24. Kapitel

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     Nervös strich ich mir eine feuchte Strähne hinters Ohr und sah an mir herab. Ich hatte mich dazu entschieden über meinen Badeanzug ein langes türkises Kleid zu ziehen, dass unten herum langsam in ein dunkles Blau und schlich in Schwarz überging. An meinem Oberkörper lag es eng und fiel dann weit nach unten, was meine Figur kaschierte und gut an mir aussah. Der Stoff war weich und schlackerte frei um meine Beine herum. Ungeduldig wartete ich darauf, dass Silan kommen würde, um mich zu holen, damit wir seine Freunde begrüßen konnten. Schon jetzt war mir flau im Magen und das Essen von heute Abend drehte sich mir im Magen um. Am liebsten würde ich aufs Boot steigen und davonfahren. Sofort. Doch mir war klar, dass das vermutlich nicht so gut ankommen würde. Silan hatte mir versichert, dass er nur nette Freunde hatte, die nichts gegen mich haben würden.
      Doch da konnte man sich nicht so sicher sein. Ich wusste ja nicht einmal, warum er sich da so sicher war. Ich lief hin und her, sah auf die Uhr meines Handys, sah zu Razul, sah zu meinen Eltern. An Sitzen war nicht zu denken. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Noch nie in meinem Leben war ich so nervös gewesen. Und als Silan um die Ecke gelaufen kam, in beigen Badeshorts und einem schwarzen T-Shirt mit V-Ausschnitt, dass seine gebräunte Haut betonte, wollte ich mich nur noch verstecken, als mir klar wurde, dass er sicher nur solche Kumpels hatte. Alles in mir war für die Flucht bereit. Ich wollte umdrehen, doch gleichzeitig hielt mich sein Lächeln von der Flucht ab. Es war fast als würde mich sein Blick näher zu ihm hinziehen. Dennoch war ich angespannt.
      Ich hatte das Gefühl jeden Moment im Erdboden versinken zu müssen. Jedenfalls hörte sich das besser an als die Tatsache, dass ich seine Freunde treffen sollte. Sanft zog mich Silan an sich, als er mich erreicht hatte und drückte einen kurzen Kuss auf meine Lippen. »Wie wäre es, wenn du dich entspannt, hm? Meine Freunde werden dich akzeptieren. Das werden sie wirklich.« Unsicher sah ich ihn an. »Woher willst du das wissen? Es gibt immer wieder Leute die über andere herziehen, obwohl wir das nicht von ihnen denken. Verstehst du? Ich bin einfach nervös.« Sanft strich er mit dem Daumen über meine Wange und am liebsten hätte ich mich einfach in seine Arme geschmiegt und hätte den Schutz seiner Arme nie wieder verlassen. Doch wir alle wussten, dass das Leben nun mal nicht so leicht war. Das war es nicht und würde es auch nie sein. Manchmal musste man sich seinen Ängsten stellen, um zu wachsen.
      »Sie werden es nicht, weil ich auch mal so war. Ich hatte auch mal mehr Gewicht, Leuchtturm. Deswegen werden sie nichts sagen. Zu mir haben sie das ja auch nicht gesagt.« Mitten in meiner Haltung erstarrte ich und sah zu ihm auf. Versuchte ihn mir vorzustellen. Er schenkte mir nur ein Lächeln. »Das mag überraschend sein, ist aber so. Deswegen kannst du ihnen vertrauen.« Ich blinzelte und sah ihn an. »Erwartest du von mir, dass ich au-«, setzte ich an, doch er unterbrach mich, bevor ich den Satz überhaupt zu Ende sprechen konnte. »Nein, das erwarte ich nicht, Leuchtturm. Du bist so schön wie du bist. Ich habe am Anfang nur abgenommen, weil es nicht mehr gesund war bei mir. Dann sind ein paar Dinge in meinem Leben passiert. Ich habe meine Katze verloren und meine zweite Katze kurz darauf. Ich war damals so traurig, dass ich nicht mehr gegessen habe. Seitdem ist mein Magen sehr klein geworden und deswegen sehe ich so aus wie ich heute aussehe. Ich verlange nicht das Gleiche von dir.«
      Ich starrte ihn an und bewunderte ihn so sehr. Ich bewunderte ihn so sehr, dass es wehtat. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich blinzelte sie fort, bevor sie meine Augen verlassen konnten. Silan strich weiter über meine Wange und ich vergaß ganz, dass meine Eltern uns zusahen. Erst als sich mein Vater räusperte, wusste ich, dass wir Zuschauer hatten. Röte schoss in meine Wangen und ich löste mich von ihm. »Wir sehen uns dann später«, sagte ich zu ihnen. Meine Mutter nickte und lächelte, mein Vater musterte Silan ernst. »Bring sie nicht zu spät zurück, ja?« Silan nickte. »Natürlich nicht. Versprochen.« Innerlich rollte ich mit den Augen. Ich war 18, doch mein Vater schien das noch nicht verstanden zu haben. Irgendwie war das ja auch süß. Lächelnd lief ich mit Silan los. Doch das Lächeln verrutschte bei jedem Schritt etwas. Die Sonne verschwand langsam vom Horizont und machte dem Mond und den Sternen Platz. Erste Sterne leuchteten bereits am Himmel auf. Darauf konzentrierte ich mich, in der Hoffnung, dass das reichen würde.
      Doch schnell wurde mir klar: Selbst die wunderschönen Sterne, die immer heller leuchteten, konnten mich nicht davon ablenken. Ich war sehr... nervös, wenn es darum ging neue Leute kennenzulernen. Da wollte ich mich immer verstecken. Meine sozialen Fähigkeiten waren eher... gering. Tief holte ich Luft und versuchte nicht zu zittern. Innerlich versuchte ich meine Nervosität zu beruhigen und sagte mir immer wieder, dass es nur Menschen waren und mir nichts passieren konnte. Es waren nur Menschen. Nette Menschen, wie mir Silan ja versichert hatte. Dennoch krallte ich mich an seine Hand wie an einen Rettungsreifen. Silan legte den Arm um mich und versuchte mich so zu beruhigen, was ihm nicht wirklich gelang.
      Denn meine innere Nervosität blieb. Sie blieb und blieb und blieb. Als wir uns der Mobilheimsiedlung mit den großen Mobilheimen für ungefähr 6-8 Personen näherten, schluckte ich schwer. Von weitem hörte ich schon Lachen, Schimpfwörter und andere Dinge. Ich schluckte. Das Lachen wurde lauter, Silan grinste von einem Ohr zum Anderen, während mein Herz so schnell schlug, dass ich nur noch meinen Herzschlag hörte. Es war... befremdlich. Irgendwie. Neune Leute kennenzulernen gehörte nicht zu meinen Stärken. Überhaupt nicht. Dennoch wollte ich es wagen. Für Silan. Ich holte tief Luft und versuchte mich zu beruhigen, während Silan immer wieder über meinen Arm strich. Seine Berührung sollte beruhigend sein, doch ich spürte nur diesen Kloß in meinem Hals, das nervöse Rumoren in meinem Bauch und das wilde Schlagen meines Herzens.
      Egal was er mir sagte, es wurde nicht besser. Schließlich entspannte ich mich etwas, als er meine Wange küsste. Kurz darauf steuerten wir auf ein Mobilheim zu. Die Außenbeleuchtung war an, sechs Leute standen auf der Terrasse und unterhielten sich lautstark. »Was laberst du für einen Müll? Ich habe deine Cola nicht getrunken, sondern in deine Tasche gepackt, Marko.« Besagter sah das Mädchen wütend an. »Während der Fahrt hast du es aber immer wieder angesehen.« Etwas irritiert hob ich eine Braue und betrachtete die Gruppe. Zwei Personen stritten um die Cola, die anderen vier beobachteten die beiden und lachten leise vor sich hin. Ein Mädchen mit lilafarbenen Haaren erblickte uns und hob freudig die Hand zum Gruß. »Hey, Silan! Genau zum richtigen Zeitpunkt. Die beiden fressen sich gleich auf!«, rief sie zu uns herüber, sodass nun auch nun die anderen auf uns aufmerksam wurden. Sechs Augenpaare landeten auf uns. Auf mir.
      Neugierig betrachteten sie mich. Ein Teil in mir wollte sich hinter Silan verstecken, doch das wäre mehr als kindisch rüber gekommen. Also lief ich neben ihm weiter und versuchte mich zu entspannen. Doch ihre Blicke waren so neugierig und eindringlich, dass mir das wirklich schwerfiel. Unsicher strich mir eine feuchte Strähne hinters Ohr und versuchte Blickkontakt mit ihnen zu halten. Die mit den lilafarbenen Haaren stürmte die zwei Stufen der Veranda herunter und umarmte Silan fest, bevor sie mich ebenfalls umarmte. Überrascht erwiderte ich die herzliche Begrüßung, während der Geruch von Jasmin in meine Nase stieg. »Freut mich, dich endlich kennenzulernen, Mira. Silan hat so viel von dir erzählt. Wirklich sehr viel. Nur das Beste natürlich. Und er hatte recht. Du bist wirklich hübsch.« Sie löste sich von mir. Etwas irritiert blinzelte ich, dann lächelte ich.
      Vermutlich nur, weil auch auf ihren Lippen ein Lächeln lag, dass wunderschön war. »Ich bin Tara«, stellte sie sich dann vor. Mein Lächeln wurde etwas breiter. »Freut mich, dich kennenzulernen, Tara.« Silan strich mir über die Seite. Eine beruhigende Geste, die Ruhe in meinem ganzen Körper auslöste, als hätte er einen Knopf gedrückt. »Was hat er denn so alles über mich erzählt?«, fragte ich und spitzte zu Silan herüber. Er lächelte schief. »Das ist leider ein Geheimnis. Das gehört zum Freudekodex. Aber was ich dir sagen kann ist, dass er nur in den besten Tönen von dir gesprochen hat. Wirklich. Keine peinlichen Sachen oder so.« Ich nickte und sah Silan an. In seinen Augen funkelte der Schalk. Ich seufzte, dann sah ich zu den anderen, die langsam die zwei Stufen herunterkamen.
      Das Mädchen, dass sich mit dem anderen um die Cola gestritten hatte, stellte sich mir als nächstes vor. »Hey, ich bin Chiara. Es ist schön endlich mal ein Bild von der Person zu haben, von der Silan so sehr geschwärmt hat.« Sie schüttelte meine Hand, ich erwiderte ihren Händedruck. Das Lächeln auf ihren Lippen war ehrlich und freundlich. Der Junge, der behauptet hatte, dass Chiara seine Cola getrunken hätte, kam als nächstes. Marko. »Hey, ich bin Marko. Tut mir leid, wenn du das mit der Cola gerade mitbekommen hast und leicht verstört bist. Nur ich mag es nicht, wenn man meine Sachen trinkt.« Er warf Chiara einen bösen Blick zu, die schnaubend die Arme verschränkte. Tara, ein anderes Mädchen und ein weiterer Junge lachten leise. Marko schien das nicht aufzufallen.
      »Kein Problem. Das kann ich verstehen«, erwiderte ich, was Marko entspannt lächeln ließ. Nach ihm stellte sich Miro vor. Er kam ursprünglich aus Kroatien, war dann aber mit seinen Eltern nach Deutschland gezogen und seine Schwester war Mara, die sich mir kurz darauf auch vorstellte. Dann stellte sich noch Lia vor. Sie war Chiaras Cousine. Zu meinem Glück waren sie alle nett und ich fand schnell in die Gruppe hinein. Niemand sagte etwas zu meinem Gewicht. Sie behandelten mich wie ein „normales" Mädchen und das wusste ich sehr zu schätzen. Denn nicht jeder behandelte einen so. Doch zu ihnen gehörte ich. Ich gehörte in diese Gruppe, obwohl sie mich kaum kannten. Ich gehörte einfach dazu. Wir sprachen eine Zeit lang über Gott und die Welt, während wir auf der Veranda saßen. Eine Kerze gegen Mücken flackerte auf der Mitte des Tisches, ein paar Laternen hingen an einer Schnur, die sie selbst aufgehängt hatten und spendeten und das nötige Licht.
      »Wo ist jetzt meine Cola, Chiara?«, fragte Marko die Angesprochene nach einer Weile. Sie sah ihn wütend an. »Ich habe sie in deine Tasche getan.« Marko hob eine Braue und musterte die beiden mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich war mir sicher, dass sie sich jeden Moment an die Kehle gehen würden. »Da ist sie aber nicht!«, fauchte Marko. Chiara rollte mit den Augen. »Dann hat sie jemand anders genommen. Ich jedenfalls nicht. Ich hasse Cola.« Marko sah sie mit hochgezogener Braue an. »Gib doch einfach zu, dass du mich ärgern möchtest, Süße.« Silan neben mir verkniff sich ein Grinsen, während ich die beiden noch immer beobachtete. Chiara kniff die Augen zusammen. »Wofür sollte ich dich ärgern wollen? Es reicht mir schon, dass ich dich die nächsten zwei Wochen an der Backe habe.« So ging es ewig weiter, bis Miro sich erbarmte. »Deine Cola ist im Kühlschrank, du Idiot.«
      Der gesamte Tisch brach in Lachen aus und Marko blickte wie ein begossener Pudel drein. Er blinzelte. Wir lachten nur noch lauter. Dann sprang er sofort auf und rannte nach drinnen. Ich konnte mein Lachen einfach nicht zurückhalten. Ich lachte so laut und schallend, dass man es sicher fünf Häuser weiter hören konnte. Silan neben mir sah mich an und schenkte mir ein sanftes Lächeln. Nach und nach verebbte mein Lachen wieder. Das Gefühl der Geborgenheit in meinem Inneren verriet mir mehr, als Worte es je konnten. Seine Freunde schienen gute Freunde zu sein und sie nahmen mich einfach so in ihre Gruppe auf. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte ich mich nie willkommen gefühlt oder wie das fünfte Rad am Wagen. Doch hier... ich fühlte mich willkommen. Gemocht.
      Einbezogen. »Es ist schade, dass du Razul nicht mitgenommen hast. Silan hat viel von ihm erzählt. Wir hätten ihn gerne kennengelernt«, richtete Tara das Wort an mich. Ich sah sie an und lächelte. »Ich bin sicher, dass ihr ihn noch kennenlernen könnt.« Nun sah Marko mich an. »Das ist ja praktisch eine Einladung dazu mehr Zeit mit dir zu verbringen.« Ein schiefes Grinsen huschte über seine Lippen. Silan neben mir richtete sich auf. »Garantiert nicht mehr Zeit als ich mit ihr verbringen darf.« Marko sah zu Silan und grinste spitzbübisch. »Keine Angst, Casanova. Ich nehme sie dir schon nicht weg. Sie würde mich ja eh nicht mögen, so wie sie dich ansieht. Da habe ich ja nie eine Chance.« Silan rollte mit den Augen. Ich grinste nur und nahm einen Schluck von dem Wasser, dass irgendjemand auf den Tisch gestellt hatte, samt der Becher. Und so ging der Abend weiter. Wir unterhielten uns länger, bis jemand Mensch-Ärgere-Dich-Nicht herausholte.
      Alle waren sofort Feuer und Flamme. »Ihr habt keine Chance gegen mich!«, rief Mara, als sie schon mit dem ersten drin war, während wir anderen noch mitten auf dem Feld verstreut waren. Silan war noch nicht mal draußen, weil er immer geschmissen wurde. Ich lachte. Silan stieß mir sanft in die Seite, was mich noch lauter lachen ließ. Pure Freude herrschte am Tisch. Tara schaffte es nach Mara, nach ihr Miro. Dann ich. Silan, Marko, Chiara und Lia hatten noch einige Probleme mit der ersten Figur, während wir schon mit den zweiten losmarschierten. Mara wurde von Tara überholt, da Mara immer wieder von Silan geschmissen wurde. Wir lachten und lachten. Schlussendlich schaffte es Marko als erstes. Er hatte wohl einfach Glück gehabt. Nach dem der zweite und der dritte Platz ausgespielt wurden, begannen wir ein neues Spiel.
      So ging es bis spät in die Nacht, bis wir auf die Uhr sahen und feststellten, dass es Mitternacht war. Das Lachen verebbte, wir würfelten so leise wie möglich, um niemanden zu stören. Wir flüsterten, lachten leise und hatten dennoch unseren Spaß. Um eins standen Silan und ich auf und verabschiedeten uns. »Es war echt schön dich kennenzulernen, Mira. Du bist wirklich ein sehr nettes Mädchen«, sagte Lia und schenkte mir ein Lächeln. Ihre Worte brachten mich auch zum Lächeln. »Danke. Es hat auch mich gefreut euch kennenzulernen.« Nachdem wir uns verabschiedetet hatten begleitete mich Silan zurück zum Wohnmobil, obwohl das ein Umweg für ihn war. Er ließ aber nicht mit sich reden, da er mich nachts nicht allein über den Campingplatz laufen lassen wollte.
      »Du weißt schon, dass ich mich hier auskenne und mich nie verlaufen würde?«, fragte ich leise. Er nickte. »Das weiß ich aber ich mache mir einfach Sorgen, okay? Ist das etwa verboten? Ich weiß, dass du das kannst aber deswegen möchte ich dich trotzdem begleiten.« Er war einfach so süß. Ich lächelte und küsste seine Wange. Bevor wir den Stellplatz betraten stoppte er und zog mich an sich. Er schlang seine Arme um mich und vergrub seine Nase in meinem Haare. »Ich bin stolz auf dich«, wisperte er und hauchte einen Kuss auf meinen Kopf. Verwirrt sah ich zu ihm nach oben, da ich nicht verstand, was er meinte. »Ich bin wirklich stolz darauf, dass du dich so gut mit ihnen verstanden hast und deine innere Angst überwunden hast. Deswegen bin ich stolz auf dich.« Träne bildeten sich in meinen Augen, doch ich hielt sie zurück. Stattdessen schmiegte ich mich enger an ihn und schloss die Augen. Sog seinen Duft in mich auf und genoss die Zweisamkeit.
      »Sie sind wirklich sehr nett«, hauchte ich, was ihn leise lachen ließ. »Habe ich ja gesagt. Ich habe keine Arschlöcher als Freunde. Die wären ja dann nicht meine Freunde.« Ich lächelte und sah ihn an. Er drückte einen kurzen Kuss auf meine Lippen. »Wir sehen uns morgen, Leuchtturm.« Ich grinste. »Gute Nacht.« Auch er grinste, doch er löste sich nicht von mir. Ich auch nicht von ihm. Wir standen noch eine Weile so da, Arm in Arm, mitten auf dem Weg. »Also wenn du schlafen willst, dann musst du mich schon loslassen«, meinte ich leise. Er lachte. »Muss ich nicht. Ich liebe es zu schlafen, wenn du in meinen Armen bist.« Seine Worte trieben die Röte in meine Wangen. Doch ich lächelte. »Dir ist schon klar, dass mein Vater uns steinigen würde?« Er seufzte und lehnte seine Stirn an meine. »Ja, das ist mir klar. Das ist mir wirklich klar. Deswegen lasse ich dich jetzt auch los, damit ich nicht in Versuchung gerade dich zu entführen.« Noch einmal küsste er meine Lippen, dann ging er davon. Einen Moment lang sah ich ihm hinterher und konnte das Grinsen auf meinen Lippen nicht unterdrücken. Ich grinste so breit, dass meine Mundwinkel nach einiger Zeit schmerzten. Als ich ihn nicht mehr sehen konnte, wandte ich mich ab und lief zum Wohnmobil. Zu meinem Glück wartete mein Vater nicht im Zelt.
      Das hatte ich nämlich fast erwartet. Leise öffnete ich die Türe und ging hinein. Dann drehte ich das Schloss zu und fing an mich auszuziehen. Meine Eltern schliefen tief und fest. Dachte ich zumindest. Als ich bereits im Bett lag und die Decke über mich gezogen hatte, hörte ich meinen Vater sagen: »Hattest du einen schönen Abend?« Da war keine Anklage in seinen Worten. Er fragte nicht, wo ich so lang gewesen war. Er hörte sich nicht wütend an. »Ja, den hatte ich.« Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. »Das ist schön. Gute Nacht.« Ich lächelte noch mehr. »Gute Nacht.«
      Ich löschte das Licht über meinem Bett und dann kuschelte ich mich ins Kissen. Die Klimaanlage hatte das Wohnmobil heruntergekühlt, weswegen ich mir die Decke bis über die Schultern zog. Kurz darauf versank ich in der Traumwelt.

Adriatische Meeresbrise - Herzrasen in KroatienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt