Wir fuhren durch Cres. Es war eine mir bekannte Straße und doch wunderte ich mich, wieso wir Richtung Tankstelle fuhren. Als wir an ihr vorbeifuhren wurde ich stutzig, denn irgendwann ging dort die Straße nicht mehr weiter. Doch Silan fuhr einfach weiter ohne sich wirklich Gedanken machen zu schienen. Die Fenster waren auf um kühle Luft in den Innenraum des Wagens zu lassen. Nur Razuls Hecheln waren zu hören, da wir den Radio ausgestellt hatten. Die Stadt schien gerade zu erwachen, was mir einmal wieder zeigte, dass nur wir im Urlaub waren, während die Bewohner arbeiten mussten. Doch je weiter wir fuhren, desto weniger Autos sahen wir. Irgendwann erreichte die Straße ihr Ende. Verwirrt sah ich Silan an und fragte mich was das werden sollte. Doch er wirkte ganz entspannt und bog dann einfach auf einen Schotterweg ein.
Fragend sah ich ihm dabei zu, doch seine Unterarme lenkten mich viel zu sehr ab. Ich bewunderte seine gebräunte Haut, die Adern und Sehen, die man sehen konnte, das Armband an seinem Handgelenk und die Ringe an seinen Fingern, die im Licht der Sonne zu glänzen begannen. Mittlerweile war es 6:56 Uhr, was mir die Uhr des Autos verriet. Wo wir auch hinfuhren, er schien es in der Früh erledigt haben zu wollen. »Verrätst du mir wo wir hinfahren?«, hakte ich nach. Er wandte mir kurz den Blick zu und schenkte mir ein Lächeln. Ein Lächeln, dass dank der holprigen Strecke wackelte. »Ich gebe dir einen Tipp. Ihr wart da bereits einmal mit dem Boot.« Freudlos lachte ich auf. Wir waren schon an vielen Orten mit dem Boot gewesen. An so vielen Orten, dass ich sie gar nicht mehr richtig zählen konnte. Außerdem wusste ich nicht wo diese Straße hinführte.
Sie konnte mitten ins Nirgendwo führen. »Und du bist sicher, dass wir mit dieser Straße unser Ziel erreichen?« Silan nickte und grinste mich an. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße. Lange sah ich ihn an, dann sah ich nach hinten zu Razul, der im Kofferraum saß und hechelte. Ob sich Alex' Eltern über den Hundegeruch freuen würden, wusste ich nicht. Und über die Hundesabber, die er verlor. Ich grinste in mich hinein und sah dann wieder auf die Straße, die eher ein Schotterweg war, als eine wirkliche Straße. Eine Weile fuhren wir den Berg nach oben, entfernten uns vom Wasser und von der Stadt, dann bogen wir auf einmal nach rechts auf einen weiteren Schotterweg. Ich starrte Silan an, als wir immer weiter ins Nichts fuhren. Doch mit der Zeit fuhren wir wieder weiter zum Meer hin. Immer weiter und weiter.Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich wusste wo wir hinfuhren. Mir entkam ein glückliches Quietschen, dass ich im nächsten Moment bereute und mir die Hand vor den Mund schlug. Silan lächelte. »Keine Sorge, es ist okay. Es freut mich, dass du dich so freust.« Jetzt verstand ich, warum wir so früh losgefahren waren. Wir fuhren an einen kleinen Badestrand, den nicht viele kannten und doch war er gerne voll. Wenn man früh genug fuhr, dann bekam man gerade noch so einen Platz. Ich strahlte Silan an und fragte mich, wie er so toll sein konnte und wo er das ganze letzte Jahr gewesen war. »Warum treffe ich dich erst jetzt? Das ist eine Schande...«, purzelten die Worte aus mir heraus, bevor ich sie aufhalten konnte. Das Lächeln auf Silans Lippen schwankte etwas und er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Der Campingplatz ist groß.«
Ich nickte und sah zu, wie der den Wagen über den Schotterweg lenkte. Immer weiter und weiter. Schlussendlich kamen wir am Parkplatz an. Silan parkte den Wagen beliebig, da noch niemand da war. Als ich ausstieg, erhob Razul sich im Kofferraum und nahm eine gebückte Haltung an, um sich nicht den Kopf anzustoßen. Ich öffnete den Kofferraum, damit er in die Freiheit konnte. Sofort lief er zu Silan, schnupperte an ihm, wedelte fröhlich mit dem Schwanz, dann lief er zu mir, schnupperte an mir und so ging es weiter, bis Silan ein paar Dinge von der Rücksitzbank geräumt hatte. Strandmatten, Handtücher und sogar einen frischen Badeanzug. Als ich ihn gerade fragen wollte, woher er das hatte, fiel es mir ein. Einmal war ich lange auf Toilette gewesen und dann hatte meine Mutter ihm sicher all die Sachen gegeben. Sogar meine Badeschuhe. Das war mir gestern nicht mehr aufgefallen und heute Morgen erst recht nicht. Fasziniert starrte ich Silan an. Ich wusste nicht, wie er an all das denken hatte können. Ein Teil in mir verstand das wirklich nicht.
Wir kannten uns kaum und doch versuchte er mir den schönsten Geburtstag überhaupt zu schenken. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Silan mir eine Strandmatte in die Hand drückte und mein Lieblingshandtuch und meine Wasserschuhe. Dann liefen wir mit Razul den steilen Hügel hinab. Razul rannte schon nach unten, sprang aber zurück, als er erkannte, wie klein der Strand war und wie nahe ihm das Wasser doch kam. Lachend legten wir alles ab und Silan baute einen Sonnenschirm für uns auf. Ehe ich noch etwas sagen konnte lief er wieder nach oben und trug die Kühltruhe mit sich, die er ins Auto auf die Rücksitzbank gepackt hatte. Eilig zog ich mir das Kleid über den Kopf und erkannte zu langsam, dass man meine Achselhaare sehen konnte, die in den knappen zwei Wochen gewachsen waren. Silan sah aber überhaupt nicht dorthin. Es schien ihn nicht mal zu kümmern.
Auch die Haare, die langsam an meinen Beinen nachwuchsen, schienen ihn wirklich nicht zu stören. Er schien nichts davon wirklich zu bemerken, was ein Wunder für mich war. Er stellte einfach die Kühlbox ab und öffnete sie. Kühler Dampf stieg hinaus und dann konnte man hineinsehen. Unter dem Frühstück hatte er tatsächlich noch weiteres Obst versteckt und ein paar Snacks, falls wir noch Hunger bekamen. Schon jetzt lief mir das Wasser im Mund zusammen. Doch darin waren auch ein paar Getränke. Er warf mir ein Wasser zu, dass nur gerade so auffing. Lächelnd bedankte ich mich bei ihm und nahm einen großen Schluck. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich vermutlich nicht einzige war, die durstig war. Eilig lief ich wieder zum Auto und holte Razuls Sachen heraus. Sobald diese ebenfalls am Strand standen, stürzte sich die Dogge darüber.
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Adriatische Meeresbrise - Herzrasen in Kroatien
RomanceNach einem schweren Schuljahr ist alles was Mira braucht die Insel ihres Herzens. Eine von vielen Inseln in Kroatien, die wie ihr Zuhause ist. Doch in diesem Jahr bleibt ihr Lächeln fern, als sie die Insel betritt. Ihre Eltern kennen keinen Rat mehr...