Kapitel 15

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Rita (auf dem Hauptschiff der Flotte „Hope")

In Ritas Innerem herrscht Chaos. Sei weiß nicht was sie unternehmen soll, kann aber nicht den Kindern sagen, dass sie keinen Ausweg weiß. Das kleine Mädchen, welches gerade abgeholt wurde, sitzt wieder in einer der Zellen, hat die Augen geschlossen und den Kopf gegen den zentralen Pfosten gelehnt. Dabei sieht sie irgendwie viel älter aus als sie in Wirklichkeit ist. Auch einige der anderen Kinder schlafen. Einige haben sich in den Schlaf geweint, obwohl Rita ihr Bestes getan hat um sie zu beruhigen. Allerdings hat es nicht so gut geklappt. Sie selber sitzt in der hintersten Ecke und hat die Beine nah an den Körper gezogen. Dabei hat sie die Arme um die Beine geschlungen. Ihr brummt der Kopf vom vielen Nachdenken. Um sich zu beruhigen atmet sie tief durch. Sie öffnet die Augen und sieht sich um. Was ein Fehler ist. Denn augenblicklich scheint es, als würden die Wände immer näher kommen und Rita zu erdrücken. Automatisch stockt ihre Atmung. Gerade als sie das Gefühl hat, dass sie beinahe ersticken muss kommt wieder der uniformierte Mann und holt diesmal sie selber ab.
„Der Chef will dich sprechen.", sagt er während er ihre Hände auf dem Rücken zusammen bindet. Und damit sie auch auf keinen Fall abhauen kann wird sie von drei weiteren Männern flankiert. Mit einen Seitenblick registriert sie, dass sie überhaupt keine Chance hat zu entkommen.

Der Weg zu dem Chef dauert nach Ritas Zeitgefühl, was sie schon längst verloren hat, zu lange. Glücklicherweise kommen sie dennoch an. Der Typ, der sie gefesselt hat, öffnet die Tür auf und stößt Rita herein bevor er ihr die Fesseln abnimmt. Dann schließt er die Tür und lässt Rita somit alleine im Raum. Stumm sieht sie sich um. Der Raum scheint eine Art Büro zu sein. Links und rechts stehen jeweils zwei Regale an den Wänden. Sie sind mit allerlei Zeug vollgestopft. Mehrere Bücher, Karten und Papierrollen sind darin untergebracht. Außerdem sind in den Regalen auch noch einige Gegenstände verstaut. Aber den meisten Platz im Raum nimmt der Schreibtisch ein. Auf ihm liegen mehrere Papiere und auch eine Karte. Rita macht einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Auf der Karte sieht sie einige Orte rot angemalt. Unter anderem sind auch Manchester und London gekennzeichnet. Sie ist so in die Papiere vertieft, dass sie nicht bemerkt, dass der Kapitän den Raum betritt. Er stellt sich leise hinter sie und beugt sich ebenfalls über die Papiere.
„Interessant, nicht?", fragt er. Augenblicklich zuckt Rita zusammen und dreht sich beschämt zu ihm um.
„Ich...ich...", stammelt sie. Dann betrachtet sie den Kapitän genau.
„Was tust du denn hier?", fragt sie augenblicklich gereizt. Er sieht sie nur fragend an.
„Was meinst du?", fragt er während er sich auf den Sessel hinter dem Tisch fallen lässt.
„Das weißt du ganz genau, Jordan.", sagt sei fauchend. Er sieht sie nur an.
„Setz dich.", er zeigt auf den Stuhl. Doch sie schüttelt den Kopf. „Danke ich verzichte."
„Woher..."
„Woher ich deinen Namen kenne?", unterbricht sie ihn. „Das liegt wohl daran, dass ich deine Schwester bin!", erwidert sie. Der Kapitän, Jordan, sieht sie überrascht an.
„Ich habe eine Schwester?", fragt er überrascht. Rita beobachtet ihn ganz genau. Dabei hat sie den Eindruck, dass er es ernst meint und wirklich keine Ahnung von ihr hat.
„Woher kennst du mich?", fragt er. Jetzt sich Rita doch und sieht ihn an.
„Mom hat mir von dir erzählt. Als ich ein Kind war hat sie mir immer erzählt wie du damals abgehauen bist. Sie meint, dass du dich einen Dreck um sie geschert hast.", sagt sie schließlich.
„Mom hat dir das gesagt? Sie hat dir nicht den wahren Grund meines Verschwinden erzählt?", hakt er nach.
„Was ist denn der wahre Grund deiner Flucht?"
„Ich war vielleicht so alt wie du, als..."

Draußen herrscht die dunkelste Nacht die Jordan je erlebt hat. Weder eine Eule noch irgendein Vogel macht auf sich aufmerksam. Nur ab und zu hört man eine Grille rufen, aber auch nur, wenn man ganz still ist. Jordan sitzt auf seinem Bett in einem einfachen Bauernhaus. Seine Eltern schlafen in ihrem Schlafzimmer. Er kann das Schnarchen seines Vaters durch die dünne Wand hören. Neben ihm steht auf dem Bett eine fertig gepackte Tasche, nicht dass er viel zu packen hätte dennoch ist die Tasche ganz schön schwer. Er atmet noch einmal tief durch dann steht er auf und schleicht aus dem Haus. Vor dem Gartentor bleibt er noch einmal stehen und dreht sich noch einmal um. Er wird seine Familie verlassen, weil er fort muss. Er muss sich selber finden auch wenn es bedeutet seine Familie zu verlassen. Schweren Herzens kehrt er seiner Familie und und seiner Heimat den Rücken.
„...und seitdem bin ich nie wieder nach Hause gekommen.", beendet er seine Erzählung. Rita, die eigentlich sauer und wütend war, sieht ihren Bruder betroffen an.
„Soll das also heißen, dass du eigentlich nichts Böses im Kopf hattest bei deiner Flucht?", fragt sie erstaunt. Er nickt.
„Und wieso hast du uns dann gefangen genommen?", fragt sie. Er sieht sie lange an.
„Ich habe gehört, dass Manchester abgebrannt ist. Und da habe ich dann die Kinder alleine im Wald gesehen. Ich dachte, dass ich ihnen helfen sollte."
„Helfen? Dass nennst du helfen? Du nennst das helfen?", fragt sie. Plötzlich spürt sie wieder die Wut in sich aufsteigen.
„Mutter hatte Recht. Du bist echt ein Arschloch. Du würdest lieber das Leben mehrerer Kinder gefährden als auch nur einen Moment zurückstecken zu müssen." Mit diesen Worten steht Rita auf und geht zur Tür. Bevor sie den Raum verlässt, bleibt noch einmal stehen, dreht sich jedoch nicht zu ihm um.
„Ich habe echt gehofft, dass du nicht so ein Arschloch bist wie Mom es immer gesagt hat." Jordan kann in der Stimme seiner Schwester einen traurigen Unterton hören. Aber Gelegenheit gibt sie ihm nicht um sich zu entschuldigen. Denn kaum verstummt sie, schlüpft sie auch aus dem Raum. Sofort wird sie von Jordans Leuten abgefangen und zurück in die Zelle gezerrt. Unsanft wird sie in die Zelle gestoßen. Sie will sich aufrichten, aber ihre Beine versagen ihren Dienst. Wie ein nasser Sack fällt sie auf den Boden. Mühsam richtet sich Rita wieder auf.
„Sieh einer mal an, unser Röschen kann noch nicht einmal mehr stehen.", sagt ihr Peiniger belustigt.
„Aaron lass sie sofort in Ruhe.", sagt Jordan. Er steht plötzlich hinter Ritas Peiniger. Dieser dreht sich erschrocken um.
„Chef, was...ich...nun...", stammelt er. Jordan hebt seine Hand und sein Mitarbeiter verstummt sofort.
„Lass mich mit der Gefangenen alleine. Sofort!", befiehlt er. Rita sie ihn traurig an.
„Oh jetzt darf keiner wissen in welchem Verhältnis wir beide stehen?", fragt sie. Dabei klingt ihre Stimme neutral, fast schon gefühllos. Er sieht sie an.
„Wir haben gerade unser Gespräch nicht beendet.", sagt er nur.
„Oh ich finde schon.", sagt Rita abweisend. Jordan scheint nicht beeindruckt zu sein. Er lehnt sich an einen Pfosten und entgegnetet: „Du kannst dich mir nicht entziehen."
„Und ob ich es kann!" Rita steht auf, glücklicherweise gehorchen ihre Beine, und geht zu der Luke. Energisch streicht sie sich eine lose Strähne hinters Ohr.
„Könntest du bitte damit aufhören.", sagt ihr Bruder hinter ihrem Rücken. Rita reagiert nicht. Sie schaut aus der Luke. So harrt Rita eine Weile aus. Jordan schweigt ebenfalls. Schließlich gibt er es auf.
„Ich kann dich nicht zwingen mit mir zu reden." Mit hängenden Schultern verlässt er die Zellen. Mit schweren Schritten stapft er die hölzernen Treppe hoch. Rita dreht sich zu ihm um. Und genau in diesem Moment dreht er sich auf dem Treppenabsatz um und die Geschwister sehen sich schweigend an.

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