Selbsterklärte Inseln (the hounds of baskerville)

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A/N: Und es geht mir der Baskerville-Folge weiter 🎉🔍

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03. März, Baker Street
Ich könnte schwören, dass Sherlock mir aus dem Weg geht.
Dabei dachte ich wirklich wir hätten Fortschritte gemacht und er würde mich als.... naja, vielleicht nicht ganz "Freundin" ansehen, aber zumindest nicht mehr als Fressfeindin.
Dabei ist nicht mal etwas vorgefallen. Kein Streit, keine wichtige Ermittlung, die ich behindert hätte.
Ich beiße auf die Haut an meinen Fingernägeln, während ich nachdenklich aus dem Küchenfenster sehe. Es regnet schon wieder.
Vielleicht brauche ich mal Urlaub. Es sind Semesterferien und ich habe wenig zu tun. Aber bei meinem Gehalt und den Lebenshaltungskosten in der Metrople schaffe ich es vielleicht gerade mal bis nach Watford.

Ich habe keine Freunde hallen Sherlocks Worte in meinen Kopf wieder.
Ist ja schon gut, ich hab's verstanden. Ist mir im Prinzip ja auch egal, wenn er sein Leben als selbsterklärte Insel fristen will. Dieses ganze Zwischenmenschliche treibt mich noch in den Wahnsinn.
Irgendwie ist mein Leben in London nicht einfacher, sondern komplizierter geworden.
Sherlock wirkt nicht wütend. Da ist kein zurückgehaltender Zorn in seinem Blick, keine stechenden Kommentare, keine demonstrativen Unhöflichkeiten (zumindest nicht mehr als sonst).
Manchmal weicht er meinen Blick aus und wirkt dabei... beinah unsicher? Es ist frustrierend. Manchmal fühlt es so an, als wolle man jemanden verstehen, der eine fremde Sprache spricht.
Die Haut an meinem Zeigefinger reißt ein und ich atme vor Schmerz scharf ein.
Schlechte Angewohnheit denke ich und drehe den Wasserhahn auf um meine Hand darunter zu halten. Die Kälte des Wassers prickelt auf meiner Haut.
Der Regen weht jetzt heftiger gegen das Fenster und ich mag das Geräusch des Prasselns auf dem Dach über mir.

Nachdem ich sehe, dass in meinen Kühlschrank nur noch ein verdächtiger Johurtbecher mit längst abgelaufenem Haltbarkeitsdatum steht, den ich mit spitzen Fingern und ohne reinzusehen in den Mülleimer werfe, beschließe ich einkaufen zu gehen.

Ich schlüpfe gerade in meine Stiefel, als mein Handy auf dem Küchentisch klingelt und Paul Dimmocks Name blinkt auf dem Display auf.
Es ist nicht schlimm, wenn ich einmal nicht rangehen oder? Ich könnte beschäftigt sein oder habe mein Handy gerade nicht bei mir oder...
Ich drücke die Lautstärke runter, aber gucke weiterhin mit schlechtem Gewissen auf das Display, bis der Anruf auf die Mailbox weitergeleitet wird und mein Home-Bildschirm wieder aufleuchtet.
Apropos Inseln denke ich schuldbewusst und stecke mein Handy in die hinteren Tasche meiner Jeans.

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,,Ah Louise, da sind Sie ja, meine Liebe", begrüßt mich Mrs. Hudson, als ich die Treppe herunter gehen will, und lächelt warmherzig. Sie balanciert einen Teller mit Biskuits und eine Teekanne samt Tasse in den Händen.
,,Seien Sie ein Schatz und bringen Sherlock das hoch, ja? Warten Sie ich hole Ihnen noch eine zweite Tasse für sich", sagt sie und bevor ich mich versehe hat sie die Biskuits und die Tasse auf mich abgeladen und verschwindet in ihrer Wohnung.

,,Eh", mache ich und verlagere mein Gewicht von einem Bein auf das andere. Der Gurt meiner Handtasche drückt auf meine Schulter.
Wenige Sekunden später taucht Mrs. Hudson  wieder auf und legt eine elegante, gepunktete Teetasse auf den Stapel und ich muss die Teekanne unter mein Kinn klemmen, damit sie nicht fällt.

,,Vielen Dank! Meine Hüfte, wissen Sie, manchmal macht Sie mir wirklich zu schaffen. Das muss das Wetter sein", sagt sie und fasst sich an die Seite, während sie mit großen Augen zu mir sieht.

Ich seufze ergeben. ,,Natürlich, Mrs.Hudson", sage ich pflichtbewusst.
Als ob ich mit Sherlock gemütlich Tee trinken würde denke ich, während ich die Treppe hochgehe.
Vorsichtig versuche ich mit zwei Fingern einen der Kekse zufassen zubekommen und in Richtung Mund zu manövrieren. Moment mal -  Macht Mrs. Hudson das extra?!
Ob ich nun auf die Manipulation meiner Vermieterin reingefallen bin oder nicht - jetzt stehe ich bereits vor der Wohnungstür.
Ich klopfe an die Tür und bemerkte, dass sie nur angelehnt war.

days at bakerstreetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt