Philomena (in der Wildnis auf der Such nach Rita)
Alle schlafen. James, Layla, Diane und Jan haben sich zum Schlafen zusammengerollt und an die Pferde gekuschelt. Mena hingegen kann nicht schlafen. Sie muss immer wieder an James Blick denken. Er sah total erschrocken aus. Sie sind ziemlich lange geritten. Jetzt tut ihr Po weh und brennt etwas. Außerdem sind ihre Wanden verkrampft. Um den Krampf loszuwerden hat sie die anderen weiter schlafen lassen und ist davon geschlichen. Jetzt setzt sie auf einen umgefallenen Baum. Stöhnend breitet sie ihre Beine aus. Ihre Kleidung ist inzwischen ziemlich dreckig und staubig. Sie versucht etwas den Staub heraus zu klopfen, jedoch ist es schwierigerer als gedacht. Also gibt sie es auf und schließt die Augen. Wodurch sie alles etwas intensiver wahrnimmt. Irgendwo in der Ferne hört sie eine Grille zirpen. Wenn sie sich nicht bewegt und ganz still ist kann sie die Fledermäuse sehen, beziehungsweise spüren. In der Ferne hört man einen Hund bellen. Plötzlich knackt ein Ast hinter ihr und fährt erschrocken zusammen. Blitzschnell dreht sie sich um. Und lässt ihre Schultern hängen. Vor ihr steht Jan.
„Darf ich mich zu dir setzen?", fragt er höflich. Sie nickt nur, obwohl sie bezweifelt dass er es sieht. Allerdings hat er es oder er setzt sich einfach nur so hin.
„Ist es okay wenn ich dir Gesellschaft leiste?", fragt er. Sie nickt abermals.
„Was machst du denn hier?"
„Meine Waden brennen und außerdem musste ich mir mal die Beine vertreten."
„Das habe ich mitbekommen."
„'tschuldigung, habe ich dich geweckt? Ich dachte ich war leise."
„Warst du ja auch.", entgegnetet er. Dann schweigen sie eine Weile. Irgendwann hält sie es nicht aus.
„Erzähl es mir!", fordert sie Jan auf. Er sieht sie fragend an. „Was soll ich dir denn erzählen?"
„Von dir, deiner Familie, deinem zu Hause...einfach alles."
„Hm, alles?", er macht eine überlegende Geste. „ Also ich habe einen jüngeren Bruder, der der Meinung ist, dass ich ein Volltrottel bin. Weshalb er mich immer damit provoziert und vorführt. Und das nur weil er deutlich größer ist als ich. Sonst würde er es vermutlich machen. Außerdem macht er sich über meine künstlerische Ader lustig. Er ist der Meinung, dass Männer nicht malen sollten. Dabei weiß ich gar nicht, was daran so schlimm ist."
„Er scheint dich in jeglicher Sicht nicht zu mögen.", stellt Mena fest. Er sieht sie gequält an.
„Wenn es da nur wäre."
„Was ist es dann?", fragt sie.
„Sagen wir mal so, zwischen meinem Bruder und mir ist irgendwie immer so eine Art Wettkampfdenken vorhanden. Wir stehen im ständigem Vergleich. Wenn ich mal etwas gut mache, dann muss er es immer noch toppen und noch besser machen. Was aber meistens in die Hose geht und dann gibt er mir die Schuld, und dass obwohl ich ihm dann auch noch helfe. Aber er ist sich viel zu fein um bei seinem Bruder zu bedanken. Vermutlich erleidet er dabei sehr große Schmerzen. Ich hoffe doch mal, dass sie ihn wenigstens den nicht vorhandenen Verstand rauben." Sie sieht ihn belustigt an.
„Was ist so lustig?", fragt er.
„Ach nichts.", sagt sie kichernd. „Also schön. Deine Metapher verrutschen. Man kann etwas nicht vorhandenes nicht zerstören, dass klappt eben einfach nicht."
„Stimmt, und dass meine ich ja auch damit. Mein Bruder ist eben einfach strohdoof, aber die Dummen kommen eben immer einfach so durch."
„Sag das nicht.", sie legt ihm eine Hand auf die Schulter. Dabei dreht sie sanft seinen Kopf in ihre Richtung.
„Ich kann verstehen, wenn es dich aufregt, dass er sich so verhält, aber dennoch solltest du ihn nicht so behandeln. Schließlich ist er dein Bruder. Ich wäre um jeden Preis froh wenn ich Geschwister hätte."
„Kann ich mir denken.", erwidert er wenig überzeugt. Dann wird sein Blick sanft. „Du machst irgendetwas mit mir.", sagt er. Fragend sieht sie ihn an.
„Was meinst du?"
„In deiner Gegenwart fühle ich mich irgendwie verstanden und vor allen auch respektiert. Du gibst mir das Gefühl etwas zu bedeuten, ach keine Ahnung."
„War das gerade ein Kompliment?", fragt sie ihn. Langsam nickt er. Dann beugt er sich langsam zu ihr und...
„Moment mal, willst du mich gerade küssen?", fragt sie.
„Wenn du nichts dagegen hast."
„Ah, okay." Auch die letzten Zentimeter überwindet er auch noch und drückt vorsichtig seine Lippen auf die ihren. Sie erwidert seinen Kuss. Aus einem scheuen Kuss wird schnell ein wilder. Er ergreift ihre Taille und zieht sie auf sein Schoß. Während sie ihre Hände in seine seidige Haare gleiten lässt. Philomena vergisst für den Augenblick alles um sich. Ihre Sorgen um ihre Großmutter und ihre Freundin. Das Feuer, das ihr gesamtes Leben umgekrempelt hat. Ihr einfaches und doch lebhaftes Leben. Einfach alles. Sie hat das Gefühl, als wäre ihr eine bleischwere Last abgenommen worden. Für den Augenblick ist sie einfach nur sie selbst. Keine Lügen, keine Maske. Nichts, was sie im Moment von Jan unterscheidet. Irgendwie falle sie um und landen auf dem Waldboden. Nach Luft schnappend und mit geröteten Wangen löst sie sich von ihm.
„Das nächste Mal warnst du mich bitte vor, wenn du wieder so einen Überfall vorhast!", sagt sie. Er grinst sie boshaft an, sagt jedoch nichts. Sie schüttelt den Kopf und zieht seinen Kopf zu sich herab.Am nächsten Morgen erwacht Philomena neben einem schlafenden Jan. Sein Gesicht ist im Schlaf entspannt. Leise steht sie auf und geht zum See. Philomena schält sich aus ihrer Reitkluft und lässt sie zu Boden fallen. Auch ihre Stiefel kickt sie von den Füßen und geht vorsichtig ins Wasser. Immer weiter bis das kühle Wasser ihr bis zum Hals geht. Beim ersten Schritt schreit sie leise vor Kälte auf. Jedoch tut ihr die Kühle gut. Durch sie bekommt sie einen klaren Kopf und kann über das, was letzte Nacht passiert ist, nachdenken. Sie weiß nicht, was über sie gekommen ist. Weshalb sie ihn geküsst hat. Nachdem sie hingefallen sind, hat er ihre Waden massiert, wodurch die Krämpfe automatisch aufgehört haben. Um sich besser an die Kälte zu gewöhnen, taucht sie ganz unter und kommt ein Moment später hoch und erschreckt. Vor ihr steht im See Jan. Er sieht sie nur stumm an. Und sofort überkommt sie das dringende Gefühl ihn wieder zu küssen. Jedoch widersteht sie dem Drang und geht an ihm vorbei. Jedoch hält er sie zurück. „Warte!"
„Was willst du?"
„Wir sollten über letzte Nacht reden, als du mich geküsst hast.", sagt er. Sie sieht ihn an. „Als ich dich geküsst habe? War es nicht eher so, dass du dich auf mich gestürzt hast?"
„Das mag ich zu bezweifeln."
„Hör zu, was immer letzte Nacht über mich gekommen ist, es ist nicht richtig. Wir kommen aus zu verschiedenen Welten und jeder von uns hat sein einiges Leben. Und das weißt du genau so wie ich."
„Philomena, warte bitte. Ich liebe dich.", sagt er. Doch sie schüttelt den Kopf. „Nein, tust du nicht. Und das weißt du genauso wie ich. Du hattest nur Mitleid mit mir und hältst das für Liebe. Doch in Wirklichkeit wirst du mich vergessen sobald du wieder zu Hause bist. Dann hat es keinen Zweck mehr. Auch wenn wir uns jetzt versprechen würden, dass wir uns für immer lieben werden. Es ist nicht richtig. Du hast deine Verpflichtungen zu Hause, in deiner Heimat und ich habe meine hier. Hier gehöre ich hin und du nicht.", mit diesen Worten geht sie an ihm vorbei und lässt ihn somit alleine. Wie zur Statue erstarrt bleibt er mitten im See stehen und sieht ihr hinter her. Sie scheint es wohl nicht zu stören, dass er ihren bloßen Körper sehen kann. Sie watet ans Ufer und zieht ihre Kleidung wieder an. Dann ist sie endgültig verschwunden. Er sieht zur Sonne hinauf.Zwanzig Minuten später stehen alle vereint und satteln ihre Pferde. Philomena beachtet Jan nicht. Wenn er ihren Blickkontakt sucht, dann dreht sie sich weg. Aber auch wenn es aussehen könnte, dass sie nur zu zweit sein können, sucht sie nach einer Ausrede um nicht mit ihm zusammen sein zu müssen. Was ihn etwas traurig macht.
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A royal Story Das Leben einer Prinzessin
Historical FictionPhilomena, welches achtzehn Jahre lang als normales Mädchen aufwächst, erlebt an ihrem 18. Geburtstag eine Überraschung. Plötzlich brennt ihr Herrenhaus lichterloh und sie kann ihre Großmutter nicht mehr finden. Sie begibt sich auf eine Reise voller...