26.Oktober, New Scotland Yard
Mein Lippenstift ist rubinrot.Ich seufze und lehne mich zurück.
Die Lehne des unbequemen Plastikstuhls drückt in meinen Rücken und der Regen draußen prasselt immer heftiger gegen die Fensterfront.
Ich tupfe behutsam an meinem Mundwinkel und schlage ein Bein über das andere, während ich auf DI Lestrade warte.Ich hätte meine Aussage eigentlich schon vor drei Tagen machen müssen.
Aber ich schätze jemand hat die Polizei so sehr genervt, dass der Termin nach hinten geschoben wurde.
Die Deckenlampe über mir flackert unregelmäßig.
Lestrades Büro ist ein etwa 20qm großer Käfig mit weißen, glatten Wänden. Die Uhr über dem Schreibtisch tickt leise.
Ich fahre erneut über die Vorderseite meines Mantels, streiche Falten glatt, die gar nicht da sind und atme tief durch.
Tick-tack.Die ganze Evans-Affäre war für Scotland Yard mehr als misslich. Die Kollegen, die mit ihm Streife gefahren sind, wurden alle von einem internen Untersuchungsausschluss geladen, ansonsten hat die Londoner Polizei sich bemüht die Sache so leise wie möglich über die Bühne zu bringen.
Professionell und ohne große Aufmerksamkeit.Die Schlagzeile der Presse lautete also folglich: Killer Cop erwürgte brutal zwei Frauen!
Lesen Sie jetzt die ganze Story zum Würger auf S.3-6Sehr geschmackvoll, ich weiß.
Aber ich habe auch nicht wirklich etwas anderes erwartet.
Eigentlich habe ich nichts erwartet - Die Blutergüsse verheilen schnell und weder Sherlock noch ich erwähnen den Vorfall und es kommt mir beinah so vor, als wäre es nie passiert.
Also habe ich die letzten Reste von Gelb und Grün auf meiner Haut kaschiert, die Zeitung in die Papiertonne geworfen, meinen Lieblingslippenstift aufgetragen und meinem Spiegelbild ein Lächeln geschenkt, das sich beinah nicht wie eine Lüge anfühlt.Es gibt keinen neuen Eintrag auf Johns Blog.
Aber das nagende Gefühl in meinem Magen bleibt.
So als ob ich die bin, die etwas falsch gemacht hat.Ich weiß nicht woher das Gefühl kommt und ich könnte 40 Pfund loswerden und es einen Therapeuten rausfinden lassen.
Betonung auf könnte.Im Grunde erwähnt Sherlock nicht nur den Fall nicht, sondern weicht mir gänzlich aus und inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass ich es mir nicht einbilde.
Ich hätte ihn zuvor nie der Feigheit bezichtigt - aber es wirkt beinah so. Sobald ich das Treppenhaus betrete, wird es still im Haus.
Mittlerweile habe ich das Gefühl einen Silberfisch als Nachbarn zu haben.
Ich habe ihn wütend erlebt und herablassend und abweisend, aber das ist nichts gegen diese neue Gleichgültigkeit.Ich verpasse fast das Geräusch, wie die Tür geöffnet und Lestrade den Raum betritt.
Tick-tack.
,,Miss James", begrüßt mich der DI mit einer Mischung aus Professionalität und Wärme, die auf der jahrelangen Arbeit in seinem Berufsfeld fundiert ist. ,,Schön, dass Sie gekommen sind."
03. November, Baker Street
Die kalte Novemberluft erfüllt langsam den gesamten Raum.
Obwohl die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt hinaus gehen, rauche ich bei geöffnetem Fenster, damit der Zigarettengeruch nicht in meiner Wohnung hängen bleibt.
Fröstelnd nehme ich einen weiteren Zug und lehne mich leicht über die Fensterbank.
Die Strickjacke, die ich übergestreift habe, ist aus dicker Wolle gestrickt, aber aus meinen Fingerspitzen weicht bereits langsam das Gefühl und ich rolle den Zigarettenstängel nachdenklich zwischen meinen Fingern.
Stelle fest, dass der Nagellack bereits an mehrern Nägeln abblättert.
Ist es zu früh um Neujahrsvorsätze zu fassen?
Mich beschleicht langsam diesen Gefühl das man hat, wenn das Jahr sich allmählich dem Ende neigt und man kein einziges Ziel erreicht hat.
Und sich denkt Hey! Dann kann ich den Zug auf komplett gegen die Wand fahren, oder!
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days at bakerstreet
FanfictionDie 27-jährige Louise James ist froh, so kurzfristig eine Bleibe in London gefunden zu haben. Nach ihrem Einzug in 221c Baker Street wird ihr allerdings klar, dass ihre Vermieterin ihr so einiges über ihre Nachbarn Sherlock -ichspiele um3UhrmorgensG...