Zwanzig - LISA

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„Anna, bist du endlich so weit?", rufe ich zum tausendsten Mal gegen ihre Zimmertür.

„Ja, gleich.", wiederholt sie dieselben Wörter, die sie, bereits seit 30 Minuten von sich gibt.

Augenrollend wende ich mich von ihrer Tür ab und ziehe schon mal meine High heels an, die perfekt zu der blauen Bluse passen, die ich trage. Als ich mich bücke platziert sich auf einmal eine Hand auf meinem Po, die dagegen klatscht.

„Ey!", reagiere ich spielerisch genervt, obwohl mir das gar nicht so viel ausmacht.

„Kann ich doch nichts dafür, wenn du dich so vor mich präsentierst. Vor allem in dieser knackigen, engen schwarzen Hose.", kommentiert Steve gelassen und wiederholt seine Aktion von eben. Ich komme wieder mit dem Oberkörper hoch und schaue Steven mit zusammengekniffenen Augen an, aber lange hält mein ernster Gesichtsausdruck nicht an, da ich ins Grinsen verfalle. 

Meine Hände umfassen seinen Kopf und ich ziehe ihn an mich heran, bis sich unsere Lippen treffen und sich leidenschaftlich küssen. Mit meinen erhöhten Schuhen ist er gar nicht mehr so viel größer als ich. Wir sind fast auf Augenhöhe.

„Freunde, ihr seid hier nicht alleine.", ertönt Annas Stimme von der Seite. Steven und meine Lippen trennen sich voneinander, aber seine Hände bleiben noch an meiner Taille und meine um seinem Nacken.

„Sieh' mal einer an, wer sich da doch noch aus seinem Zimmer traut.", erwidert Steven provozierend.

„Es hat nichts mit Trauen zu tun. Ich war einfach nur noch nicht fertig."

„Wen erwartest du den so dringend bei Sarah, dass du dich so aufstylen musstest?", möchte ich wissen und schaue meine beste Freundin von unten bis oben an. Anna trägt ein weisses, luftiges Kleid, welches über ihren Knien endet und einen tiefen Ausschnitt hervor weißt. Den Wind von draußen hat sie wohl nicht mitbedacht.

„Man weiß nie, wen man trifft.", entgegnet sie bloß schulterzuckend und zieht sich schwarze geschlossene Schuhe an, mit einem prächtigen Absatz. „Wollen wir dann mal los?"

„Nach euch.", sagt Steven, der mich mittlerweile losgelassen hat und die Tür aufhält.

Anna stolziert voran und ich folge ihr. Im Treppenhaus wartet sie kurz, bis wir gemeinsam die Treppe hinuntergehen. Nachdem wir aus der Eingangstür treten, kommt sie nah an mich heran und ich schaue sie skeptisch an, doch dann flüstert sie; „Ich bin leicht neidisch."

Ich schmunzle sie von der Seite an und gucke hinter mir, da Steven aus der Tür tritt.

„Das kannst du auch sein.", kommentiere ich zurück und sie sticht mir leicht mit ihrem Ellenbogen in die Seite. „Nehmen wir mein Auto?"

Fragend drehe ich mich zu Steven um, der mit den Schultern zuckt. „Wie du magst, aber dann kannst du gleich nichts trinken."

„Das ist ein guter Punkt.", erwidere ich und grüble nach, bis wir an der Straße angekommen sind, wo Stevens und mein Auto nebeneinanderstehen. „Wenn du nichts trinken willst, dann kannst du mit deinem Auto fahren."

Schon blinkt sein Stolz von glänzendem Schwarz auf und er hält mir die Tür für den Beifahrersitz auf. „Vielen Dank."

„Bekomme ich auch den extra Dienst?", höre ich Anna sich beschweren, während ich mich ins Auto setze. Selbstverständlich hält Steven ihr ebenfalls die Tür auf und Anna macht es sich auf der Rückbank bequem.

Als wir zu dritt im Auto sitzen, gebe ich Sarahs Adresse in Stevens Handy ein und wir fahren los.

Ein wenig aufgeregt bin ich schon. Ich habe Sarah lange nicht mehr gesehen und wir haben einiges nachzuholen, aber das nicht unbedingt heute, da viele Gäste anwesend sein werden. Selbst ihre Eltern sind da, mit denen ich gerne ein Wort reden würde, da ich ihnen immerhin meinen Job zu verdanken habe.

Die MitbewohnerkatastropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt