Acht - LISA

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Deprimiert und frustriert lasse ich mich auf den Stuhl an meinem Arbeitsplatz nieder.

„Lass mich raten... der neue Mitbewohner?", errät meine Arbeitskollegin Maya und schaut mich schräg an. Ich atme schwer aus und nicke. „Was ist es dieses Mal?"

„Dieses Mal? Es ist das selbe, wie jeden Morgen.", fange ich an zu erzählen und setze mich aufrecht hin. „Seit heute, Freitag, kenne ich diesen Typen schon eine Woche. Das heißt, dass ich jetzt schon seit einer Woche schlechte Laune habe." Ich lehne mich wieder nach hinten und kaue an meinen Nägeln, während ich weiterrede. „Dazu kommt noch, dass wir jeden Morgen das Problem mit dem Badezimmer haben. Ich habe heute meine Morgenroutine geändert, damit der Typ mir nicht in die Quere kommt. Kannst du das glauben? Ich musste einfach meine Morgenroutine ändern." Unglaubwürdig schüttele ich den Kopf, was mir Maya gleich tut.

„Oh nein! Und du liebst doch deine Morgenroutine.", erwähnt sie leicht theatralisch.

Ich entferne die Finger von meinem Mund. „Ja und weißt du, was ich noch mehr liebe?"

„Ordnung.", antwortet sie.

„Ganz genau und alles bricht zusammen, nur wegen Steven."

„Das darf doch wohl nicht wahr sein...", erwidert Maya mit viel zu viel Unglaubwürdigkeit in ihrer Stimme und haut mit ihrer Handfläche auf den Tisch.

„Okay, du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du mit mir mitfühlen.", äußere ich und Maya beginnt zu kichern.

„Es ist nicht so, dass ich nicht mitfühle, sondern eher, dass ihr mir nicht vorstellen kann, dass er so nervig ist. Ich kenne doch Anna und sie hätte nie jemand so schlimmen in eure Wohnung gelassen.", versucht meine Kollegin auf mich einzureden.

Mit dem Schreibtischstuhl rolle ich zu der Kante meines Tisches und schaue ihr Ernst in die Augen. „Oh doch, du kennst ihn bloß nur nicht. Du müsstest mal sein verdammtes Lächeln sehen, wenn er wieder irgendetwas macht, was mich auf die Palme bringt. Außerdem kann ich Will nicht immer weiter von der Wohnung fernhalten. Maya, du hast doch gesagt, du willst mir helfen." Meine Augen werden flehend größer.

Sie atmet tief durch, bis sie ihre Arme auf den Tisch lehnt. „Ist ja gut, aber bevor ich dir helfe, muss ich ihn mal kennengelernt haben, damit ich genau weiß, mit wem wir es zutun haben. Dann kann ich genau sagen, was du zu tun hast!"

„Das klingt nach einer guten Idee." Begeisterung steigt in mir auf. „Wie wäre es denn mit heute? Du könntest direkt nach der Arbeit zu mir mitkommen. Du musst ja auch nicht lange bleiben.", schlage ich unmittelbar vor.

„Ich hab heute Abend noch nichts vor, und da sowieso Freitag Abend ist, habe ich nichts dagegen!" Meine Kollegin lächelt mich vielsagend an.

„Perfekt! Ich bin schon sehr gespannt, was du zu ihm sagen wirst. Aber lass dich nicht von seinem Charisma blenden oder von seinem Aussehen." Maya nickt und nuschelt ein „Verstanden.", ehe sie sich wieder an ihren Computer wendet.

Das kann ja spannend werden heute Abend.

...

Ich parke das Auto in den letzten Parkplatz in meiner Straße. Hier fehlen eindeutig ein paar Parkplätze bei den ganzen Wohnungen, die hier sind. Offenbar hat da niemand dran gedacht.

Maya und ich steigen aus und machen uns auf dem Weg zum Eingang des Gebäudes.

„Ist es okay, wenn ich gleich kurz in mein Zimmer verschwinde, um mich umzuziehen? Ich muss dringend aus diesem Rock und aus meinem BH raus.", frage ich Maya, wobei ich meinen BH gerade ziehe. Ich kann es kaum erwarten, wieder meinen bequemen Sport-BH zu tragen.

Die MitbewohnerkatastropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt