Schwäche

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Würgend umklammerte ich die Kloschüssel. Ich spürte Levis Hand, der mir sanft über meinen Rücken streichelte.

"Du solltest noch mal zu Hanji und dir etwas gegen die Übelkeit geben lassen.", sagte Levi sanft. Ich betätigte die Spülung und ließ mich gegen die Wand gleiten.

Vier Wochen waren seit der Mission vergangen und seit diesen vier Wochen hatte ich keine ruhige Minute mehr verbringen können. Ich kannte Zeke und wusste, dass er was im Schilde führte, doch ich wusste nicht was.

Jede Nacht träumte ich von Levis Tod, weil ich ihn zu diesem Ort begleitet hatte und jeden Morgen rannte ich zur Toilette und übergab mich. Ich war ein nervliches Wrack und konnte nichts dagegen tun.

Levi zog mich in meine Arme.

"Es ist alles in Ordnung. Er kann uns hier nichts tun. Wir sind zu viele und stark genug, um uns zu verteidigen.", hauchte er beruhigend, während er mir über meinen Rücken streichelte.
Im Grunde wusste ich, dass er recht hatte. Doch mein Verstand sagte mir etwas anderes.

Langsam zog mich Levi auf die Beine, die mir sofort weg sackten. Ohne zu zögern, hob er mich hoch und trug mich ins Bett.

Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Warte hier, ich hole dir die Kräuter von Hanji."

Sofort setzte ich mich auf.
"Ich kann selber gehen." Er durfte nicht gehen. Nicht alleine, während Zeke da draußen war. Ich hatte das Gefühl, er würde nur auf diesen Moment warten, bis wir getrennt waren und wir so am verwundbarsten waren.

"Dummerchen, leg dich hin." Er drückte mich ins Bett zurück und ich spürte, wie die Übelkeit wieder hochkam. Also legte ich mich hin und hatte das Gefühl den Tränen nahe zu sein.

"Ich komme gleich wieder, versprochen."
Mit diesen Worten ging er. Ich lag noch einen kleinen Moment unruhig im Bett, ehe ich aufsprang und wieder zur Toilette rannte.


Nach wenigen Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, kam Levi mit einer dampfenden Tasse Tee wieder.
Ich setzte mich vorsichtig auf und nahm die Tasse entgegen, aus der ich mehrere Schlücke zitternd trank. Schnell nahm mir Levi die Tasse wieder ab, damit ich sie nicht verschüttete.

"Ich muss zum Training.", sagte Levi entschuldigend und stand auf. Sofort erhob ich mich ebenfalls.
"Du bleibst hier.", sagte er streng.

"Nein, Levi, ich komme mit.", ich erhob mich und wankte einen Augenblick, ehe ich gerade stand und zum Kleiderschrank ging, um mir Sachen raus zu suchen.

"Du hast seit Wochen nicht mehr essen können, ohne dass es dir wieder hochkam. So wirst du bestimmt nicht mit kommen!", wütend schnappte er mir die Sachen aus der Hand und stopfte sie zurück in den Schrank. Dabei war es sogar egal, dass sie nicht ordentlich drin lagen.

"Ich lass dich nicht alleine, solange Zeke-"

"Zeke ist nicht hier!"

"Aber er wird kommen, Levi!"

"Das weißt du nicht. Seit Vier Wochen erwartest du das Schlimmste, doch es ist nichts geschehen."

"Ich weiß, dass er kommen wird. Ich habe es dir doch erklärt! Es war kein Zufall!"

"Und wenn doch?"

"WAR ES NICHT!!", wütend knallte ich meine Faust gegen die Schranktür. Ich begann wieder zu wanken, doch ich merkte, dass es stärker war als es morgens der Fall war.
Sofort spürte ich Levis Arme um mich und ich spürte, dass es nicht normaler Schwindel war.

"Was hast du getan, Levi?", fragte ich schwach.

"Schlafkräuter. Du brauchst unbedingt mal ein wenig Ruhe."

"Nein, Levi...", hauchte ich und ich spürte Panik zu meiner Müdigkeit dazu kommen. "Bitte..Levi..tu das nicht.." Ich spürte Tränen meine Wange herunter laufen.
Die Panik wurde von meiner Müdigkeit unterdrückt.

"Wenn du aufwachst, werde ich wieder hier an deinem Bett sein.", hörte ich noch, bevor mich die Müdigkeit übermannte.




Ich hörte Schreie, konnte mich aber noch nicht bewegen. Ich hörte das Klirren von Glas und das Einstürzen von Mauerwerken.
Ich zwang mich die Augen zu öffnen und ich sah verschwomme Umrisse des dunkelen Zimmers.
Schwankend setzte ich mich auf und ich hatte wieder das Bedürfnis mich zu Übergeben, doch ich versuchte es zu verdrängen.
Irgendwas war da draußen los.

