Sieben - STEVEN

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Ich kann es nicht ausstehen, wie Lisa mich behandelt. Ich muss ihr zeigen, dass auch ich meine Tricks auf Lager habe. Es bringt mich zwar nicht weiter, in meiner Mission sie ins Bett zu kriegen, aber im Moment reizt es mich so sehr sie zu schlagen – nicht im wörtlichen Sinne! Und am besten schlägt man seine Gegner mit seinen eigenen Waffen, nicht wahr?

Erschöpft von der Arbeit komme ich zurück in die Wohnung, wo ich Anna im Wohnzimmer antreffe, die gerade den Fernseher an hat.

„Hey.", begrüßen wir uns gleichzeitig. Ich gehe zum Kühlschrank, um mir ein kühles Bier herauszuholen, und geselle mich dann zu Anna auf dem Sofa, weshalb sie den Fernseher leiser stellt.

„Wie war dein Tag?", erkundigt sie sich und guckt zu mir, wobei sie mit ihrer Zunge über ihre Lippen fährt. Ich weiß, wie gut ich in dem Anzug aussehe, aber trotzdem ist es schön, wenn man sieht, was für Auswirkungen es auf Frauen hat.

„Anstrengend. Und deiner?"

„Entspannt.", antwortet sie locker.

Ist ja klar. Ich hab Anna in den Wochen, die ich hier schon wohne, kein einziges Mal richtig arbeiten sehen. So genau weiß ich auch gar nicht, ob sie überhaupt arbeitet.

„Als was arbeitest du eigentlich?", erkundige ich mich und sehe sie an.

Anna fährt sich durch ihre langen Haare und räuspert sich.

„Ich arbeite an meiner Karriere als Influencerin.", sagt sie schließlich. Ich nicke nur den Kopf.

„Influencer also. Machst du auch YouTube?", frage ich nach und trinke von meinem Bier.

Sie nickt leicht. „Ja. Instagram, sowie auch YouTube."

„Und wie viele Abonnenten hast du?"

Anna guckt durch den Raum, als würde ihre Abonnentenzahl irgendwo hier stehen.

„Ähm... also... ich... ich weiß es im Moment nicht so genau, weil ich meine Abonnentenzahl nicht täglich checke. Auf Instagram hab ich aber mehr als auf YouTube.", antwortet sie und traut sich nicht, mich dabei anzusehen.

Ich merke schon. Mir kommt das Gefühl auf, dass sie wahrscheinlich nicht so erfolgreich ist, wie es ihr lieb wäre. Immerhin ist wippendes Bein ziemlich verdächtig, dass es ihr unangenehm ist.

„Weißt du zufällig, wann genau Lisa aufsteht oder das Badezimmer benutzt?", frage ich Anna, um die missliche Situation vergehen zu lassen.

Etwas komisch sieht sie mich von der Seite an, scheint aber über meine Frage nachzudenken.

„Ich meine sie steht um 6:30 Uhr auf und geht dann so um 7 Uhr ins Badezimmer. Wieso fragst du?"

„Heute Morgen hat sich unsere Morgenroutine etwas gekreuzt. Ich möchte nur Bescheid wissen, damit ich ihr nicht wieder in die Quere komme.", erzähle ich, was nur halb gelogen ist.

Ja, heute Morgen haben sich unsere Pläne gekreuzt, aber ich habe nicht gefragt, damit ich es Lisa angenehmer machen kann.

Anna sieht mich verträumt an. „Ach Steven... Du bist wirklich so ein toller Mitbewohner!", sagt sie und legt ihre Hand auf meinen Oberarm. Vielleicht hätte ich beim Mitbewohnerinterview nicht so viel mit ihr flirten sollen.

Ich schenke ihr ein Lächeln, nehme einen Schluck aus der Flasche und beginne erneut eine Frage zu stellen. „Hast du noch Kontakt mit Lukas?"

Langsam lässt Anna ihre Hand von meinem Oberarm hinuntergleiten und ich meine ich erkenne eine Röte, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitet. Sie schaut zur Seite und beißt sich auf die Unterlippe.

Die MitbewohnerkatastropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt