Eins - LISA

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6 Wochen später

Endlich stehe ich wieder vor meiner Wohnungstür. So sehr mir meine Arbeit und die Fortbildungen auch gefallen, gibt es dennoch nichts Schöneres, als die eigenen vier Wände.

Eigentlich wäre ich erst um 18 Uhr gelandet, aber mein Flug wurde auf den Früheren verschoben, weshalb ich schon um 8 Uhr auf der Matte antanze.

Ich stecke den Haustürschlüssel, der einen neuen Schlüsselanhänger aus Washington mit sich trägt, in das Schlüsselloch und öffne die Tür. Mit wachsamen Augen betrachte ich die Wohnung, derweil ich meinen Koffer abstelle und die Tür schließe. Anna hatte mir geschrieben, dass sie eine Mitbewohnerin gefunden hat, die sogar während meiner Abwesenheit bereits eingezogen ist. Seit 2 Wochen lebt sie schon hier.

Ich war von dem Ganzen nicht gerade positiv überzeugt, da nur Anna diese Person kennengelernt hat, und Anna handelt immerzu schnell, ohne wirklich darüber nachzudenken. Sie hat mir auch noch nicht viel über die neue Mitbewohnerin erzählt, weil sie meinte, ich soll mich überraschen lassen. Nun, jetzt stehe ich hier und bin sehr gespannt, welches neue Gesicht ich hier antreffen werde.

Schnell stelle ich den Koffer in meinem Zimmer ab und gehe in die Küche, um schon mal Kaffee für uns drei einzuschenken. Schließlich möchte ich einen positiven Eindruck hinterlassen.

Ich hoffe, die neue Mitbewohnerin ist genauso wie Sarah. Ordentlich, leise und liebt es, kitschige Filme anzugucken sowie Mädelsabende zu veranstalten. Bloß braucht sie nicht auch einen Kater haben. Die vielen Haare in der Wohnung haben mich ganz verrückt gemacht!

Vielleicht könnten wir sogar heute oder morgen Abend unseren ersten Mädelsabend veranstalten, um uns ein wenig kennenzulernen. Ach, wie ich Mädelsabende liebe! Es gibt nichts Schöneres, als einen romantischen Film anzumachen, Masken aufzutragen, Popcorn zu essen und über den neusten Klatsch und Tratsch zu reden.

„Ich hoffe du machst einen für mich mit." Eine tiefe, männliche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich halte in meiner Bewegung inne. „Auf einen Kaffee hätte ich jetzt eine riesen Lust!"

Langsam drehe ich mich um und entdecke einen jungen, braunhaarigen Mann, nur mit einem Handtuch um seine Hüfte bekleidet, der sich an dem Türrahmen in der Küche angelehnt hat. Seine blauen Augen begutachten mich von oben bis unten, wobei ich mir etwas komisch vorkomme und meine Augen zusammenziehe, um ihn ohne Optimismus genauestens zu beurteilen.

Seine Haare sind durchnässt und auf seinem Oberkörper, der ein deutliches Sixpack und trainierte Oberarme vorweist, ist noch ein kleines bisschen Wasser zu erkennen. Über seiner Hüfte, wo das Handtuch liegt, sticht ein trainiertes V hervor. Bei dem halbnackten Anblick von ihm stellen sich meine Nackenhaare auf und meine Hände umfassen die Küchentheke hinter mir. Allerdings stechen nun genau die Wassertropfen an seinem Körper in mein Auge.

Er muss gerade geduscht haben, aber warum hier, in unserer Wohnung?

Ich bin wohl nicht sehr gut darin mein starren zu verstecken, da er anfängt zu schmunzeln.

„Du musst Lisa sein. Freut mich dich kennenzulernen." Er stößt sich mit einem Lächeln von dem Türrahmen ab und kommt mir näher.

„Und du bist?", frage ich schnippisch, wobei sich meine Arme vor meiner Brust verschränken. Mein Kopf neigt sich zur Seite. „Bist du wieder einer von Annas Verehrern?"

Anna bringt gerne hin und wieder ein paar Männer in die Wohnung, mit denen sie sich eine Nacht vergnügt und dann nie wieder kontaktiert. Ihr italienisches Aussehen muss für sehr viele Männer sehr anziehend sein.

Jedes Mal, wenn wir zusammen unterwegs sind, liegt die Aufmerksamkeit von den Leuten um uns herum komplett bei ihr. Als wäre ich ein Geist.

Der halbnackte, und, zugegebener Weise, gut Aussehende, Mann zieht eine Augenbraue hoch. Urgh, ich hasse es, wenn andere Leute das schaffen. Ich hätte diese Fähigkeit auch gerne, obwohl sie mir wahrscheinlich nichts bringen würde. Laut schnaufe ich aus und fange an, erneut zu sprechen, „Pass auf, ich habe kein Problem damit, dass du hier übernachtest, aber ihr Männer könnt euch nicht immer so aufführen, als wäre das euer Zuhause und könnt duschen gehen oder erwarten, dass euch Frühstück gemacht wird. Das ist nämlich auch meine Wohnung und ich finde es echt-"

Die MitbewohnerkatastropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt