Mission II

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Ich blickte nur stur auf den Boden, als ich die Küche betrat, indem die anderen bereits saßen. Ich konnte Eren nicht in die Augen schauen und wenn ich daran dachte, wovon er letzte Nacht vermutlich unfreiwilliger Zeuge bzw. Zuhörer geworden ist, trieb es mir die Schamesröte ins Gesicht.

Levi stellte mir eine Schale Müsli vor mich, die ich dankend aß.
Verdammt, ich hatte das Gefühl zu verhungern.
Nachdem ich die Schale leer hatte, sah ich rüber zu Levis Teller. Er hatte verschiedenes Obst und ich spürte wie sich die Sabber in meinem Mund bildete, als ich einen perfekt geschnittenen Apfel sah.

"Willst du was?", fragte Levi, dem mein hungriger Blick natürlich nicht entgangen war.
Ich grinste verlegen und nickte, eher er mir seinen Teller zu mir schob.
Ich griff nach einem der Äpfel und hatte beinah aufgestöhnt als ich reinbiss, so lecker war er.

Ich nahm mir noch zwei weitere Apfelstücke und stellte dann enttäuscht fest, dass nun auch sein Teller leer war.

Also standen wir auf und räumten das Geschirr weg. Mikasa und Eren spülten noch das Geschirr, während der Rest begann die Pferde zu satteln.

Pünktlich zum Sonnenaufgang ritten wir los.
Wieder begegneten wir einigen Titanen und es wurde immer schwieriger ihnen nur auszuweichen.
Ich hörte wie Levi Mikasa beauftragte den von rechts auf uns zu kommenden abnormen Titanen zu töten, da sie am nächsten dran war.

Ich sah ihr dabei zu und plötzlich erschrak ich.
Der Titan hatte die selben Augen, wie ein Junge, den ich von Zeke kannte. Und während er zu Boden fiel, erkannte ich nun auch, dass er die selbe Haarfarbe hatte. Ein leuchtendes Rot.

"Levi!", schrie ich auf und galloppierte zu ihm.
"Der abnorme war einer von Zekes!", teilte ich ihm gleich meiner Erkenntnis mit.

"Bist du dir sicher?"

"Ja."

"Erkennst du sonst noch etwas anderes?", fragte er.
Ich sah mich genauer um. Es war eine riesige Wiese, die wir gerade überquerten.
Am Horizont erschien ein Waldstück, jedoch nichts, was Erinnerungen in mir wach rief.

"Nein, ich glaube nicht."

"Vielleicht war es nur Zufall, dass der Titan hier aufgetaucht ist.", überlegte Levi laut.

Wir ritten noch weiter, ehe wir im Schutz der Bäume im Wald eine Pause einlegten.

Unruhig sah ich mich um. Auch wenn Levi es als Zufall abstempelte, fand ich komisch, diesen Abnormen hier zu entdecken.
Während Armin sich stöhnend gegen einen Baum lehnte, sah ich mich genauer um.
Es sah aus wie ein gewöhnlicher Wald. Ich konnte nichts sonderbares entdecken.

Die Pferde begannen mit den Hufen zu scharren und sofort waren alle in Alarmbereitschaft.
Wir banden die Pferde los und stiegen auf.

Wir galoppierten los und schauten uns aufmerksam um.
Langsam begann der Boden zu beben, doch durch den dichten Wald konnten wir nicht weit genug sehen.

Das Beben wurde immer stärker und ein Titan rannte auf uns zu. Mit unseren 3DM schossen wir in die Bäume.
Levi erledigte den Titanen.
Das Beben ließ allerdings nicht nach. Wir sausten weiter durch die Bäume.
Immer wieder kamen uns Titanen entgegen und je weiter wir in den Wald liefen, desto mehr wurden mir.

Und plötzlich kapierte ich, was hier los war.
So schnell ich konnte schoss ich nach vorne zu Levi. Ich packte ihn, sodass wir auf einem Ast landeten.
Ich deutete den Anderen stehen zu bleiben. Levi wollte gerade den Mund aufmachen, doch ich drückte ihm meine Hand auf den Mund.

Ich sah mich genau um. Wir waren umzingelt von Titanen, sie beachteten uns nicht, doch sie waren da. Ich spürte sie.

"Wir müssen hier weg.", flüsterte ich so leise wie möglich. Meine Herz hämmerte gegen meine Brust. Wir hätten niemals hier her kommen dürfen. Es war zu gefährlich. Wir waren zu wenige und zu schwach, um diesen Ort zu betreten.

Vorsichtig zog Levi meine Hand von meinem Mund.

"Was soll das?", flüsterte er genauso leise, aber wütender.

"Hier ist.. Das Labor."

Levi schien kurz außer Fassung, besann sich aber dann gleich wieder. Er blickte einen Moment ins Leere.

"Tch.", machte er genervt. Dann gab er ein Zeichen, welches den anderen Mitgliedern verdeutlichte, dass wir den Rückzug antraten.

Ich sah Unverständnis bei den anderen, doch sie taten wie befohlen.
Ich war erleichtert. Meine Hände zitterten immer noch. Ich hatte niemals gewollt, dass Levi auch nur in die Nähe, dieses Ortes kam. Und auch die anderen nicht.
Vor Wut ballte ich meine Hände zu Fäusten. Wie dumm von mir, dass ich es erst so spät bemerkt hatte.

Wir erreichten die Pferde, die am Waldrand warteten.
Wir setzten uns auf und ritten wieder zurück zur Burg.

"Levi, warum haben wir uns zurück gezogen?", Auruo war neben Levi geritten und auch die restliche Elite war dazu gekommen, weil sie es auch nicht verstehen konnten.

Levi erklärte ihnen Grob, in welchen zusammenhang ich zu diesem Ort stand und dass wir zu wenige waren, um dort weiter einzudringen.

Petra sah zu mir.
"Du bist von hier damals zu uns gekommen.", fragte sie skeptisch "und hast erst kurz bevor wir angekommen sind, erkannt wo wir überhaupt sind?"

"Zeke und ich haben damals einen anderen Weg genommen.", gab ich als Antwort. Und es stimmte. Der Wald befand sich hinter dem Labor. Ich bin nie da drin gewesen, von daher habe ich es nicht sofort erkannt.

Wir ritten schweigend nebeneinander her und erst lange nach Sonnenuntergang, erreichten wir die Burg. Wir brachten die Pferde in den Stall und Levi teilte gerade die Leute ein, die die Umgebung sichern sollten.

"Ich gehe freiwillig.", meldete ich mich sofort und ging auch direkt los.

Ich lief am Rand der Burg entlang und blickte an den Horizont. Weit und breit kein Titan in Sicht.
Ich hatte ungefähr die Halbe Burg umrundet, als ich in jemanden rein lief.

"Au! Entschuldige [Y/N]!! Ich hätte besser aufpassen sollen!", vor mir stand Armin.

"Schon gut, ich hab ja selber auch nicht aufgepasst.", sagte ich und lächelte ihn zaghaft an.

Schweigend blickten wir einen Moment an den Horizont, wo der Mond in voller Pracht am Himmel stand.

"Dieser Ort... Er muss schrecklich gewesen sein.", flüsterte Armin leise und ich wusste, dass er das Labor mit den Titanen meinte.

"Ja. Das war er."

"Ich habe dich noch nie so blass gesehen, wie vorhin. Es hat dir Angst gemacht, oder?"

"Es ist kein Ort, an denen man seine Freunde und liebsten haben möchte.", ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, doch ich versuchte sie wegzublinzeln.

"Hey, nicht weinen!", sagte Armin überfordert und streichelte mir unbeholfen über meine Schulter.
"Wir haben es ja schließlich sicher da weg geschafft!", versuchte er mich aufzumuntern.

"Arlert! Lassen Sie die Finger von ihr!" , hörten wir es hinter uns knurren und Armins Hand war sofort von meiner Schulter runter.

"J-jawohl, H-haup.... HAUPTGEFREITER!", er salutierte noch, ehe Armin sich so schnell wie möglich umdrehte und von hier verschwand.

"Tch. Also wirklich. Erst Jäger und jetzt Arlert?", zog Levi mich auf und strich mir eine Haarsträhne zurück.

"Ich könnte auch niemals, irgendwas vor dir Verheimlichen. Dir entgeht einfach nichts-", ich stockte und plötzlich fiel mir ein, warum ich immer noch das Gefühl hatte, dass irgendwas nicht stimmte.
Levi war nicht der einzige, dem nie etwas entging. Zeke war genauso. Er kannte sein Reich und bemerkte jede Kleinigkeit. Dass der Abnorme uns angegriffen hat und dass ich ihn erkannt hatte, war kein Zufall. Und dass wir aus seinem Gebiet fliehen konnten, war nur, weil wir es sollten.

Er hatte gewusst, dass wir kommen würden. Er wusste, dass wir sein Versteck gefunden hatten. Er wusste, dass ich es erkennen würde. Und dass wir von dort fliehen konnten, hatten wir nur zu verdanken, dass er es so wollte.
Und das bedeutete, dass alles genauso lief, wie er es geplant hatte.

Wir saßen in seiner Falle.

~Levi X Reader ~In der Vergangenheit vergessen // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt