❥ Chapter 3

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Lyas POV

Nach einer Stunde ist es endlich vorbei und wir können gehen. Wir redeten über die vergangene Woche und wie wir uns jetzt fühlen. Es war wie immer: total langweilig und die reinste Zeitverschwendung. Keine Ahnung, irgendwie habe ich das Gefühl, mir wird diese Gruppe nicht helfen.

"Endlich! Ich dachte schon, diese Stunde würde gar nicht mehr enden", flüstert Hailey mir zu, als wir den Raum verlassen.

"Allerdings. Es hat sich wieder angefühlt wie eine halbe Ewigkeit." Hailey stimmt mir mit einem kleinen Lächeln zu.

"Ich wollte noch zu Jack gehen. Willst du vielleicht mitkommen?", fragt sie, während wir gemeinsam die Treppe hinuntergehen.

"Ich kann nicht, sorry. Ich muss hier auf meine Mom warten, weil wir noch einen Termin haben." Ausnahmsweise kommt mir Moms Termin sehr gelegen. Ich habe nämlich, ehrlich gesagt, keine Lust auf Haileys Kifferfreund Jack, aber so direkt möchte ich ihr das nicht sagen. Ich will keine Spielverderberin sein und außerdem würde sie es wahrscheinlich nicht verstehen. Wie gesagt, an sich ist Hailey kein schlechter Mensch, aber ich habe nicht vor, in meiner Selbsthilfegruppe Freundschaften zu knüpfen. Wir sind nur nett zueinander und das war's auch schon. Bin ich froh, wenn ich hier wieder weg bin und zu Hause in meinem Bett sein kann.

"Okay, dann vielleicht nächstes Mal. Bis nächsten Dienstag." Sie winkt mir kurz zum Abschied zu, während ich vor dem Eingang stehen bleibe und sie weggeht.

Nun stehe ich hier und warte auf meine Mom. Da ich nichts Besseres zutun habe, nehme ich mein Handy heraus und öffne meine SMS App. Ich schaue meine Chats durch und sehe den Namen Nick an erster Stelle angepinnt. Ich tippe auf den Chat und lese mir unseren letzten Verlauf durch. Immer und immer wieder. Dies tue ich in letzter Zeit ziemlich oft. Vielleicht sogar zu oft.

Diesmal schaue ich mir zuerst sein Profilbild an. Darauf sind er und ich zu sehen. Erinnungen kommen hoch und nehmen meine Gedanken ein. Es kommt mir vor, als wäre es erst vor wenigen Tagen entstanden und nicht schon vor über einem Jahr.

Damals waren wir, also meine Eltern und meine Schwester, mit Nick und seinen Eltern im Urlaub in London. Unser erster Aufenthalt außerhalb Amerika und wir haben uns so sehr darauf gefreut. Nick und ich mussten wirklich unsere Überzeugungskraft spielen lassen, damit unsere Eltern es überhaupt in Erwähnung ziehen, diese Reise, unseren gemeinsamen Traum, wahrzumachen. Also gaben wir alles und  hatten richtige Argumentationen geschrieben und zwar so, wie wir es in der Schule gelernt haben. Nach einigen langen Diskussionen willigten sie erfreulicherweise ein und wir freuten uns sehr. Doch sie stellten eine Bedingung auf: Wir mussten einen Teil selbst dazugeben, indem wir uns kleine Jobs, wie Babysitten, Rasenmähen, für ältere Nachbarn einkaufen gehen und ähnliches suchen sollten, damit wir ihnen zeigen konnten, wie ernst wir es meinten. Also machten wir das und hatten bis zu den Sommerferien einiges an Geld zusammengespart. Da uns bewusst war, dass so eine große Reise teuer werden würde, strengten wir uns doppelt so sehr an und verzichteten auch öfter mal auf etwas. Aber das war es definitiv wert. Es waren die schönsten Tage meines Lebens und wir hatten eine Menge Spaß.

Auf dem Bild stehen Nick und ich vor der Tower Bridge und tragen einen Pulli mit der Aufschrift London – England. Die typischen Touris also. In unseren Gesichtern kann man ein breites und ehrlich glückliches Lächeln sehen. Bei diesem Anblick scheint der Gedanke unmöglich, dass Nick sich in weniger als einem Jahr darauf das Leben nehmen würde. Somit war es unser erster und auch letzter gemeinsamer Urlaub in unserer Lieblingsstadt. Wir hatten noch eine viel längere Liste an Städten, die wir zusammen bereisen wollten, aber das werden wir nie wieder können...

"Lyana?" Erschrocken fahre ich hoch und mir fällt schon fast das Handy aus der Hand, als meine Mom vor mir steht. Ich habe sie gar nicht kommen hören. Schnell sperre ich mein Handy wieder und packe es in die Jackentasche.

Break The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt