13. Eine einfache Berührung

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Das Haus lag in einer Stille, als ich bei mir ankam. Delta reagierte darauf nicht. Ich trug sie hoch in mein Badezimmer und setzte sie auf dem Klodeckel ab. Sie wirkte abwesend. Ich runzelte die Stirn. Dieses Verhalten hatte ich schon öfters gesehen. Bis jetzt nur bei Kriegern, die traumatisches erlebt hatten. Im Krieg sah man viele grausame Dinge. Selbst ich hatte auch schon damit zu kämpfen gehabt.

Ich trat zur Badewanne und ließ dort das Wassereinlaufen, ehe ich zu ihr zurücktrat. Sie starrte ins Leere.

„Delta." ich hockte mich vor sie. Sie reagierte auf meine Stimme und sah mich einen Moment an. Ach wenn sie eher durch mich durch zu starren schien. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich strich sanft über ihre weiche Wange und musterte die Narbe über ihrer Oberlippe. Wie war die nur entstanden? Nachdenklich zog ich ihr den schwarzen Mantel aus, wobei sie mehr oder weniger half. Zumindest hob sie ihre Arme, damit ich ihn ausziehen konnte. Langsam löste ich die Unterarmschienen ihrer Rüstung und zog ihr die Stiefel aus. Dann zog ich sie auf ihre Beine, um ihre Rüstung Teil für Teil loszuwerden. Als ich das geschafft hatte, schluckte ich. Ihre so weiche Haut zierte an der Hüfte zwei Narben. Sie sahen wie schnitte oder Einstichstellen eines Schwertes aus. Sachte strich ich darüber und spürte, wie sie zusammenzuckte. Eine dritte Narbe, sie war länger, verlief über ihre linke Brust, seitlich herunter zu ihren Rippen. Was ist dir nur geschehen?

Ich versuchte den Tumult in meiner Brust im Zaum zu halten. Es brachte nichts, wütend zu werden, so lange ich nicht wusste wer ihr das angetan hatte. Auch wenn ich schwer auf Jamie tippte.

Sanft schob ich Delta in Richtung der Badewanne und hob sie hinein. Langsam ließ ich sie herunter gleiten, wobei mir zwei weitere Narben auf ihrem Rücken auffielen. Zwei Lange helle Striche, die sich von der gebräunten Haut abzeichneten und von ihrem einem Schulterblatt quer herunter zu ihren Lenden zog.

Ich presste die Lippen zusammen und wollte mich aufrichten, als sie ich plötzlich festhielt. In ihren Augen stand Panik und sie zog mich näher.

„Soll ich dich nicht alleine lassen?" fragte ich. Sie zog an meinen Arm, bis ich verstand. Ich griff an mein Oberteil und zog es mir aus. Ließ die sowieso durchnässte Kleidung, unter Deltas brennenden Blick, zu Boden gleiten. Dann stieg ich hinter ihr in die Wanne. Glitt in das angenehm warme Wasser und zog sie zwischen meine Beine an mich. Sie sank gegen mich und ich schlang die Arme um sie. Kesselte sie in meiner Berührung ein, während das warme Wasser und der Haut zu Haut Kontakt langsam Muskel für Muskel entspannte.

Sanft hauchte ich ihr einen Kuss auf die nackte Schulter und hoffte, dass ihr der Kontakt half. Es tat gut, sie wieder in meinen Armen zu haben, aber ihr ging es offensichtlich nicht gut. Ich musste für sie da sein, so gut es ging.

„Ich bin hier." hauchte ich in ihr Ohr. Ihre Finger krallten sich in meine Oberschenkel die sie umschlangen. Als müsste sie mich festhalten, um den Kontakt nicht zu verlieren. Ich legte meine Lippen einen Moment an ihren Hals, kurz unter dem Ohr. „Ich bin hier."

°°°

„Sie ist eben eingeschlafen." sagte ich ruhig und lief unten im Wohnzimmer hin und her.

„Und ihr geht's gut?" Raes Stimme war voller Besorgnis.

„Vorerst fehlt ihr nichts." sagte ich und war froh über die Entscheidung ihr Bescheid gegeben zu haben. „Wir sollten sie momentan nicht zu viel bedrängen." ich gähnte müde und zupfte an meinen zu großen Pulli, den ich mir nach dem Bad einfach übergezogen hatte. „Ich rufe dich morgen noch mal an. Vielleicht will sie ja mit euch reden."

„Ist gut und Gaiá?"

„Ja?"

„Danke."

Ich nickte. „Ich will nur das es ihr gut geht."

Erinnerungen, Liebe & Götterkinder 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt