❥ Chapter 37

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Lyas POV

Schon als ich heute morgen wach wurde, hatte ich ein komsiches Gefühl und jetzt weiß ich auch, warum. Es ist, als hätte etwas in mir noch vor mir selbst gewusst, was heute für ein Tag ist.

Mit einem schweren Gefühl im Magen stehe ich auf und gehe auf meinen Kalender zu. Ich habe Angst, den Blick zu heben, doch es führt kein Weg daran vorbei. Obwohl ich weiß, was mich erwartet, stockt mir der Atem. Heute ist der 8. November. Nicks Geburtstag. Wie gebannt schaue ich auf meinen Kalender und kann mich gar nicht davon losreißen. Wie kann eigentlich schon November sein? Für mich fühlt es sich noch immer so an, als hätten wir Mai und jetzt soll Nicks Tod schon ein halbes Jahr her sein? Wie kann die Zeit sich eigentlich so lang und gleichzeitig so kurz anfühlen?
Mit einem tiefen Seufzer lasse ich von dem Kalender ab und mache mich bereit für die Schule.

*

Irgendwie habe ich es geschafft, bis zur Mittagspause durchzuhalten. Keine Ahnung wie, aber ich sitze mit meinen Freunden in der Mensa und esse. Naja, eigentlich schiebe ich mein Essen mehr oder weniger hin und her.

Heute morgen habe ich kaum ein Wort mit Maddie gewechselt. Selbst um ein falsches Lächeln habe ich mich nicht bemüht. Ich will es nicht darauf anlegen, dass andere sehen, wie weh es tut, aber mir fehlt die Kraft, es zu verstecken. Deshalb bin ich umso erleichterter, dass niemand außer Maddie und Jonah weiß, dass Nick heute Geburtstag hat. Das minimiert die Anzahl der mitleidigen Blicke auf zwei. Sowas ist der Nachteil, wenn man die beste Freundin von jemandem war, den jeder in unserem Jahrgang mochte. Wenn man Alec nicht mitzählt, dem anscheinend nichts entgeht. Schon seit einigen Tagen sieht er mich an, als wäre ich ein Stück dünnes Glas, das droht, jeden Moment zu zerbrechen.

"Hey." Ich bemerke kaum, dass er mich angestubst hat, bevor er meinen Namen sagt.
Ich heben meinen Kopf und wende mich ihm zu. "Geht's dir gut?", fragt er und mustert mich besorgt.

"Ja. Ich habe nur keinen Hunger", antworte ich und lege mein Besteck auf den Teller.

In seinem Blick kann ich genau sehen, dass er mir nicht glaubt und mich am liebsten frage würde, warum ich lüge. Doch wie immer hält er sich zurück.

Das bleiben auch so ziemlich die einzigen Worte, die ich mit den anderen wechsle. Sonst sitze ich nur dabei und höre zu.

Jonah ist anzumerken, dass er so tut, als wäre heute auch nur ein normaler Tag genau wie gestern und vorgestern. Doch ich kann hinter seine Fassade sehen und weiß, dass er sich an Nicks Tag nur ablenken will. Ich glaube, er ist froh, dass er Maddie an seiner Seite hat, die ihm heute ganz sicher nicht mehr von der Seite weichen wird. Kurz überkommt mich Eifersucht, doch ich rufe mir in Erinnerung, dass ich diejenige war, die Maddies Angebot, mir Gesellschaft zu leisten, abgelehnt habe. Es ist meine Schuld, dass ich alleine bin. Wäre ich doch nur mehr so wie die anderen und würde nicht alle gleich von mir wegstoßen.

Alecs POV

Ich dachte immer, dass gutes Wetter Einfluss auf die Laune der Menschen hat. Bei Sonnenschein sieht man die Leute mit einem Lächeln im Gesicht herumlaufen, während man sie bei Regen mit einem Regenschirm rumlaufen sieht, der fast schon ihr trauriges Gesicht verdeckt. Aber mittlerweile glaube ich, dass es nur wieder einer dieser typischen Kindergedanken war, die sich in meinem Kopf verankert haben. Denn wenn ich an Lyas traurigen Gesichtsausdruck heute in der Schule denke und den strahlenden Sonnenschein draußen sehe weiß ich, dass meine Theorie nicht wahr sein kann.

Es ist November und ich kenne meine Freunde schon eine längere Zeit und ich bin auch schon an Lyas melancholischen Gesichtsausdruck gewöhnt, aber der heutige hat nochmal einen draufgesetzt. Außerdem wusste ich vorher auch nicht, dass man der Schmerz einer Person, die man mag, auf einen selbst übertragen werden kann, wie eine Infektion, nur ohne die dafür benötigte Berührung. Als sie mir in die Augen sah, dachte ich, mein Herz bliebe stehen. Das Grau in ihren Augen erinnerte mich an die Wolken, die uns das Zeichen geben, dass ein riesiger Sturm auf uns zukommt. Es lag so viel Schmerz in ihrem Blick, dass sich alles in mir zusammengezogen hat. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass wieder alles gut wird. Aber hätte ich das wirklich gemacht, hätte sie mich wahrscheinlich vom Stuhl geschubst. Also habe ich es gelassen.

Break The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt