Die kleinen waren wirklich süß, aber als das kleine Biest begann, mir meinen noch halbwegs ordentlichen Zopf aufzudruseln, reichte es mir.
Maria nahm mir das Kätzchen ab und der kleine Schwarze krächzte kurz auf, sprang auf den Boden und verzog sich.
"Man könnte fast meinen, ich hätte ihn beleidigt, als ich ihn von deinen Haaren befreite.", lachte Maria herzlich. Ich stimmte ein.
Es war ein gelungener Tag und ich glaube, ich habe in Maria eine gute Freundin gefunden.
•♡•♡•♡•
Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, wachte ich mit Rückenschmerzen und einem einengenden Gefühl auf. Kein Wunder, denn wie ich bemerkte, hatte ich es gestern Abend nicht mehr geschafft, mich umzuziehen.
Die Jeans war völlig verdreht und saß sehr unbequem. Allerdings hieß das, dass ich gestern ohne große Grübeleien eingeschlafen sein musste.
Ich wertete das als positives Zeichen und tatsächlich ging es mir besser als die letzten Tage. Ich fühlte mich fit und ausgeruht.
Also machte ich mich fertig und stieg in den Bus, der heute ein wenig leerer war als sonst.
Mit den Gedanken hing ich meiner Musik hinterher, meine Augen waren geschlossen und ich entspannte mich einfach.
Irgendetwas sagte mir, dass heute ein guter Tag werden würde.
Eine Haltestelle vor dem mir verhassten Lerngebäude stieg ich aus und kaufte mir einen Cappuchino - diesmal wieder meine Sorte. Mit einem begrüßenden Nicken ging ich an den Rauchern meiner Klasse vorbei, welche sich vor dem Unterricht immer nochmal vor dem Laden versammelten.
Die eine Haltestelle lief ich einfach, denn nach einem kurzen Blick auf mein Handy war mir bewusst, dass ich noch genug Zeit hatte, ehe ich den Unterricht antreten musste.
In der Schule angekommen setzte ich mich auf meinen Platz in der letzten Reihe und döste ein wenig vor mich hin. Nach und nach betraten die restlichen Schüler den Raum, bis ein eiskaltes 'A-ve-li-na!' die Entspannung in mir zerriss.
"Ja, der Herr?", antwortete ich und blickte ihm in seine stahlblauen Augen. Er wirkte ein wenig gereizter als sonst. Da hat wohl jemand nicht genug Schlaf bekommen - erklärt vermutlich, warum ich so gut geschlafen habe.
Bei dem Gedanken zuckten meine Mundwinkel scheinbar unmerklich einen Moment nach oben.
"Du setzt dich sofort auf deinen Platz! Nicht umsonst habe ich dich vorn' bei mir eingeteilt!" Siedend heiß fiel es mir wieder ein. Probeweise. Vorn. Lehrertisch.
Ich nahm also meine Sachen und setzte mich wieder auf den mir von ihm zugeteilten Platz. Avelina, das war bisher das Peinlichste, dachte ich.
An der Tafel standen bereits Aufgaben zum Bearbeiten und langsam verzweifelte ich. Ich blickte auf und sah ihn an. Er hatte den Kopf gesenkt und schrieb eifrig.
Wieder einmal bewunderte ich die markanten Kieferknochen, die dunklen, strubbigen Haare und die Wimpern, die seine blauen Augen in dieser Haltung verdeckten.
Oh doch, ich würde einiges darum geben, ihm einmal nah sein zu dürfen. 'Konzentriere dich. Du hast absolut kein Recht, so an ihn zu denken.', meldete sich meine innere Stimme.
Doch es war mir egal. Ich versank in meinem kleinen Tagträumchen, in dem ich mal wieder nachsaß. Und so sehr es mich nach ihm verzehrte, umso mehr dachte ich mir, dass ich zu viele Geschichten gelesen habe.
Denn jedes Zeichen bisher schien kein Zeichen gewesen zu sein. Doch dann schob sich ein Zettel in mein Blickfeld. Neugierig faltete ich ihn auseinander.
Es stand nicht viel darauf, doch was geschrieben war, ließ mein Herz ein Stückchen höher hüpfen.
Du hast immernoch Tafeldienst. Nach dieser Stunde.
XO D.L.Nach dieser Stunde war eine zwanzigminütige Pause, bevor es dann mit Deutsch weiterging.
Und trotz der Ereignisse der letzten Tage waren meine Gedanken, die bis jetzt präsent waren, weggeblasen.
Den Zettel verstaute ich säuberlich in meiner Federmappe und begann wieder auf den Rand meines karierten Blattes zu kritzeln.
Nicht mehr lang.
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17 - his student
Teen FictionGefühle spielen gegen Angst. Gegen Gedanken und gegen die Vernunft. Dinge passieren. Geschehnisse verändern Menschen und zwischenmenschliche Beziehungen. Das Herz zerreißt einen, wenn man diese Person anschaut, doch gleichzeitig beginnt es wie wild...