II | AVELINA

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Und aus dem 'nicht mehr zu lang' wurde eine Zeit, die sich einerseits anfühlte, als wären 5 Minuten vergangen, andererseits, als wären 50 dieser vergangen.

Was würde er mir sagen wollen? Würden wir endlich über den Vorfall reden? Oder wollte er mich einfach wieder beim Wischen der Tafel beobachten?

Doch irgendwann klingelte die Schulglocke, ich stand auf und sortierte langsam meine Stifte in meine Federmappe ein, während der Rest sehnsüchtig auf den Hof rannte.

Manche, um endlich essen zu können, andere um zu rauchen und ich - musste die Tafel abwischen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist das beinah das Liebste, was ich gerade machen würde. Zumindest, wenn Damian mit im Raum ist.

Die Tür fiel hinter dem letzten Schüler zu und ich machte mich auf den Weg ans Waschbecken, um den versifften Lappen mit Wasser zu benetzen.

Er beobachtete mich, während er sich an der Fensterbank abstützte. Als ich hinschielte, fiel mir wieder auf, wie gut er eigentlich aussah.

In Gedanken spürte ich wieder seine Hand auf meinem Oberschenkel, in Gedanken küsse ich ihn gerade wieder. In Gedanken stelle ich mir vor, es wären mehr als nur ein paar Sekunden. Und aus diesen Gedanken wurde ich genau jetzt gerissen.

"Ave?" Da war er, der kleine Hüpfer meines Herzens, als er meinen Spitznamen benutzte. "Ja, Mister Laykon?"

Er kam mir einen Schritt näher, noch einen und noch einen, bis er mir schließlich in den Nacken atmete. Ich versuchte, mich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, obwohl mir das deutlich schwerfiel.

"Du spielst mit dem Feuer, du spielst ein ganz gefährliches Spiel."

Es war mehr ein Raunen als gesprochene Worte, doch mir blieb die Luft zum Atmen. Ich drehte mich um, öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder.

Damian stützte seine Hände links und rechts von mir an die nasse Tafel. Ich hob meinen Kopf an, um ihm in die Augen sehen zu können, die mich deutlich fixierten.

Ich atmete schnell und unregelmäßig, er hatte mich in der Hand. Ich bin so machtlos wie Wachs, welches in seinen Händen zerfliesst. "Man küsst keine Lehrer, Ave. Und man schreit ihren Autos nicht hinterher, die können nämlich nichts dafür."

Er legte eine Hand sanft um meinen Hals, drückte mein Kinn damit noch ein wenig nach oben und hauchte mir die Frage zu, ob ich seine Worte verstanden habe. "Ja!", keuchte ich.

Er ließ mich los und ging zwei Schritte zurück. Damit war wieder Distanz geschaffen. Leider. Wir behielten den Blickkontakt und ich klammerte mich an die Kreideablage, ich brauchte irgendetwas, um mich festzuhalten.

17 - his studentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt