Das Gefühl

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Ich wurde vor den ersten Sonnenstrahlen wach und sah mir erst mal einen Moment um, bis ich Levi mit dem Kopf auf den Schreibtisch liegend schlafend sah.
Er würde noch ernste Rücken Probleme kriegen, wenn er nicht in einem Bett schlief.
Aber das war nicht mein Problem.

Ich stand auf und streckte mich kurz. Danach verschwand ich im angrenzenden Badezimmer, um mich zu duschen. Ich ließ mir schön Zeit und genoss das warme Wasser auf meinen Körper und spürte wie sich augenblicklich meine Muskeln entspannten.

Ich trat gerade aus der Dusche und griff nach meinem Handtuch, als die Tür stürmisch aufgerissen wurde.

Levi stand im Türrahmen und starrte mich entsetzt an.
Mit einem bitterbösen Blick starrte ich zurück, wickelte mein Handtuch ums meinen Körper und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich splitterfasernackt vor Levi stand.

"In der Unterwelt hattest du zumindest noch genug Manieren, um zu klopfen, bevor man einen Raum betritt. Legt man hier keinen Wert darauf?", knurrte ich und ließ ihn immer noch nicht aus den Augen.

"Ich dachte du wärst abgehauen.", zuckte er mit den Schultern, drehte sich wieder um und verließ das Bad. Arschloch....

Wieder angezogen betrat ich unser gemeinsames Schlafzimmer.
"Wir könnten ein zweites Bett gebrauchen. Du wirst noch Probleme bekommen, wenn du nur auf Stühlen oder am Schreibtisch schläfst."

"Dann kannst du ab heute auf der Erde schlafen."

"Das kannst du vergessen."

"Besser dein Rücken der leidet, als meiner. Und wirklich nett von dir, dass du dir Sorgen um meine Gesundheit machst."

"Das hat nichts mit Sorge zu tun. Solange ich unter deinen Fittiche stehe, musst du überleben. Und wenn du vom Titan gefressen wirst, weil du es im Kreuz hast, hätte ich wirklich ein Problem.", erklärte ich ihm.

"Wir kriegen kein 2. Bett, wir werden uns arrangieren müssen.", mit diesen Worten stand er auf und lief zur Tür hinaus.

Nachdem ich wie angewurzelt stehen geblieben bin, tauchte Levis Kopf wieder im Türrahmen auf und sagte im genervten Ton:
"Solange du keine anderen Befehle von mir erhältst, folgst du mir unauffällig."

Wieder lief er los und am liebsten wäre ich ihm von hinten an den Hals gesprungen und hätte ihn erwürgt. Doch da er ein Jahr überleben musste, schluckte ich meinen Stolz hinunter und folgte ihm.

Er lief in den Speisesaal, der um die Zeit noch relativ leer war, stellte sich an die Essen Ausgabe und setzte sich dann an einen Tisch zu Hanji und Erwin.
Ich tat ihm alles nach, was mich viel Überwindung kostete. Wie gesagt, wenn es nach mir ginge, wäre er tot.

Hanji rückte mit ihren Stuhl direkt 10 cm näher, als ich mich neben sie und gegenüber von Levi setzte.

"Und wie hast du geschlafen? Sind deine Verletzungen wieder verheilt? Hast du geträumt? Wenn ja warst du in deinem Traum ein Mensch oder ein Titan?", überfiel sie mich gleich mit fragen.

"Vierauge, lass sie in Ruhe.", knurrte Levi.
Hanji zog eine Schmolllippe, hielt aber den Mund. Nicht aber, ohne jede meiner Bewegungen genau zu beobachten.

"Was steht heute auf den Plan?", fragte ich Erwin, damit ich von Hanji abgelenkt war.

"Normales Training mit Levi.", antwortete er knapp, was mich die Augen verdrehen ließ.

"Du kannst auch mich gerne begleiten, ich habe viel spannender Sachen vor, als zu kämpfen und zu trainieren.", bot mir Hanji direkt ein.

"Nein, danke.", sagte ich leise und ich begann mich auf mein Frühstück zu konzentrieren.

Nach dem Essen liefen Levi und ich zum Trainingsplatz, wo die anderen bereits auf uns warteten. Ich reihte mich in die Reihe der Soldaten ein und nahm die gleiche Haltung ein.

" In wenigen Tagen beginnt die geplante Expedition, dafür müsst ihr vorbereitet sein. Zum Aufwärmen läuft ihr 50 Runden über das Feld."

"Jawohl!", riefen alle synchron und begannen zu laufen.
Ich wusste nichts von einer Expedition, es schien bereits geplant worden zu sein, bevor ich aufgetaucht war. Doch da ich bei Levi bleiben musste, würde ich dabei sein.

Ich spürte wie die anderen Soldaten mit viel Abstand neben mir her liefen. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, waren sie bei meinem Kampf mit dem Affen dabei und sie schienen mich für gefährlich zu halten.
Noch ein Grund mehr, nach dem einen Jahr von hier zu verschwinden. Irgendwohin wo mich keiner kannte und ich ein neues Leben starten konnte.

Nach den 50 Runden teilte uns Levi in zweier Teams ein, um unser Nahkampf zu trainieren.
Meine Gegnerin hieß Petra Ral.

Sie stellte sich mir breitbeinig gegenüber und hob ihre Hände zu Fäusten.

"Nur weil du eine Sonderbehandlung vom Captain bekommst, heißt das nicht, dass ich dich verschone.", zischte sie mir entgegen.

Ich hob eine Augenbraue.
"Eifersüchtig?", grinste ich ihr entgegen und bevor Levi das startsignal gab, trat sie nach mir. Ich blockte ihren Tritt ab.
Sie holte mit ihrer Faust aus und schoss mit ihr Richtung Magen. Ich packte ihren Arm und drehte sie mitsamt ihres Körpers um, sodass mir den Rücken zu kehrte und ich ihren Arm auf den Rücken verschenkte.

"Ich glaube Levi steht nicht auf schwächlinge.", flüsterte ich ihr ins Ohr, um sie zu provozieren. Ich schubste sie nach vorne und sie stolperte ein paar Schritte. Sie drehte sich schnell wieder um, um wieder schreiend auf mich zu zu rennen.

Ich trat einen großen Schritt zur Seite und ließ sie ins Leere rennen.
"Komm schon, das ist lächerlich.", sagte ich in Levis Richtung.
Petra griff mich von hinten an und bevor sie mich traf, duckte ich mich und zog ihr mit meinem Bein die Füße weg.
Sofort lag sie flach auf der Erde und hielt sich ihren Arm, auf den sie gestürzt war.

Levi kam zu uns. Er ging vor Petra in die Hocke.
"Geh damit zu Hanji und lass sie einen Blick drauf werfen.", sagte er ihr sanft und sofort überkam mich ein Gefühl, was ich so noch nicht gespürt habe.
Eifersucht. Das was ich Petra vorgeworfen habe.
Ich beobachtete wie er ihr aufholf und sie nur kurz nickte, ehe sie den Platz verließ.

Ich ballte meine Fäuste und sah ihr hinterher.

"Du wirst gegen mich kämpfen.", sagte Levi ruhig und ich sah zu ihm, während er sich das Cape auszog.
Zu der Eifersucht kam endlich wieder meine wohlbekannte Wut auf ihn.

Kaum hatte er das Cape zur Seite gelegt, stürzte ich mich auf ihn und versetzte ihm den ersten Schlag. Keinen Augenblick später spürte ich den ersten Schmerz an meiner Rippe. Und danach auf der anderen Seite.
Doch die Schmerzen waren nichts im Vergleich zu dem Hass der in mir aufkam.

Wie ich es hasste, dass er mit Petra so um ging, wie er es mit mir getan hatte.
Wie ich es hasste, dass diese dumme Eifersucht aufgetaucht ist und ich nichts dagegen tun konnte.
Ich hasste meine Gefühle.
Ich hasste ihn dafür, was er mir angetan hat.
Ich hasste ihn dafür, dass er mich vergessen hat.

Ich spürte eine heftigen Schlag gegen meine Schläfe, die mich taumeln und umstürzen lies.
Ich hatte nicht gemerkt, dass der Kampf weiter ging und wir von allen Soldaten beobachtet wurden.

Ich lag keuchend am Boden und sah zu Levi hoch. Er hatte eine kleine Schramme über seiner Augenbraue, doch wirkte sonst noch sehr fit.

Er reichte mir seine Hand, um mir hoch zu helfen, doch ich ignorierte sie und stand alleine auf.

Ohne mich noch einmal umzudrehen verschwand ich vom Trainingsplatz.

~Levi X Reader ~In der Vergangenheit vergessen // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt