❥ Chapter 54

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Lyas POV

"Hallo Lyana. Schön, dich wiederzusehen. Wie geht es dir?", fragt Mrs Jensen mich in meiner ersten Therapiestunde nach ihren vier Wochen Urlaub. Eigentlich waren es nur drei Wochen, aber wir haben meine Therapiestunden geändert, sodass ich nur noch alle zwei Wochen kommen muss. Ich habe wohl schon große Fortschritte gemacht, sodass ich nicht mehr jede Woche einen Termin benötige. Als Mrs Jensen mir vorletzten Monat diesen Vorschlag gemacht hat, dachte ich erst, sie macht Witze, doch sie meinte es ernst. Irgendwie lustig, wenn man bedenkt, dass ich anfangs gar nicht herkommen wollte, aber herkommen musste und nun bin ich anscheinend so stabil, dass ich kaum noch herkommen muss, aber herkommen will. Die Therapie ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden in den letzten Monaten, aber ich sehe ein, dass ich mittlerweile soweit bin und mit meinen Freunden und meiner Familie über Nicks Tod reden kann. Zwar fällt es mir noch immer nicht so leicht, aber ich schaffe e simmer besser und akzeptiere die Realität.

"Hallo. Mir geht's gut, danke. Wie war der Urlaub?", gebe ich mit einem Lächeln zurück.

Meine Therapeutin erwidert es und macht sich kurz Notizen. "Er war schön, danke der Nachfrage. Kommen wir wieder zurück zu dir. Du hattest doch letzte Woche Geburtstag, stimmt das?"

"Ja, ich bin 18 geworden."

"Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Hattest du eine schöne Feier?"

Ohne zu zögern antworte ich. "Ja, ich hatte einen wirklich schönen Tag. Alec hat mir einen Sternenhimmel geschenkt und dazu ein Picknick." Dieser Tag war einer meiner besten Geburtstage, die ich je hatte. Aber ich glaube, auch wenn ich einfach nur meine Freunde um mich herum gehabt hätte, wäre es auch gut gewesen. Nachdem Alec und ich den Nachmittag bei ihm verbracht haben, sind wir gegen Abend zu mir gegangen und haben mit meinen Eltern, Tessa, Garrett, Maddie und Jonah zu Abend gegessen. Es gab Lasagne, wie jedes Jahr an meinem Geburtstag, und kurz spürte ich einen Stich in meiner Magengegend, weil es auch Nicks Lieblingsessen war. Doch dann dachte ich daran, dass er auf mich hinabschaute und uns mit einem Lächeln beobachtete.

Alles in allem war es ein toller Abend und ich war selbst froh darüber, dass Garrett da war. Mit ihm verstehe ich mittlerweile auch gut. Ich weiß nicht, warum ich ihm am Anfang keine Chance gegeben habe, umso froher bin ich, dass ich ihn mit meiner negativen Energie nicht abgeschreckt habe und er sich abgewandt hat. Ich glaube, nein ich weiß, dass Tessa mit ihm wirklich Glück hat. Genauso, wie ich Glück mit Alec habe.

Selbst als Mrs Clarke angerufen hat und mir zum Geburtstag gratuliert hat, hat mich das nicht aus der Bahn gebracht. Klar, ihre Stimme zu hören war erst komisch für mich, aber es war schön, dass sie sich daran erinnert hat.

"Das freut mich wirklich zu hören. Du wirkst auch, als würde es dir gut gehen." Diese Tatsache bestätige ich mit einem schüchternen Lächeln. Ja, ehrlich gesagt, geht es mir auch gut.

"Wie ist es denn mittlerweile mit deinen Alträumen?", fragt sie.

Mein Lächeln verschwindet und ich räuspere mich. "Naja, ganz weg sind sie noch nicht, aber sie werden weniger. Ich habe sie nicht mehr jede Nacht, sondern höchstens nur noch einmal in der Woche." Zum Glück traue ich mich auch wieder, bei Maddie zu übernachten, ohne Angst zu haben, weinend von meinem Albtraum aufzuwachen.

"Ein traumatisches Ereignis zu verarbeiten ist auch nach Monaten der Therapie noch schwer. Es werden immer Trigger geben, die es dir schwer machen, damit klarzukommen, aber du bist stark genug, damit umzugehen, Lyana. Und mit der Unterstützung, die du hast, bist du nie alleine und kommst auch durch die vielleicht mal aufkommenden schwierigen Zeiten."

Ja, das weiß ich mittlerweile auch. Mir ist bewusst, dass sich die meisten Leute von einem abgewandt hätten, aber meine Leute zum Glück nicht, wofür ich ihnen unedlich dankbar bin. Ich bin bereit, mit der Sache abzuschließen oder sie so gut es geht vollständig zu akzeptieren. Dazu weiß ich, was mir helfen kann. Es gibt da nämlich ein paar Dinge, die ich nun schon monatelang vor mich hinschiebe, denen ich aber nicht immer aus dem Weg gehen kann.

Break The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt