Bei Nacht

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Er führte mich durch den Flure des Gebäudes entlang. Ich achtete nicht auf meine Umgebung, da sie mir egal war. Ich hatte mein Blick auf Levi gerichtet. Er hatte seine komplette Ausrüstung an. Wie einfach es für mich wäre, mit meiner Hand nach seinem Schwert zu greifen und ihm diesen in den Rücken zu rammen.

Meine Finger fingen bereits an zu zucken, als er plötzlich eines der Zimmer öffnete.
Wir betraten einen kleinen Raum, in dem ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch stand.

Er zog mich in die Mitte des Raumes, nahm einen Schlüssel hinaus, schloss seine Kette auf und befestigte sie an eine an der Wand laufendes Rohr.

"Du weißt schon, dass mich das nicht wirklich abhalten kann?, fragte ich skeptisch.

"Du weißt schon, dass es mir ein einfaches wäre, dich auf der Stelle umzubringen?", konterte er.

Ein grinsen umschloss meine Lippen, doch er ging nicht darauf ein.

"Was willst du von mir, [Y/N]?", fragte er leise.

"Deinen Tod. Aber langsam und qualvoll.", antwortete ich.

"Warum?"

"Weil du es verdient hast."

"Warum?", fragte er noch einmal.

"Wie gesagt, wäre dir deine Arroganz nicht so zu Kopf gestiegen, würdest du selbst drauf kommen."

Ein leises seufzen entschlich ihm und er setzte sich an seinen Schreibtisch. Dort lagen bereits unzählige Papiere, die vermutlich irgendwer her gebracht haben musste.

Ich ließ mich langsam auf den Boden gleiten, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Während er seine Arbeit erledigte, betrachtete ich ihn genauer. Er ist um einiges muskelöser als damals und nicht viel gewachsen, doch er hatte die gleichen Augen von früher. Auch wenn er vor Gleichgültigkeit nur so trotzte.

Ein Klopfen riss mich aus den Gedanken.

"Name und Anl-", noch bevor Levi zuende sprechen konnte, platzte Hanji ins Zimmer.

"Leviii~ Erwin will dich sprechen und ich darf solange auf die kleine hier aufpassen!", übertrieben glücklich sah sie zu mir.

"Tch. Stell nichts dummes an, Vierauge.", sagte er noch, bevor er das Zimmer verließ.

Hanji drehte sich einmal um ihre eigene Achse, bevor sie vor mir in die Hocke ging und mich ansah.

"Du kennst shorty, also von früher, ja?"

'shorty?', dachte ich verwirrt, antwortete aber nicht.

"Ich glaube wir werden uns sehr gut verstehen, meine Liebe", sprach sie einfach weiter, ohne auch nur eine Antwort zu erwarten.

"Ich habe dein Blut untersucht und war überrascht, wie hoch dein Titanen Anteil doch ist. Ich freue mich bereits noch ein paar weitere Tests machen zu können."
Sie streckte langsam ihre Hand nach mir aus und griff in meine Haare.

"So schön...", flüsterte sie. Im nächsten Augenblick zog sie einmal kräftig dran und hatte ein Büschel meiner Haare in der Hand.

"AUU!! BIST DU BESCHEUERT??", fragte ich entsetzt.

Hanji kicherte nur.
"Keine Sorge, sie wachsen bei dir vermutlich schneller als Unkraut."

Bevor ich noch etwas darauf erwidern konnte, kam Levi wieder ins Zimmer. Er sah die Haare in Hanjis Hand.

"Verschwinde von hier.", sagte er kalt zu Hanji.

Die angesprochene salutierte noch spaßeshalber und verschwand dann irre lachend.

Levi kam auf mich zu, band mich vom Rohr ab und kettete mich wieder an ihn.

"Machen wir noch einen Mitternachtsspaziergang?", fragte ich grinsend.

Ohne zu antworten zog er mich ins Bett, auf welches ich fiel und er zog für sich einen Stuhl ran.

"Was willst du machen, wenn ich noch nicht müde bin?", fragte ich provokant.

"Sei still.", er nahm sich einen Stapel Papiere vom Tisch und las sie durch.

"Du dagegen siehst sehr müde aus, Levi. Vielleicht solltest du ins Bett und ich passe auf?"

Genervt sah er auf.

"Wenn du nicht dein verdammtes Maul hältst, schlage ich dir dein Schädel zu Brei."

Wieder grinste ich, sagte aber nichts. Wenn er noch so ist wie damals, wusste ich, dass er nicht bluffte.

Einige Stunden lag ich beinah regungslos im Bett.

Ich öffnete meine Augen, als ich ein regelmäßiges Atmen neben mir hörte. Levi war auf seinem Stuhl eingeschlafen.

Ich betrachtete ihn eine Weile. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. So wie damals, als er als kleiner Junge neben mir im Bett lag, nachdem er mir Geschichten erzählt hatte. Er war jedes Mal von seinen eigenen Geschichten eingeschlafen und so beobachtete ich ihn immer noch eine ganze Weile, bis ich grinsend selbst eingeschlafen war.

Doch heute war es anders. Ich streckte leise und langsam meine Hand aus, um ihn nicht zu wecken.

Kurz bevor ich ihn erreichte, machte ich einen Satz nach vorne und legte mit voller Kraft meine Hand um seinen Hals und drückte so stark ich konnte zu.

Erschrocken riss Levi seine Augen auf und es dauerte nur einen kleinen Augenblick, bis er mit seiner eigenen Hand ausholte und sich mit einem gezielten Schlag auf meine Armbeuge befreite.
Sofort packte er mich an meinen Handgelenken drückte mich auf das Bett zurück. Er lag über mir und starrte mich wütend an.

Ich begann zu lachen.
"Keine Sorge, Levi. Es wäre zu einfach dich im Schlaf zu ermorden."

"Du kleine-"
Ein hell aufleuchtender Blitz und viele Schreie von draußen unterbrachen ihn.

Sofort sprang er auf und ich hatte Mühe nicht zu stürzen, da ich immer noch an ihn gekettet war. Er zog mich vor die Tür und Hanji kam uns mit einem psychopathischen Lachen entgegen.

"Der Tiertitan. Er ist wieder da."

~Levi X Reader ~In der Vergangenheit vergessen // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt