ich sah mich nach Hilfe um, durch meine Tränen hatte ich eine verschwommene Sicht und musste einige male Blinzeln um wieder klar sehen zu können. In diesem Moment sah ich wie ein großer Mann meiner nach Hilfe schreienden Tante das Leben nahm.
An mehr konnte ich mich noch nicht errinern.

Ich will nicht mehr daran denken.
Ich muss an etwas schönes denken.
Zum Beispiel ein schöner Frühlingstag, ein Schmetterling oder ein süßes Einhorn Baby.
Mhm, nein das war nicht gut genug. Es wird doch irgendetwas geben das ich ablenken kann.

Sein Lächeln, seine Blicke, seine Berührungen...ich spürte wie sich der Durck auf meiner Brust löste und die Errinerungen wieder dorthin verschwanden, wo sie die letzten Jahre so gut verstaut waren.
Ich wollte zu ihm, ich liebte das Gefühl von Sicherheit welches ich in seiner Nähe bekam.
Schnell schlüpfte ich in warme Plüschsocken und machte mich auf dem Weg.
Paranoid dass mich jemand auf den Gängen erwischen würde, drehte ich mich so gut wie jede Sekunde um und horchte in die Stille hinein.
Erst als ich vor seiner Bürotür stand wurde mir klar wie spät es schon war.
Warscheinlich schläft er schon, wenn ich jetzt anklopfe, reiß ich ihn aus seinem Schlaf...
Ich wollte gerade wieder gehen als sich die Tür öffnete und Professor Lupin vor mir stand.
„Du schläfst noch nicht?" ich sah an ihm hinunter, er trug noch immer dasselbe wie am Ball, nur war sein Hemd jetzt unordentlich in seine Hose gesteckt.
„Ich habe mitbekommen was mit dir passiert ist, die Fette Dame wollte mich nicht hinein lassen und schickte mich wieder fort, ich wusste nicht was ich machen sollte." seine Wangen waren rot und in seinem Atem konnte ich eindeutig Alkohol riechen.
Er sah mich besorgt an und griff nach meiner Hand.
„Wie viel hast du getrunken?" er ignorierte meine Frage und umarmte mich. Er drückt mich fest an sich, ich bekam das Gefühl als hätte er mehr darunter gelitten als ich es getan habe. Ich streichelte ihm über seinen Hinterkopf und genoss genau wie er, unsere ewig andauernde Umarmung.
Irgendwann hörte ich Schritte, höchstwahrscheinlich war es der Hausmeister der seine Runden drehte und nach Schüler ausschau hielt, die sich unerlaubter weise noch auf den Gängen befanden. Professor Lupin zog mich schnell in sein Büro und schloss die Tür hinter sich bevor er uns sehen konnte.
Auf einem kleinen Tisch neben dem großen Sessel standen ein paar Flaschen und ein halb volles Whisky Glas.
„Hast du das alles getrunken?!" mit hochgerissen Augenbrauen deutete ich auf den kleinen Tisch.
„Natürlich nicht Liebes, was denkst du nur von mir." er lächelte mich herzerwärmend an und kam wieder auf mich zu.

Die Art wie er ging und wie er sprach verriet mir das Gegenteil. Bei dieser Menge an Alkohol würde ich schon längst über der Toilette hängen und alles auf dem gleichen Weg wie es reinkam, wieder nach draußen befördern.
„Ich weiß was dir vor Jahren wiederfahren ist und kann nur zu gut verstehen wenn du darüber nicht reden willst aber bitte sprich mit mir wenn es dir nicht gut geht." er lag seine Hand an meine Wange und streichelte sie zärtlich mit seinem Daumen.
Ich sah in seine Augen, ein Blick von ihm genügte und meine Gefühle für ihn wurden noch stärker. Er war so fürsorglich und liebevoll zu mir, ich liebte es.
„Versprech es mir Anna." sprach er nachdem keine Antwort von mir kam.
„Kann ich heute bei dir schlafen?" überrascht sah er mich an. Ich hoffte dass er durch den Thema wechsel seine Aufforderung eines Versprechens vergessen würde.

„Also... natürlich nur wenn es in ord..."
„Ich würde mich sehr darüber freuen." unterbrach er mich und schenkte mir ein liebevolles Lächeln.
„Ich hoffe nur dass du nicht danach gefragt hast um mir dein Versprechen nicht geben zu müssen?" er zog eine Augenbraue hoch und sah mich mit einem intensiven Blick an.
Ich war erstaunt wie gut sein Gedächtnis noch bei dieser Menge an Alkohol war, wenn er tatsächlich so viel getrunken hatte wie ich dachte.
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Du weißt was zu tun ist." sprach er.
„Na schön, ich verspreche es." trotzig gab ich ihm mein Versprechen wenn es mir nicht gut ging, mit ihm darüber zu reden.
„So ist es gut, braves Mädchen." frech grinste er mich an und tätschelte meinen Kopf als wäre ich ein Hund. Bei diesen Worten tauchte wieder dieses komische kribbeln in mir auf.
Bevor dieses Gefühl stärker werden konnte und ich das auf jeden Fall verhindern wollte, ging ich an ihm vorbei und setzte mich in den großen Sessel. Er musterte mich für einen kurzen Moment.
„Du siehst müde aus, komm mit." er hielt mir seine Hand entgegen, ich hielt mich daran fest und er zog mich langsam aus den Sessel hinaus. Ich spürte wie die Nervosität in mir stieg als wir der Tür näher kamen hinter der sich sein Schlafzimmer befand.

Lupin~Die Liebe Nachder Ich Mich SehneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt