❥ Chapter 2

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Lyas POV

15:50 Uhr. In 10 Minuten beginnt die unnötigste Stunde meines Lebens. Sogar noch unnötiger als die Sportstunden in der Schule. Ich meine, wofür soll das gut sein? Um Leute, die eher unsportlich sind, anderen Leuten vorzuführen und somit ihr Selbstbewusstsein in den Minusbereich zu fördern, indem sie dazu noch Noten vergeben? Der reinste Schwachsinn. Aber was soll's. Wir können sowieso nichts daran ändern.

An der Treppe und den Aufzügen angekommen, entscheide ich mich für die Treppe und folge dieser in den zweiten Stock hinauf. Oben angekommen, gehe ich dem Gang entlang und bleibe vor einem Zimmer stehen, das die Aufschrift Zimmer 2.11 – Selbsthilfegruppe auf einem Schild neben der Tür trägt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, oder doch?

"Hey Lyana!", ruft mich ein Mädchen mit langen blonden Haaren aus dem Zimmer, da die Tür wie immer aufsteht. Ich schaue hinein und sehe Elaina. Sie lächelt mich an und gibt mir mit einer winkenden Hand zu verstehen, dass ich zu ihr kommen soll. Ich erwidere ihr Lächeln widerwillig und betrete das Zimmer. Jetzt ist es nun endgültig zu spät.

"Hey", begrüße ich sie ebenfalls und setze mich auf einen Stuhl neben ihr, den ich mir genommen habe. Elaina ist bisher die Erste hier gewesen, wie eigentlich immer. Sie ist so ziemlich die Pünktlichkeit in Person, während ich auch gerne mal auf mich warten lasse. Besonders, wenn es um etwas geht, dass ich gerne meiden würde. Wie diese Therapie zum Beispiel. Was man bei Mom eben bemerkt hat. Eigentlich bin ich pünktlich, nur nicht so überpünktlich wie sie. Eine typische Perfektionistin eben.

"Wie geht's dir so?", fragt sie mich freundlich, während sie sich zu mir dreht.

Ich muss leicht lächeln. "Ist das dein Ernst?"

Ihr Lächeln erstirbt und sie sieht mich verdutzt an, sagt aber nichts.

"Ich meine, wir sind hier in einer Selbsthilfegruppe und diese Frage wird uns Mrs Jensen sicher gleich stellen, verstehst du? Da müssen wir uns nicht noch gegenseitig vor der eigentlichen Therapie therapieren", erkläre ich. Darauf sagt sie wieder nichts und sieht mich nur weiter mit großen Augen an. "Das war nicht böse gemeint, Elaina. Tut mir leid, das war eigentlich nur ein Witz."

Manchmal kann sie dem, was ich sage, nicht folgen, da sie keinen Sarkasmus versteht. Aber im Allgemeinen ist es nicht schlimm, schließlich verstehe ich mich selbst genauso wenig.

"Ah ja, stimmt", antwortet sie und versucht wieder ein Lächeln zurück auf ihre Lippen zu holen.

In diesem Moment kommen zwei weitere Leute aus unserer Gruppe herein. Mike und Hailey. Er geht vor, sie folgt ihm.
Mike nimmt sich einen Stuhl und setzt sich gegenüber von uns. Er ist ein Einzelgänger und eher schweigsam, was mich nicht sonderlich stört, da er, erstens, trotzdem irgendwie einen netten Eindruck auf mich macht und, zweitens, ich auch nicht wirklich rede.
Hailey kommt in unsere Richtung, schnappt sich einen Stuhl und setzt sich neben mich.

"Hey", begrüßt sie uns lustlos.

"Hey", antworte ich genauso lustlos und Elaina natürlich wieder überfreundlich. Hailey rollt kurz mit den Augen, was ich bemerke, Elaina jedoch nicht. Auch, wenn Hailey es versucht zu verstecken. In diesem Punkt ist sie wie ich: genervt davon, dass sie hier sein muss. Mit ihr verstehe ich mich bisher am besten, obwohl wir eigentlich vollkommen verschieden sind.
Sie ist eine Rebellin und mag es, andere Leute zu ärgern. Mit anderen Worten also das komplette Gegenteil von mir. Dieser Charakterzug ist ebenfalls an ihrem Äußeren zu erkennen, was vielleicht oberflächlich und nach Vorurteil klingt, aber auf sie wirklich zutrifft: Hailey trägt viele Piercings und hat bereits einige Tattoos, was mich etwas erstaunte, da sie, wie ich, auch erst 17 Jahre alt ist und dafür das Einverständnis ihrer Eltern braucht. Die hat sie wahrscheinlich oft gefälscht, da ihre Eltern, nach Erzählungen, relativ konservativ sind. Ein typisches bad girl also. Aber wenn es ihr gefällt, soll sie es machen.

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