~Levi X Reader ~In der Vergangenheit vergessen // ABGESCHLOSSEN//

Feigheit

Sanftes Vogelgezwitscher holte mich aus meinem Schlaf. Langsam öffnete ich die Augen und das Erste, was ich feststellte, war, dass ich alleine im Bett lag.

Irritiert sah ich mich um, doch Levi war nicht hier.
Ein kleiner Zettel neben mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Bin bei Erwin.
Sehen uns beim Frühstück.
-L

Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich stand auf und schlenderte ins Bad, um mich zu duschen. Danach zog ich mir meine Sachen an. Ich wollte so schnell wie möglich wieder zu Levi.

Während ich mir meine Weste zu machte, merkte ich, wie ich nervös wurde.
Wie sollte ich ihn begrüßen? Wenn wir uns beim Frühstücken vor allen Leuten erst sehen sollten.
Ich biss mir unsicher auf meine Unterlippe. Keinesfalls würde ich ihn vor allen küssen. Ich würde mich einfach zu ihn setzen und abwarten.

Ich blickte noch einmal in den Spiegel und wollte gerade hinaus laufen, als mein Blick an meinem Hals hängen blieb.
Verdammt. Dieser Idiot hatte mir einen riesigen Fleck am Hals hinterlassen.
Hektisch sah ich mich um. Ich brauchte irgendwas, womit ich es verdecken konnte, konnte jedoch auf die Schnelle nichts finden.
Kurz überlegte ich, ob ich in Levis Schrank nach irgendwas brauchbaren suchen sollte, entschied mich jedoch dagegen.

Ich öffnete meine zusammen gebundenen Haare und verdeckte so meinen Hals. Das war eine beschissene Improvisation, doch was besseres hatte ich momentan nicht.

Ich atmete noch einmal tief durch, verließ endlich das Schlafzimmer und ging zum Speisesaal. Ich strich mit meinen nassen Händen über meine Jeans, bevor ich eintrat.
Wieso war ich so verdammt nervös?

Ich drückte die Türklinke runter und trat so selbstbewusst wie möglich hinein. Sofort suchten meine Augen die Levis und schnell wurden sie fündig. Er saß am Frühstückstisch, trank seinen Tee und unterhielt sich... mit Petra.

Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand einen kalten Eimer Wasser über den Kopf geschüttet. Gestern noch einen vorgegaukelt, er würde nur mir gehören, bla,bla,bla. Und jetzt saßen sie gemütlich zusammen und frühstückten.
Meine Nervosität war wie weggeblasen und ich stellte mich entspannt an die Essensausgabe. Ich nahm mir mein Tablet, drehte Levi den Rücken zu und setzte mich neben Sasha zu Eren, Armin, Mikasa und Jean.

"Guten Morgen!", freute sich Armin, als ich gegenüber von ihm Platz nahm. Von meiner Position her konnte ich Levi im Auge behalten.
Ich war stinksauer auf ihn.

"Morgen.", antwortete ich knapp.

"Oh, schlechte Laune?", fragte er vorsichtig und ich schenkte ihm darauf nur einen genervten Blick, der ihn sofort zum wegsehen brachte.
Ich seufzte leise. Er konnte ja nichts dafür.

"Ja, tut mir leid.", entschuldigte ich mich für mein Verhalten.

"Bist du heute beim Training wieder dabei?", wechselte Eren das Thema und sah zu mir. " Der Hauptgefreite wird uns heute wahrscheinlich richtig hart ran nehmen, bevor es dann morgen zur Expedition geht."

"Ja, heute trainiere ich wieder mit. Es sei denn Hanji ist noch was eingefallen, was sie gerne mit mir anstellen möchte.", nuschelte ich den letzten Teil, was Eren zum auflachen brachte.

"Ich hoffe doch nicht.", strahlte er.

Wir aßen noch gemeinsam auf und gingen dann zum Trainingsplatz. Peinlich genau achtete ich darauf, nicht noch mal nach Levi zu suchen.
Am Platz angekommen, stand Levi bereits und wartete. Petra und die restliche Idioten seiner möchtegern Eliteeinheit ebenfalls.
Ich reihte mich neben Eren und wir salutierten.

"Aufwärmen. 70 Runden.Los.", befiehlte Levi und wir rannten sofort los.
Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, doch ich ignorierte es. Sollte der Idiot doch machen, was er wollte. Er hätte sich die letzte Nacht sparen können, wenn er den Morgen mit einer Anderen verbachte.

Grüne Augen rissen mich aus meinem innerlichen Monolog, als Eren rückwärts vor mir her joggte.

"Jäger. Umdrehen!", motzte Levi gleich und Eren tat wie ihm befohlen. Trotzdem blieb er neben mir.

"Du schaust schon den ganzen Morgen, als würdest du gerne jemanden umbringen. Alles ok bei dir ?", fragte Eren vorsichtig.

"Ja..", nuschelte ich nur und wir wussten beide, dass es eine Lüge war.

"Hey, hast du dich geprügelt?", hörte ich Eren fragen und ehe ich etwas dagegen tun konnte, spürte ich , wie er meine Haare zur Seite schob und sich meinen Fleck am Hals ansah.

"Nein.", antworte ich und ich lief noch einige Schritte, bis ich sicher war, dass wir in Levis Hörweite waren, ehe ich fortfuhr: "Ich glaube mich hat heute Nacht irgendein Insekt gestochen."
Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Levi seine Hände Fäusten ballte und ich genoss die Genugtuung.

Nachdem wir unsere Runden beendet hatten, versammelten wir uns wieder auf dem Gelände und ein ziemlich pissiger Hauptgefreiter stellte sich vor uns.
"Nahkampftraining. Sucht euch einen Partner."

Sofort glitten meine Augen zu Petra. Zu gerne würde ich ihr eine reinhauen, doch Levi unterbrach meine Rachegedanken:

"Jäger! Du trainierst mit [Y/N]!"
Ich sah entsetzt zu Levi, der mir stur in die Augen sah. Ich konnte meine gesammelte Wut doch nicht an Eren raus lassen.

Doch er schaute kurz entschuldigend zu Mikasa, mit der er eigentlich trainieren wollte und stellte sich vor mich.
Er hob bereit seine Arme und ich tat es ihm seufzend nach. Levi würde nacher etwas erleben...

Eren und ich trainierten, doch wir merkten, dass keiner von uns den anderen ernsthaft verletzten wollten, also kämpften wir nur mit halber Kraft. Dies entging Levi natürlich nicht, weswegen er uns aufforderte das Training ernst zu nehmen, wenn wir an der morgigen Mission teilnehmen wollten.
Das ließ sich Eren nicht zweimal sagen und ich spürte, dass er nun mehr wumms hinter seinen Schlägen legte.

Als Levi unsere Pause einläutete, half mir Eren vom Boden auf. Wir hatten beide den ein oder anderen Schlag abkassiert, jedoch wurden wir immer noch von Levi im Auge behalten.

"Sorry, aber ich glaube unser Hauptgefreiter kann mich in letzter Zeit noch weniger leiden..", entschuldigte er sich bei mir.

"Wenn du wüsstest..", nuschelte ich nur, doch leise genug, sodass er es nicht hören konnte.
Wir machten ein paar Minuten verschnaufspause und danach trainierte ich, nach Levis Anordung, mit Mikasa weiter. Sie war im Nahkampf viel erbarmungsloser als Eren und als endlich die Sonne unterging, hatte ich noch einige Blessuren dazu bekommen.

Wieder im Speisesaal setzte ich mich zu meinen Freunden an den Tisch und ignorierte Levi, dem Petra wieder ein Ohr abzulabern schien.
Müde schob ich Sasha meine Reste rüber, da ich einfach zu erschöpft zum Essen war.
Ich verabschiedete mich von den Anderen und stolzierte aus dem Raum, ohne mich umzusehen. Doch ich nahm Bewegung im Augenwinkel am Tisch der Kommandanten wahr und wusste, dass Levi mir folgte.

Ich ließ die Zimmertür offen und wenige Augenblicke später betrat Levi das Zimmer. Ich verschrenkte die Arme vor meiner Brust und funkelte ihn wütend an:
"Was sollte das heute?", zeterte ich los.

"Das gleiche wollte ich dich fragen." Auch er funkelte mich wütend an und stand mir bedrohlich nahe.

"Ich habe nichts getan und du benimmst dich wie ein Psychopath!", hielt ich ihn vor.

"Ach nein? Du warst es doch, die direkt zu Jäger gerannt ist beim Frühstück."

"Ach hätte ich mich vielleicht lieber zu dir und Petra", ich sprach den Namen aus, als wäre es eine widerliche Seuche. "setzen sollen?"

"Wäre eine Option. Dann hätten wir die Fronten gleich regeln können. Ich hätte nämlich unsere letzte Nacht nicht verheimlicht und dämliche Ausreden erfunden. Ich meine, ein Insektenstich? Ist das dein Ernst?", auffordernd sah er mich an und musste weg sehen.

Verdammt. Er hatte ja recht. Ich war blind vor Eifersucht gewesen. Wenn ich ihn mit Petra zusammen sah, konnte ich nicht mehr klar denken.

Ich seufzte leise.
"Tut mir leid.", nuschelte ich leise. "Als ich dich da neben Petra gesehen habe, habe ich nur noch Rot gesehen."
Vorsichtig sah ich wieder zu ihm und sein Blick hatte sich gemildert. Er überwand den Abstand zwischen uns und schloss mich in seine Arme.

"Wir werden es besser machen.", flüsterte er. "Ab morgen werden wir hinter der Mauer sein und Tag und Nacht mit den Anderen unterwegs sein. Da werden wir jedem Klar machen, dass wir zusammen gehören." Er küsste mich auf die Stirn und ich schloss genussvoll die Augen.

"Bis dahin..", unterbrach er die Ruhe. "Werden allerdings noch der ein oder andere Stich dazukommen!"

Ich lachte als er mich auf das Bett schubste und sich sofort über mich beugte, um seine Lippen auf meinen Hals zu drücken...