»Was haben die anderen eigentlich gegessen?«, fragte ich, als Silan und ich zusammen mit Razul zu seinem Stellplatz liefen. Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe gefragt ob wir grillen sollen, aber sie meinten, dass sie noch ihre Reste von der Fahrt essen müssen. Mehr weiß ich auch nicht.« Ich nickte. Razul lief fröhlich neben uns her und wirkte so aufgeweckt wie schon lange nicht mehr. Er wirkte so fröhlich, dass ich mich wirklich fragte, was in seinem Kopf vorging. Er wedelte mit dem Schwanz, schnüffelte am Boden und schien das glücklichste Leben zu führen. Mein Verstand sagte mir, dass er einfach froh war jetzt bei uns zu sein. So froh, dass er sogar meine Hand als Dank leckte. Ich lächelte und sah dann wieder zu Silan. »Was haben sie geplant?«, fragte ich Silan.
Er sah mich an und grinste. »Einen altmodischen Spieleabend. Ich hoffe das ist kein Problem für dich. Sie haben alle möglichen Spiele und ich dachte, dass könnte Spaß machen. Ist besser als wenn jeder nur mit seinem Handy dasitzt, nicht wahr?« Meine Lippen hoben sich zu einem breiten Lächeln. »Ja, das ist in der Tat viel besser.« Ich fühlte mich so befreit. Lange Zeit hatte ich nur Leute getroffen, die nur an ihrem Handy gewesen waren. Wenn sie sich getroffen hatten, hatten sie immer ihr Handy draußen. Da hatte sich mir immer die Frage gestellt, warum sie sich dann überhaupt mit anderen trafen. »Und ich dachte schon in meiner Generation gibt es nur noch Leute, die gerne am Handy spielen, selbst wenn sie sich treffen«, sagte ich. Silan lächelte traurig.
»Leider gibt es davon viel zu viele. Doch ich finde, dass wenn man sich trifft, dass man einfach nicht sein Handy rausholt. Klar, wenn man kurz seinen Eltern schreibt, das alles in Ordnung ist, dann ist das ja okay. Aber alles andere ist eher grenzwertig. Sehr grenzwertig. Ich meine, dann muss man sich doch nicht mit den anderen treffen, wenn man eh nur am Handy ist. Dann kann man es gleich bleiben lassen.« Als Antwort nickte ich und wir liefen stumm weiter. Der Gedanke von einem Spieleabend hörte sich wunderschön an. Es würde lustig werden, wenn es nur ansatzweise so wie gestern war. Vor Silans Bulli stand sein normaler Tisch und bereits der Tisch von der Veranda gestern. Acht Stühlen standen drum herum, Becher standen auf dem Tisch und so viele Getränke, dass ich gar nicht wusste, was ich zuerst trinken wollte.
Chips, Flips und Gummibärchen standen auch auf dem Tisch, so wie Kerzen gegen Mücken. Razul bellte freudig und ich ließ ihn von der Leine. Brav wie er war lief er nicht zum Tisch um sich etwas zu klauen. Nein, er blieb brav bei uns. Kurz darauf kamen alle sechs um die Ecke. Tara sah Razul und ihre Augen leuchteten auf. Erst war Razul verwirrt und schien nicht zu wissen, was er mit all diesen Fremden anfangen sollte. Doch als er sah, dass Silan und ich sie alle umarmten, entspannte er sich und wirkte glücklich. Er begrüßte auch sie alle und Tara freute sich darüber am meisten. Sie strich ihm über den Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren. Bei diesem Anblick musste ich lächeln. Es war mehr als süß. Wirklich richtig süß. Nachdem alle sich begrüßt hatten und Razul eine Menge Streicheleinheiten bekommen hatte, gab Silan ihm eine Decke, auf die er sich legen konnte.
Razul lag nun neben mir am Boden und sah immer mal wieder zu mir hoch, sonst lag er aber brav da, obwohl am Tisch ordentlich Chips gegessen wurde. Doch Razul schien das nicht zu kümmern. Er döste entspannt vor sich hin, auch wenn seine Ohren immer mal wieder zuckten. Am Anfang entschieden wir uns für Räuberromè. Es war lustig und alle hatten was zu lachen. Nur Silan nicht. Er kam kaum zum Spielen, denn ehe er überhaupt mal drei Reihen gelegt hatte, hatten wir bereits einen Gewinner. Schmollend schob er die Unterlippe nach vorne, was uns lachen ließ. Da dieses Spiel aber mit so vielen Personen schwer war, entschieden wir uns für UNO. Wir spielten nicht nach den Regeln, denn wie wir festgestellt hatten, durfte man keine 2+ auf eine 2+ legen. Doch wir taten es einfach und hatten dabei unseren Spaß, denn irgendwie hatten wir uns alle gegen Marko verschworen.
In einer Runde musste der Arme gleich 10 Karten ziehen und in der nächsten 8. Er zahlte es uns heim in dem er sich immer wieder andere Farben wünschte und irgendwann keiner mehr die Farbe zu haben schien, die er wollte. Chiara beendete dann aber heimlich das Spiel, sodass Marko keine Chance mehr hatte uns zu schikanieren. Er schmollte, wir lachten. Wir spielten gleich noch eine Runde UNO. Diesmal gewann Silan. Der Abend ging immer weiter. Die Schüsseln wurden leere und wieder aufgefüllt, im Hintergrund lief leise Bayern 3 dank der Sattelitenschüssel, die Silan aufgestellt hatte. Es war gemütlich. Ein gemütlicher Abend, den ich am liebsten anhalten würde. »Du schummelt doch! So viele Farbwahlkarten kann man doch gar nicht haben!«, unterstellte Marko Chiara aus Spaß.
DU LIEST GERADE
Adriatische Meeresbrise - Herzrasen in Kroatien
RomanceNach einem schweren Schuljahr ist alles was Mira braucht die Insel ihres Herzens. Eine von vielen Inseln in Kroatien, die wie ihr Zuhause ist. Doch in diesem Jahr bleibt ihr Lächeln fern, als sie die Insel betritt. Ihre Eltern kennen keinen Rat mehr...