Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf. Müde rieb ich mir über meine Augen und stöhnte müde. Razul wachte auf, meine Eltern hörten den Wecker nicht, da ich ihn sehr leise gestellt hatte. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir das Datum meines Geburtstags an. Und die Uhrzeit. Eine sehr unchristliche Uhrzeit, um an diesem Tag aufzustehen. Eine Uhrzeit, an der ich eigentlich nicht aufstehen wollte. Nicht vor Sonnenaufgang und doch tat ich es. Mit brennenden Augen kletterte ich aus dem Bett und war nicht besonders erstaunt, dass Razul wach war. Doch Silan hatte mir gesagt, dass ich ihn mitnehmen konnte, wenn ich wollte. Ich lächelte müde und strich der gefleckten Dogge über ihr Fell. Er schleckte meine Hand ab und hechelte. Wie er so wach sein konnte verstand ich nicht. Träge schlurfte ich in das kleine Bad, putzte mir die Zähne, kämmte meine wirren Haare und cremte mein Gesicht ein. Dann zog ich mich an. Ich entschied mich für einen schwarzen Badeanzug mit Sternen, die mich an den Hof der Nacht erinnerten und nahm ein schwarzes Kleid, dass ich darüber zog.
Es war lang und verdeckte meine Beine und kaschierte meine Figur. Träge schlurfte ich aus dem Bad heraus und sah zu meinen Eltern, die friedlich schliefen. Sie wussten, dass ich den Tag mit Silan verbringen würde. Meine Mutter hatte gestern mit mir darüber gesprochen. Sie hatte gesagt: „Ich bin deine Mutter, Mäuschen. Ich sehe doch, wenn du jemanden magst. Vor mir kannst du das nicht verstecken und Silan scheint ein netter Kerl zu sein. Verbringe ruhig den Tag mit ihm, er hat viel für dich geplant. Es wird dir gefallen. Und wenn du nicht weiß, was das zwischen euch ist, dann höre auf dein Herz. Es wird dir die Antwort geben, wenn du sie brauchst." Mein Vater war zu dem Zeitpunkt schon im Bett gewesen und Silan war nach Hause gegangen.
Nervös strich ich über mein Kleid, danach schnappte ich mir Razuls Leine. Mit wedelndem Schwanz stand er auf und wartete, bis ich das Wohnmobil aufgesperrt hatte. Wir liefen nach draußen. Dort schnappte ich mir seine Schüsseln aus dem Zelt und füllte das Essen und das Wasser in transportierbare Schüsseln um, die man verschließen konnte. Silan hatte versprochen, dass wir frühstücken würden, weswegen ich mich nicht weiter darum kümmerte. Allerdings nahm ich ein paar Wasserflaschen mit. Auch Wasser ohne Gas, dass ich dann Razul geben würde. Als ich sicher war, dass ich mein Handy, meine kleine Tasche, auf der in bunten Farben „Croatia" stand, den Schlüssel und etwas Geld hatte, ging ich mit Razul um das Zelt herum und wartete. Silan hatte gesagt, dass er mich abholen würde. Gestern war er erstaunlich früh verschwunden.
Als ein Auto den Hügel heruntergefahren kam, der nicht sein Camper war, stutzte ich, als ich Silan im Wageninneren erblickte. Der Wagen gehörte... Alex' Eltern! Im ersten Moment war ich mehr als erstaunt, aber anscheinend hatte er sie wirklich dazu überredet ihm ihren Mercedes zu geben. Ich blinzelte. Silan stieg aus, schenkte mir ein warmes Lächeln, dass seine Zähne entblößte und nahm etwas heraus. Was es war konnte ich wirklich nicht sagen, da es noch zu dunkel war und meine Augen noch immer brannten. Ehe ich fragen konnte, zog er mich sanft an sich, strich über meine Augen und sah mir tief in die Augen. »Alles Gute zum Geburtstag, Leuchtturm«, hauchte er gegen meine Lippen, machte aber keine Anstalten mich zu küssen. Vielleicht grinste er deswegen so frech. »Küsst du mich heute noch oder doch erst morgen?«, wisperte ich zurück.Er lachte leise auf und die Lachfältchen um seine Augen waren so süß, dass ich sie küssen wollte. Kurz darauf küsste er mich sanft, zärtlich und viel zu kurz. Der Kuss war nach einer Sekunde vorbei. Schmollend schlug ich auf seine Schulter. »Einen richtigen Kuss bitte.« Sein Grinsen war schief und frech. »Wenn ich dich jetzt küsse, dann endet das nicht so wie geplant. Ich würde dich so lange küssen, bis du den Verstand verlierst und wir würden nicht das machen können, was ich für heute geplant habe. Also küsse ich dich später richtig. Versprochen. Aber erst gibt es das erste Geschenk.«
Er nahm meine rechte Hand in seine und legte etwas Kühles hinein. Im ersten Moment verstand ich nicht was es war. Als ich die Hand aber öffnete, war ich erstaunt, dass es ein Schlüsselanhänger war, der viereckig war und ein Bild von Cres zeigte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. »Ich weiß, dass es nicht viel ist, aber du bekommst noch mehr Geschenke. Und ich dachte, da du Cres gerne als dein Zuhause bezeichnest, wäre es eine nette Geste, wenn du dein Zuhause an deinen Haustürschlüssel hängen kannst. Gut, vielleicht war das doch etwas kitschig. Ich kann ihn zurückgeben, wenn du-«, fing er an zu erzählen, doch ehe er zu Ende sprechen konnte, küsste ich ihn. Kurz aber voller... Gefühl. »Danke. Das ist ein wirkliches tolles Geschenk. Ich liebe es. Wirklich. Danke.«
Silan lächelte und wirkte erleichtert über diese Antwort. Fast, als hätte er erwartet, dass es mir wirklich nicht gefallen könnte. Dann deutete er auf das Auto von Alex' Eltern. »Ich wollte keine Protzkarre. Wirklich nicht. Aber seine Eltern haben mir verboten ein Auto zu mieten und haben mir ihrs angeboten. Sie meinten, dass ich kein Geld ausgeben müsste, wenn sie mir ja auch ihr Auto geben könnten.« Ich lächelte angesichts der Tatsache, dass er zum ersten Mal, seit wir uns begegnet waren, wirklich nervös war. Er war furchtbar nervös. So nervös, dass ich es nicht aushielt. »Silan, ist schon gut. Du musst es nicht erklären.« Er starrte mich an als käme ich vom Mond. Vielleicht kam ich das auch. So genau wusste ich das nicht. Jedenfalls wollte ich ihm nicht das Gefühl geben sich erklären zu müssen.
Denn er musste sich nicht erklären. Nach und nach entspannte er sich und lächelte mich an. »Du bekommst aber wirklich noch mehr Geschenke von mir. Versprochen.« Mit jedem Wort, dass aus seinem Mund kam, wurde das Lächeln breiter. Dann sah er gen Himmel und ehe ich mich versah schob er mich Richtung Auto. Für Razul öffnete er den Kofferraum. Verwirrt sah ich ihn an. »Warum hast du es eigentlich so eilig, hm?«, hakte ich nach. Silan grinste nur geheimnisvoll. »Das siehst du dann schon. Es wird dir gefallen.« Keine zwei Minuten später fuhren wir aus dem Campingplatz heraus. Der Mann im Häuschen der Schranke sah verwirrt aus, sagte aber nichts. Es war wohl nicht üblich, so früh am Morgen Leute rausfahren zu sehen. Auch ich könnte mich am liebsten schlafen legen.
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Adriatische Meeresbrise - Herzrasen in Kroatien
RomanceNach einem schweren Schuljahr ist alles was Mira braucht die Insel ihres Herzens. Eine von vielen Inseln in Kroatien, die wie ihr Zuhause ist. Doch in diesem Jahr bleibt ihr Lächeln fern, als sie die Insel betritt. Ihre Eltern kennen keinen Rat mehr...