Ich stolperte zur Tür und riss sie auf. Die Schreie wurden lauter. Ich hangelte mich an der Wand entlang und versuchte nicht zu stolpern.
Immer mehr Zivilisten kamen mir entgegen gelaufen und ich wusste, dass es genauso war wie damals, als ich hier her kam.
Ich wusste, dass ein riesiger Affe vor den Mauern stand und die Stadt gefährdete.

So schnell es mir Möglich war verließ ich das Gebäude.Ich sah mich um und stellte fest, dass die Stadt zu einem Trummerhaufen geworden ist. Ganze Gebäude lagen zerstört zerstreut. Unter ihnen lagen Menschen und Körperteile.

"[Y/N]!!", hörte ich meinen Namen. Ich drehte mich um und sah Jean mit seinem 3DManöver auf mich zu fliegen.

"Jean, bring mich zu Levi!", befahl ich ihm.

"Nein, der Hauptgefreite hat gesagt, wir sollen dich in Sicherheit bringen!" Erst jetzt sah ich, dass auch Conni und Sasha bei ihm waren.

"JEAN! Bring mich zu ihm!", knurrte ich.

"Sorry, Kleine." er umfasste mich um die Hüfte und zusammen schossen wir über die Dächer. "Aber ich habe mehr angst vorm Hauptgefreiten, als vor dir."

Ich sah mich um und tatsächlich konnte ich am Rand der Mauer den riesigen Tiertitan entdecken. Sofort quoll Wut in mir auf und vergessen waren meine wochenlangen Schlaflosigkeiten.
Ich beugte mich vor und biss Jean so fest ich konnte in den Arm. Er schrie auf und ließ mich los, sodass ich richtung Boden fiel. Sofort biss ich mir auf die Zunge und die wohlbekannte Elektrizität umfing mich.

In meinem Titanenkörper rannte ich so schnell ich konnt zu der Mauer. Diesmal war es mir egal, ob ich Zivilisten traf oder Gebäude zerstörte. Ich musste sicher gehen, dass es Levi gut ging.

Ich rannte auf den Affen los und schlug ihn so fest ich konnte mit meiner Faust ins Gesicht. Er hatte mich nicht kommen sehen, weswegen er die volle Wucht meiner Wut abkriegte.

Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und taumelnd stürzte er zu Boden.

"[Y/N]! WAS TUST DU HIER VERDAMMT?!", Levi war auf meine Schulter gekommen und ich spürte, wie mir ein Stein von Herzen fiel, als ich sah, dass er lebte.

Doch lange konnte ich mich nicht freuen, denn Zeke stand schon wieder auf. Er sah zu mir und grinste:
"Da bist du ja endlich..."
Dann schrie er einen fürchterlichen Schrei aus und auf sein Kommando kamen noch mehrere dutzend weitere Titanen über die Mauer gesprungen.

Ich merkte, dass Levi genauso geschockt war wie ich. Er brüllte seinen Soldaten anweisungen zu. Alle Titanen kamen auf mich gestürzt. Sie bissen mir in die Beine und rissen mir riesige Brocken meines Fleisches hinaus.

Ich schlug um mich, doch immer wenn ich das Gefühl hatte, dass ich einen los geworden war, kamen mindestens zwei weitere dazu.
Erschöpft sackte ich zu Boden. Ich spürte wie sie die Titanen sofort auf meinen Nacken stürzen wollten, weswegen ich meine Hände schützend drüber hielt.

Sie bissen mir gerade Teile aus meinen Armen hinaus, als ich spürte, wie ein Titan nach dem nächsten zu Boden ging. Im Augenwinkel sah ich, wie Levi einen nach den Anderen Titanen tötete.
Ich musste nur etwas durchhalten, dann würde Levi mich retten und wir könnten Zeke ein für alle Mal erledigen.
Es ging noch ein Titan zu Boden.
Dann noch einer.
Und noch einer.

Durch eine freie Lücke konnte ich zu Zeke sehen, der seine riesigen Hände mit Steinbrocken gefüllt hatte. Laut schrie ich auf, um Levi zu warnen, doch es war zu spät. Ich sah wie die Brocken in einem enormen Tempo auf uns zu flogen. Levi wandt noch seinen Kopf zur Seite, doch dann traf ihn ein Gesteinsbrocken, mit dem er weg geschleudert wurde.

Geschockt sah ich ihm nach, doch ich sah Levi nicht mehr.
Das konnte nicht wahr sein.
Levi war nicht tot.
Er konnte nicht tot sein.

Wieder schrie ich auf und ich merkte, wie die Titanen begannen von mir abzulassen. Aus jeder einzelnen Wunde stieg Dampf aus, das bedeutete, ich begann zu heilen.
Ich atmete ein paar Mal tief durch und stellte mich dann auf meine Füße.

Ich betrachtete dieses riesige Affengesicht und schrie ein weiteres Mal aus Leibeskräften. Die Titanen stellten sich neben mich und liefen auf den Affen zu...

~Levi X Reader ~In der Vergangenheit vergessen // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt